Spielen Medizin- und Fitness-Apps in Ihrem Klinikalltag eine Rolle?
Dr. Fabian Mühlberg: Auf jeden Fall. Wir bemerken in den letzten Jahren, dass in der Kardiologie zunehmend mehr Patienten mit Herz-Rhythmus-Störungen uns den Ausdruck ihrer Smartwatch vorlegen. Große Studien haben insbesondere auf die Erkennung von bestimmten Rhythmusstörungen wie Vorhofflimmern gezeigt, dass dies mit einer Smartwatch zuverlässig gelingt. Digitale Vorreiter und sehr engagierte Patienten finden sich aber beispielsweise auch in der Diabetologie. Hier gibt es gute Erfahrungen mit jungen Diabetes-Erkrankten, die per App ihren Blutzucker über sogenannte kontinuierliche Blutzuckermessverfahren immer im Blick haben.
Welchen Beitrag können Fitness-Apps leisten?
Dr. Mühlberg: Grundsätzlich ist alles, was individuell funktioniert und motiviert gut: Fitness-Apps sind eine große Chance in der Gesundheitsprävention. Regelmäßiger Sport und Bewegung sind wichtig und alles, was dabei unterstützt, können wir nur gutheißen. Dafür gibt es unzählige Fitness-Apps, die qualitativ immer besser werden und auf spielerische Art und Weise an das Thema heranführen.
Als Kardiologe empfehle ich mindestens 30 Minuten leichtes Training am Tag, um Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorzubeugen, sowie um den Gesundheitszustand von Herzpatienten zu stärken. Studien zeigen, dass leichte sportliche Betätigung an mindestens fünf Tagen in der Woche einen deutlich positiven Effekt auf die Herzgesundheit hat und das Sterberisiko senkt.
Für weniger technikaffine kann ein Schrittzähler als Fitness-Armband oder die Lauf-App auf dem Handy ein guter Einstieg sein, um sich ausführlicher mit der eigenen Gesundheitsprävention zu beschäftigen und sich an den Trainingsplan zu halten. Hier gibt es auch kostenlose Versionen in den App-Stores.
Manchmal kann auch ein gewisser Placebo-Effekt bei der Nutzung von Fitness-Apps wirken: Wenn man beispielsweise durch Schlaf-Tracking besser schläft, egal, ob wissenschaftlich nachweisbar oder nicht, dann ist das Ziel erreicht.
Und in Zeiten von Corona – wie können Apps helfen?
Dr. Mühlberg: Ich glaube, dass während des Lockdowns, als die Fitnessstudios geschlossen hatten, vielen ihre Fitness-App geholfen hat, für zu Hause einen Trainingsplan zu erstellen und den Alltag etwas abwechslungsreicher zu strukturieren oder einfach nur den Tag mit der morgendlichen Yogaübung als Video-Tutorial zu beginnen.
Der positive Nebeneffekt der Coronapandemie ist, dass die Akzeptanz von Gesundheits- und Fitness-Apps sowie anderen digitalen Angeboten gestiegen ist. Patienten und Ärzte erkennen zum Beispiel immer mehr die Vorteile einer Hausarzt-Online-Sprechstunde oder ähnlicher digitaler Lösungen.