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Geburtspositionen im Vergleich: Wann welche sinnvoll ist

Die Wahl der Geburtsposition spielt eine wichtige Rolle für den Verlauf und das Erleben einer Geburt. Welche sich als angenehm und hilfreich anfühlen, ist dabei individuell. Wir stellen die wichtigsten vor. 

11.11.2022 Lesedauer: - Min. Aktualisiert am 04.11.2025
Medizinisch geprüft von Celine Pützschler
Geburtshilfe Einblicke 5
Inhaltsverzeichnis

Was sind Geburtspositionen?

Gemeint sind alle Haltungen und Stellungen, die während der Geburt eingenommen werden können. Ob aufrecht, liegend, sitzend, hockend, kniend oder im Vierfüßlerstand: Jede Haltung hat einen Einfluss auf die jeweilige Phase der Geburt. Wird die Körperhaltung verändert, kann dies die verschiedenen Geburtsphasen unterstützen. Hebammen und Geburtshelfer:innen empfehlen, mehrere Positionen auszuprobieren.

Warum die Wahl der Geburtsposition wichtig ist

Die Geburt ist ein intensiver körperlicher und emotionaler Prozess. Aktive Körperarbeit und der Wechsel zwischen verschiedenen Positionen geben der Gebärenden ein Gefühl von Selbstbestimmung und Kontrolle. Wer selbst wählen kann, fühlt sich sicherer und entspannter. Zudem weiß man: Entspannung und Bewegung helfen dabei, Schmerzen zu verringern und unterstützen die Symbiose von Mutter und Kind während der Geburtsarbeit. Manche Haltungen erleichtern den Atemfluss, andere schenken Halt und geben neue Kraft. Die zusätzliche Begleitung durch eine Hebamme fördert diesen Prozess.

Folgende Dinge spielen eine Rolle:

  • Bewegungsfreiheit: Entspannt und stärkt das Vertrauen in den eigenen Körper.
  • Schwerkraft: Unterstützt das Tiefertreten des Babys durch das Becken.
  • Atemfluss: Kann durch das Einnehmen intuitiv gewählter Positionen verbessert werden.

Das ist ein Test

Sanft ins Leben starten. 

Eine Geburt ist einzigartig – genauso wie Sie und Ihr Baby. In unseren modernen Kreißsälen schaffen wir eine Atmosphäre, in der Ihre Bedürfnisse im Mittelpunkt stehen. Damit Sie sich gut aufgehoben fühlen – bis zu dem Moment, der alles verändert: wenn Sie Ihr neues Familienmitglied das erste Mal im Arm halten. 

Überblick: Häufige Geburtspositionen mit Vorteilen und Hinweisen

Aufrechtes Sitzen

In diesen Positionen können Gebärende die Schwerkraft für sich nutzen. Aufrechtes Sitzen geht beispielsweise im Bett oder auf dem Gebärhocker. Wer einen Pezziball nutzt, kombiniert Ruhe und Bewegung.

Vorteil: Aufrechte Positionen fördern die Bewegungsfreiheit des ganzen Körpers. Meist können diese auch mit Periduralanästhesie (PDA) eingenommen werden.

Zu beachten: Längeres stehen oder sitzen kann anstrengend sein. Tipp: bei Erschöpfung für ausreichend Entspannungsmöglichkeiten durch Lagerungswechsel sorgen.

 

Seitenlage

Die Seitenlage ist eine entlastende Geburtsposition, bei der man entweder auf der rechten oder linken Seite liegt. Diese Position eignet sich zum Ausruhen und kann durch ein Kissen zwischen den Beinen angenehmer gestaltet werden.

Vorteil: Die Gebärende kann sich ausruhen und gilt als gute Position bei Erschöpfung.

Zu beachten: Die Position fühlt sich für viele Gebärende bewegungseinschränkend an.

Hockende Position

Die tiefe oder hängende Hocke kann mit Hilfe des Badewannenrandes, der Sprossenwand, an der Begleitperson oder an einem von der Decke hängenden Tuch eingenommen werden. 

Vorteil: Die hockende Position kann das Tiefertreten des kindlichen Kopfes erleichtern. Durch die Schwerkraft wird außerdem der Geburtsprozess unterstützt.

Zu beachten: Die Geburt in der Hocke benötigt Kraft und kann auf Dauer als anstrengend empfunden werden. 


Stehen oder Gehen

Das Stehen und Gehen eröffnet einen großen Bewegungsspielraum, bei dem verschiedene Arten der Mobilisation wie kreisende Beckenbewegungen, Beckenaufrichten oder asymmetrisches Stehen möglich sind.

Vorteil: Die Gebärende kann sich frei bewegen, wodurch das eigene Körpergefühl gestärkt und die Weite des Geburtskanals optimal genutzt wird.

Zu beachten: Das Stehen und Gehen wird mit der Zeit oftmals anstrengend. Tipp: Pausen machen, anlehnen, abstützen oder durch andere Position ergänzen, um einer Überanstrengung vorzubeugen. 

Vierfüßler-Positionen

Die Positionen im Vierfüßler lassen den Bauch frei nach vorne oder unten hängen, wobei das Tiefertreten des Kindes durch das Becken unterstützt werden kann. Die Gebärende stützt sich mit den Unterarmen am Bett, der Begleitperson oder anderen Dingen ab.

Vorteil: Das Becken bleibt beweglich und Schwerkraft wird genutzt.

Zu beachten: Wird der Vierfüßler-Stand lange beibehalten, kann dieser anstrengend werden und ohne Kissen oder Matte zu Knieschmerzen führen. Tipp: Bei längerer Dauer die Knie polstern.


