Die Therapie der Lungenerkrankung setzt sich aus nicht-medikamentösen und medikamentösen Bausteinen zusammen. Die Maßnahmen zielen darauf ab:
- Beschwerden zu lindern
- einen selbstständigen Alltag zu ermöglichen
- plötzliche Verschlechterungen der COPD zu vermeiden
- die körperliche Belastbarkeit zu erhalten oder wieder zurückzugewinnen
- Belastungen durch Nebenwirkungen der Medikamente geringzuhalten
- die Lungenfunktion zu erhalten
- Schäden an den Organen durch Sauerstoffmangel zu vermeiden
Je nach Schweregrad und den ausgeprägtesten Beschwerden legen die behandelnden Ärztinnen und Ärzte mit Ihnen gemeinsam fest, welche Ziele mit der Behandlung erreicht werden sollen.
Rauchverzicht
Bei neun von zehn Betroffenen ist Rauchen die Hauptursache für COPD. Tabakkonsum ist deswegen gefährlich, weil es Beschwerden wie Atemnot, Husten und Schleimbildung verstärkt. Zudem führt es zu einem schnelleren Fortschreiten der Lungenkrankheit. Deswegen empfiehlt die S3-Leitlinie bei COPD komplett und dauerhaft auf Tabak zu verzichten sowie jedes Passivrauchen zu vermeiden. Vorteile des Rauchstopps sind unter anderem seltenere Verschlechterungen (Exazerbationen) und weniger Krankenhausaufenthalte.
Jeder weiß: Mit dem Rauchen aufzuhören, ist oft nicht einfach. Bestenfalls wird daher schon während des Krankenhaus- oder Reha-Aufenthalts eine kombinierte Behandlung angeboten. Diese besteht aus:
- Verhaltenstherapie: Hier erlernen Sie Maßnahmen, sich vom alltäglichen Rauchen zu entwöhnen. Die Therapie kann sowohl in Einzel- als auch in Gruppensitzungen erfolgen.
- Nikotinersatz: Um den Nikotinverzicht zu unterstützen, können beispielswiese Pflaster, Sprays, Kaugummis oder auch Medikamente eingesetzt werden.
Sollte eine längere Verhaltenstherapie nicht möglich sein, können Alternativangebote unterstützend wirken. Dazu gehören eine persönliche Kurzberatung in der Arztpraxis, telefonische Beratungen am kostenfreien Rauch-Telefon der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Online-Programme zur Rauchentwöhnung sowie Informationsbroschüren.
Können E-Zigaretten beim Rauchstopp helfen?
Laut S3-Leitlinie reicht die Datenlage nicht aus, um eine Empfehlung für oder gegen E-Zigaretten als Unterstützung auf dem Weg zur Rauchfreiheit zu empfehlen. Vielmehr sind die gesundheitlichen Folgen noch nicht abschätzbar, da auch E-Zigaretten verschiedene giftige Stoffe enthalten, die sich ebenfalls negativ auswirken können. Wer mit E-Zigaretten einen Rauchstopp erzielen möchten, sollte im Vorfeld ausführlich über die möglichen Risiken aufgeklärt und ärztlich betreut werden.
Nicht medikamentöse Therapie
Zu den nicht medikamentösen Ansätzen gehören:
Körperliche Aktivität
Mehr Bewegung im Alltag wie Spaziergänge, Einkaufen oder Gartenarbeit und Sport können die Atemnot lindern und die Ausdauer verbessern. Im Reha-Sport lernen Sie, welche Sportarten geeignet sind und worauf zu achten ist.
Lungensport
Es gibt über 1.000 ambulante Lungensportgruppen in Deutschland. Einmal pro Woche können Sie von einem körperlichen Training und Bewegungstherapie unter Anleitung durch speziell ausgebildete Trainer und Lungenfachärzte profitieren. Wichtig: Sie benötigen eine ärztliche Verordnung, die von der Krankenkasse oder Rentenversicherung vor der Teilnahme genehmigt werden muss.
