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Behandlung bei Herzinsuffizienz

Unter Herzinsuffizienz leiden in Deutschland rund vier Millionen Menschen. Ihr Herzmuskel ist zu schwach oder zu steif, um das Blut aus dem Herzen in den Körper weiter zu pumpen. Die gute Nachricht: In der modernen Medizin gibt es für Betroffene zahlreiche Behandlungsmöglichkeiten.

15.12.2023 Lesedauer: - Min. Aktualisiert am 28.10.2025
Medizinisch geprüft von Alexander Staudt
Weak senior woman with walking stick waiting for help during breathlessness attack
Inhaltsverzeichnis

Diagnose und erste Schritte

Die Diagnose Herzinsuffizienz ist für Betroffene häufig mit Unsicherheit und zahlreichen Fragen verbunden. In der modernen Medizin stehen Ärztinnen und Ärzten allerdings zahlreiche Maßnahmen zur Verfügung, um Ursachen zuverlässig klären und frühzeitig Therapiemaßnahmen einzuleiten.

„Sobald die Ursache für die Herzschwäche klar ist, entwickeln wir gemeinsam mit dem Patienten oder der Patientin einen Plan für die bestmögliche Therapie“, erklärt Prof. Dr. Alexander Staudt, Chefarzt Abteilung Innere Medizin/Kardiologie der Helios Kliniken Schwerin.

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Wie lässt sich Herzschwäche im Alltag behandeln?

Bei einer Herzschwäche spielt der Lebensstil eine entscheidende Rolle. Schon kleine Veränderungen im Alltag können das Herz entlasten und Beschwerden lindern. Regelmäßige Bewegung wie Spazierengehen, Radfahren oder moderates Training verbessert die Belastbarkeit und wirkt sich positiv auf das Wohlbefinden aus.
Auch eine ausgewogene Ernährung trägt zur Herzgesundheit bei: Zu viel Salz kann Wasser im Körper binden und die Herzarbeit erschweren. Empfohlen wird eine salzbewusste, pflanzenbetonte Ernährung, die reich an Obst, Gemüse und Ballaststoffen ist. Ebenso entscheidend sind Rauchverzicht und ein maßvoller Umgang mit Alkohol.
„Die Basis jeder Herzinsuffizienztherapie ist eine stabile Lebensweise“, betont Prof. Staudt. „Bewegung, Ernährung und Kontrolle sind Bausteine, die jede weitere Behandlung unterstützen.“

Erfahren Sie hier mehr: Wie einer Herzinsuffizienz vorbeugen? | Helios Gesundheit

Welche Medikamente stärken ein schwaches Herz?

Medikamente bilden das Rückgrat der Herzinsuffizienztherapie. In vielen Fällen entlasten sie das Herz, senken das Sterberisiko und verbessern die Lebensqualität. Zu den wichtigsten Wirkstoffgruppen neben Diuretika zählen:

  • ACE-Hemmer oder AT1-Blocker, die Blutdruck und Herzbelastung senken.
  • Betablocker, die den Puls verlangsamen und das Herz schützen.
  • Mineralokortikoidrezeptor-Antagonisten (MRA), die verhindern, dass sich Flüssigkeit im Körper staut.
  • SGLT2-Hemmer, ursprünglich zur Diabetesbehandlung entwickelt, verbessern nachweislich die Prognose bei Herzschwäche.

Prof. Staudt: „Die medikamentöse Therapie wird immer ganz individuell angepasst und regelmäßig überprüft.“ Je nach Krankheitsbild kann die Ärztin oder der Arzt weitere Medikamente ergänzen, etwa Diuretika zur Entwässerung oder Eiseninfusionen bei Mangelzuständen.

Helios Kliniken Schwerin

Chefarzt der Klinik für Kardiologie und Angiologie

Eine Herzschwäche lässt sich heute in vielen Fällen gut behandeln. Entscheidend ist, die Behandlung individuell anzupassen und frühzeitig zu beginnen, damit das Herz möglichst lange leistungsfähig bleibt.

Wann kommen Schrittmacher oder andere Geräte zum Einsatz?

Wenn Medikamente allein nicht ausreichen, kann moderne Medizintechnik das Herz gezielt unterstützen. Ein Herzschrittmacher hilft Betroffenen, deren Herz zu langsam schlägt oder unregelmäßig arbeitet. Das kleine Gerät gibt elektrische Impulse ab, damit das Herz wieder im richtigen Rhythmus schlägt.