Die Rückenlage

Die Gebärende liegt flach oder halb aufgerichtet auf dem Rücken. Die Position kann optimiert werden, indem die Begleitperson einbezogen wird: Die Gebärende befindet sich halb sitzend oder leicht zurückgelehnt im Bett oder auf einer Matte auf dem Boden, die Vertrauensperson sitzt direkt hinter ihr. Der Rücken der Gebärenden und der Oberkörper der Begleitperson berühren sich dabei. Partner oder Partnerin können den Atemrhythmus begleiten, den Rücken stützen und beruhigend zusprechen. Die Gebärende kann sich anlehnen, entspannen oder an den Händen der Begleitung festhalten.

Vorteil: Die Gebärende kann sich in dieser Position entspannen. Die Begleitperson kann eng unterstützen.  

Zu beachten: Die Rückenlage gilt heute nicht mehr als routinemäßige Position, da die Schwerkraft weniger ausgenutzt wird.

Warum sind verschiedene Geburtspositionen so wichtig?

Die Geburtspositionen haben einen großen Einfluss auf das Geburtsgeschehen und das Wohlbefinden. Durch verschiedene Positionen und Wechsel kann der Geburtsverlauf unterstützt werden. Welche Haltung als angenehmer oder entlastender empfunden wird, ist individuell. Positionswechsel können Schmerzen reduzieren und die aktive Körperarbeit unterstützen. Nehmen Gebärende sich als selbstbestimmt wahr, stärkt das in der Regel das Vertrauen in den eigenen Körper.

"Es gibt nicht die perfekte Geburtsposition für Alle. Wichtig ist, flexibel zu bleiben, gegebenenfalls mehrere Varianten auszuprobieren und auf den eigenen Körper zu hören. Am Ende ist die Position am besten geeignet, in der sich die Gebärende sicher und kraftvoll fühlt. Die Begleitung durch Hebammen schafft zusätzlich Sicherheit und Vertrauen", sagt Celine Pützschler, Hebamme im Helios Klinikum Gotha.

Die Vorteile nicht-liegender Gebärpositionen

Das knöcherne Becken ist durch die Hormoneinflüsse während der Schwangerschaft aufgelockert und kein starres Gefüge mehr. Durch aufrechte Positionen wird die natürliche Beweglichkeit des Beckens gefördert und die Beckenräume können optimal genutzt werden, um dem Baby das Tiefertreten zu erleichtern. Zudem ist in aufrechter Position der Druck der Gebärmutter auf große Blutgefäße wie die große Hohlvene (Vena-Cava) geringer. Dadurch kann sich die Sauerstoffversorgung für Gebärende und Kind verbessern. 

Wanne, Bett, Hocker, Seil, Sprossenwand: Die verschiedenen Möglichkeiten für die Geburt in den Helios Kliniken 

Die Kreißsäle der Helios Kliniken bieten viele Möglichkeiten, um die verschiedensten Gebärpositionen auszuprobieren. Hebammen und Geburtshelfer:innen begleiten und unterstützen dabei, passende und geeignete Haltungen für jede Geburtsphase zu finden – ganz nach Gefühl, Kraft und Situation. So entsteht Raum für Bewegung, Vertrauen sowie Selbstbestimmung und die Geburt kann aktiv, respektvoll und individuell stattfinden.


Die Wassergeburt

Bei der Wassergeburt befindet sich die Gebärende während der Eröffnungs- und / oder Austrittsphase in der Wanne. 

Vorteil: Wärme aktiviert die Temperatur- und Druckrezeptoren der Haut, die das Schmerzempfinden blockieren oder dämpfen können. Das warme Wasser entlastet Muskeln, Gewebe sowie Gelenke. Zudem kann durch die entspannende Wirkung der Stresshormonspiegel gesenkt werden.

Zu beachten: Ob die Geburt ganz im Wasser stattfindet oder nur Phasen, entscheidet jede Gebärende individuell nach Gefühl sowie in Rücksprache mit der begleitenden Hebamme.  

Hockergeburt

Die Hockergeburt ist eine aufrechte Geburtsposition, bei dem die Gebärende auf einem Gebärhocker sitzt. 

Vorteil: Das aufrechte Sitzen auf dem Hocker erleichtert der Gebärenden, aktiv mitzuarbeiten. Zudem wird die Schwerkraft während der Austrittsphase genutzt. 

Zu beachten: Hilfsmittel wie Bänder, Seile oder die Unterstützung der Begleitperson oder Hebamme erleichtert die Umsetzung.

Geburtspositionen: Wissen zum Mitnehmen

  1. Vielfalt ist wichtig: Es gibt verschiedene Gebärpositionen: aufrecht (Stehen, Hocken, Sitzen), Vierfüßler, Seitenlage, Rückenlage, Wassergeburt oder Hockergeburt. Keine Position ist für alle Gebärende ideal – Individualität zählt.
  2. Aufrechte Haltungen nutzen die Schwerkraft und Beweglichkeit und können bei  Gebärenden das Gefühl von Kontrolle und Selbstbestimmung steigern.
  3. Schutz und Entlastung: Positionswechsel entlasten Rücken, Beckenboden und Beine. 
  4. Eine Umgebung, in der sich die Frau geborgen fühlt und die Bewegungsfreiheit bietet, unterstützen Entspannung, Selbstbestimmung und können die Schmerzwahrnehmung positiv beeinflussen.
  5. Die beste Position bestimmt die Gebärende: Entscheidend ist, was sich stimmig anfühlt. Dabei kann die Begleitperson bei jeder Position helfend zur Seite stehen und aktiv eingebunden werden
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