Selbsthilfe-Atemtechniken
Sollten Sie in eine Situation mit akuter Atemnot geraten, ist es wichtig, dass Sie bestimmte Selbsthilfe-Techniken kennen, die das Atmen wieder erleichtern und Ängste lindern können. In Schulungen, der Rehabilitation, beim Lungensport oder der Physiotherapie erlernen Sie unter anderem die Lippenbremse, atmungserleichternde Körperstellungen wie den Kutschersitz und die Torwart-Stellung.
Atmungstherapie
Die Atmungstherapie ist eine spezielle Maßnahme mit dem Ziel, die Lunge zu entlasten und die Atmung zu verbessern. Besonders geeignet und sinnvoll ist diese, wenn Sie viel Schleim in den Atemwegen haben. Von Atmungstherapeuthen erlernen Sie die passenden Übungen, um den Schleim zu lösen und die Lungenfunktion zu verbessern.
Ernährung
Wer COPD hat, sollte reichlich Obst und Gemüse, Vollkornprodukte sowie zwei- bis dreimal Fleisch pro Woche essen. Am besten nehmen Sie mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt zu sich. Weitere Informationen und was es dabei zu beachten gibt, haben wir für Sie im Ratgeber Ernährung bei COPD zusammengefasst.
NIV-Beatmung (Nicht-invasive Ventilation)
Durch Erschöpfung der Atemhilfsmuskulatur kommt es zu einem Anstieg des Kohlendioxids im Blut, was den Kohlendioxidpartialdruck (PCO2) ansteigen lässt. Um den entgegenzuwirken, sollte die gesamte für die Atmung zuständige Muskulatur – im Idealfall intermittierend nur nachts – durch die NIV entlastet werden, sodass der PCO2 wieder auf ein stabiles Maß fällt.
Langzeit-Sauerstofftherapie (long term oxygen treatment= LZ-O2-Therapie)
In einem fortgeschrittenen Stadium der COPD ist oft zusätzlicher Sauerstoff nötig. Blutgasanalysen in Ruhe und unter Belastung können Ihren Sauerstoffbedarf klären. Bei der LTOT tragen Sie eine Nasenkanüle oder Maske, über die Sie kontinuierlich Sauerstoff einatmen. In der Regel sollten Sie 15 Stunden täglich zusätzlichen Sauerstoff verwenden.
Impfung
Mit COPD sind Sie besonders anfällig für Atemwegsinfekte. Bestimmte Impfungen können vor Atemwegsinfektion schützen, die Kosten übernimmt die Krankenkasse. Zu den empfohlenen Impfungen zählen die jährliche Grippeschutzimpfung sowie eine Impfung gegen Pneumokokken.
Schulungen
Wenn Sie die Krankheit verstehen, können Sie sich besser darauf einstellen. Daher sollten Sie Patientenschulungen besuchen. In diesen erfahren Sie, wie Sie Schübe schneller erkennen, Arztgespräche gezielter führen oder die Behandlung leichter nachvollziehen können. An der Schulung kann in der Regel auch eine Bezugsperson teilnehmen. Bei Bedarf sind Nachschulungen möglich.
Therapie durch Medikamente
Die S3-Leitlinie empfiehlt den Einsatz von Medikamenten, die über die Atemwege (Inhalation) verabreicht und direkt in der Lunge wirken können. Die sogenannten Inhalativa richten sich nach der Symptomlast, dem Schweregrad, dem Erfolg der Anwendung und der Häufigkeit von Exazerbationen richtet. Wichtig ist, dass Sie richtig inhalieren. Wenn Sie unsicher sind, lassen Sie sich ärztlich oder in der Apotheke zur richtigen Anwendung einweisen und beraten. Fachärzte für Pneumologie verorndnen die entsprechenden Inhalativa – und sollten deren Wirksamkeit im Verlauf überprüfen.
In fortgeschrittenen Stadien und bei Schüben kommt entzündungshemmendes Kortison als Tablette oder Injektion zum Einsatz.