Bei manchen Betroffenen ist jedoch nicht der Rhythmus, sondern die Koordination der Herzkammern gestört. Das ist häufig bei einer Herzschwäche mit stark verminderter Pumpleistung der Fall. In diesen Fällen kann eine kardiale Resynchronisationstherapie (CRT)  helfen. Das System stimuliert beide Herzkammern gleichzeitig, damit sie wieder im Takt schlagen. So kann sich die Herzleistung messbar verbessern.

Das Einsetzen dieser technischen Hilfsmittel erfolgt minimalinvasiv über eine Vene. „Solche Systeme sind für viele Betroffene ein echter Gewinn an Lebensqualität“, erklärt Prof. Dr. Alexander Staudt. „Oft können sie wieder Treppen steigen oder Spaziergänge unternehmen, die vorher undenkbar waren.“

Wann ist eine Herztransplantation nötig – und welche Alternativen gibt es?

Schreitet die Herzschwäche trotz aller Therapien fort, kann eine Herztransplantation die letzte Behandlungsmöglichkeit sein. Sie ermöglicht vielen Betroffenen, wieder aktiv am Leben teilzunehmen und kann zu einer deutlichen Verbesserung der Lebensqualität beitragen. Bei der Transplantation wird das erkrankte Herz während einer Operation durch ein Spenderorgan ersetzt. Der Eingriff dauert in der Regel mehrere Stunden und erfordert eine sorgfältige Nachsorge.

Da Spenderorgane knapp sind, setzen Ärztinnen und Ärzte zunehmend auf sogenannte Herzunterstützungssysteme (LVADs). Diese kleinen Pumpen werden während einer offenen Herzoperation direkt an die linke Herzkammer und die Hauptschlagader angeschlossen. Sie übernehmen einen Teil der Pumpleistung des Herzens.

„Diese Systeme werden auch Kunstherzen genannt. Sie können eine wertvolle Überbrückung bis zur Transplantation sein. Bei älteren Patientinnen und Patienten eignen sie sich teilweise auch als dauerhafte Lösung, um Belastbarkeit und Lebensqualität zu erhalten,“ erklärt Prof. Staudt.

Beide Eingriffe sowie die Nachsorge erfordern spezialisierte Teams aus Kardiologie, Herzchirurgie und Pflege, die eng zusammenarbeiten. So können mögliche Komplikationen früh erkannt und individuell behandelt werden.

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Kliniken, Arztpraxen und Expert:innen finden

Warum ist interdisziplinäre Zusammenarbeit bei der Behandlung von Herzinsuffizienz so wichtig?

Herzinsuffizienz betrifft oft nicht nur das Herz. Viele Patientinnen und Patienten haben zusätzlich eine eingeschränkte Nierenfunktion, Bluthochdruck, Diabetes oder Lungenerkrankungen. Deshalb ist eine enge Zusammenarbeit verschiedener Fachrichtungen entscheidend für die Behandlung.

Helios betreibt bundesweit zahlreiche auf die Herzinsuffizienz spezialisierte Kliniken. In diesen spezialisierten Einrichtungen arbeiten Expertinnen und Experten aus Kardiologie, Nephrologie, Radiologie, Herzchirurgie und Pflege Hand in Hand. Sie stimmen Diagnostik, Therapie und Nachsorge eng aufeinander ab. 
Die bestmögliche Behandlung entsteht, wenn alle Disziplinen ihre Expertise einbringen“, so Prof. Staudt. „So stellen wir sicher, dass jede Patientin und jeder Patient die individuell passende Therapie erhält.

Fazit: Was moderne Therapien bei Herzschwäche heute leisten können

„Eine Herzschwäche lässt sich heute in vielen Fällen gut behandeln“, erklärt Prof. Staudt. Je nach Ursache und Schweregrad stehen unterschiedliche Möglichkeiten zur Verfügung. Sie reichen von modernen Medikamenten über elektrische Therapien wie die 3-Kammer-Schrittmacher-Aggregate bis hin zu Kunstherzsystemen und der Herztransplantation.

„Entscheidend ist, die Behandlung individuell anzupassen und frühzeitig zu beginnen, damit das Herz möglichst lange leistungsfähig bleibt“, so der Chefarzt. „Unser Ziel ist immer, für jede Patientin und jeden Patienten die bestmögliche Therapie zu finden, abgestimmt auf Lebenssituation, Begleiterkrankungen und persönliche Wünsche.

Alexander Staudt
Chefarzt der Klinik für Kardiologie und Angiologie

Bundesärztekammer (BÄK), Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF): S3-Leitlinie Nationale Versorgungs Leitlinie Chronische Herzinsuffizienz – Langfassung. Version 4.0. 2023. Online: https://register.awmf.org/... (Zugriff am 28.10.2025)