Des Weiteren besteht die medikamentöse Behandlung aus Bedarfs-Medikamenten und Dauer-Medikamenten. Entsprechend ihrer Bezeichnung wird die Bedarfs-Medikation genommen, um plötzliche Beschwerden zu lindern. Dauer-Medikamente werde täglich und unabhängig vom Beschwerdebild eingenommen.
Operative und nicht-operative Verfahren
Das Lungenvolumen kann operativ und nicht-operativ reduziert werden.
nicht-operativ: Endoskopische Lungenvolumenreduktion mit Ventilen
Dieses nicht-operative Verfahren eignet sich nur für einen kleinen Prozentsatz der mit einem schweren Lungenemphysem erkrankten Patientinnen und Patienten. Im Rahmen einer Lungenspiegelung werden Ventile in die Atemwegsabzweigungen (Bronchien) der betroffenen Lungenabschnitte eingesetzt.
Die Ventile schließen sich bei Einatmung und öffnen sich bei Ausatmung. Hierdurch schrumpfen die krankhaften Anteile und die gesunden Anteile der Lunge können sich wieder ausdehnen. Die Behandlung wird in einer kurzen Narkose durchgeführt.
operativ: Bullektomie und Lungenvolumenreduktion
Wenn weder Ventile noch Coils (Drahtspiralen) eine Verbesserung der Belastbarkeit bei ausgeprägtem Lungenemphysem versprechen, profitieren Sie unter Umständen von einer operativen Therapie.
Bei einer sogenannten Bullektomie werden größere Lungenblasen (Bullae) operativ entfernt. Lungenblasen entstehen durch ein Lungenemphysem und können das benachbarte gesunde Lungengewebe zusammenpressen, was die Atmung erschwert. Durch den Eingriff kann sich die Lungenfunktion verbessern und die Atemnot verringern.
Die operative Lungenvolumenreduktion ist eine weitere Option, um zerstörte Lungenteile, die nicht mehr am Gasaustausch teilnehmen, zu entfernen. Durch den Eingriff lässt sich die Lungenüberblähung reduzieren. Die Operation lindert die Atemnot und verbessert die Lungenfunktion.
Wann kommt eine Lungentransplantation infrage?
Bei einer COPD kommt eine Lungentransplantation nur infrage, wenn das Lungenemphysem bereits sehr weit fortgeschritten ist und andere Therapiemöglichkeiten ausgeschöpft sind. Die Transplantation stellt dann die letzte Therapieoption dar. Dabei kann die Transplantation eines Lungenflügels oder der ganzen Lunge nötig werden. Allerdings sind Spenderorgane knapp, daher gibt es bestimmte Voraussetzungen, die erfüllt sein müssen:
- deutlich erhöhtes Risiko in den kommenden Jahren an COPD zu sterben
- keine schweren Begleiterkrankungen
- über längere Zeit rauchfreies Leben
- Bereitschaft an Reha- und Trainingsmaßnahmen teilzunehmen
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Psychologische Betreuung
Eine COPD-Erkrankung äußert sich nicht nur in den typischen Symptomen, sondern kann auch von Depressionen und Ängsten begleitet sein. Wenn Sie Anzeichen davon bei sich erkennen, sollten Sie sich nicht davor scheuen Einzel- oder Gruppengespräche in Anspruch zu nehmen. Dies kann Ihnen helfen, besser mit der Erkrankung umzugehen und sie zu akzeptieren.
Auch Selbsthilfegruppen können in solchen Fällen eine gute Anlaufstelle sein, um sich mit anderen Betroffen auszutauschen.
Weiterbehandlung und Nachsorge der COPD-Therapie
Um die Verbesserung Ihrer Beschwerden kontinuierlich im Blick zu behalten, sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen in der Klinik oder in Abstimmung mit Ihrer hausärztlichen beziehungsweise pneumologischen Praxis nötig.
Der Artikel wurde in Zusammenarbeit mit unserem Experten erstellt: