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Bulimie: Ursachen, Symptome und Therapie

Wenn unkontrollierte und wiederkehrende Heißhungerattacken den Alltag beherrschen und Gedanken sich nur noch um das eigene Gewicht drehen, kann es sich um eine Bulimie handeln. Erfahren Sie mehr zu Ursachen, Folgen und Behandlung der Essstörung. 

12. März 2024
Kinderfüße auf der Waage

Was ist eine Bulimie?

Eine Bulimie – auch als Bulimia nervosa bezeichnet – ist eine Essstörung, die durch wiederholte Episoden übermäßiger „Fressattacken“ gekennzeichnet ist.

„Wie auch bei der Anorexie – auch Magersucht genannt – haben die Patientinnen und Patienten Angst an Gewicht zuzunehmen, sind aber oft normalgewichtig,“ weiß Dr. Stephanie Hagen, Chefärztin der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, an den Helios Fachkliniken Hildburghausen.

Die Heißhungerattacken werden oft geplant, ritualisiert und heimlich durchgeführt. Für Betroffene stellt dies eine schambesetzte Situationen dar. Auf die Heißhungerattacken folgen häufig selbstherbeigeführtes Erbrechen, übertriebene sportliche Betätigung, rigoroses Fasten, Einnahme von Abführmitteln, Entwässerungstabletten oder Appetitzüglern. Betroffene erleben dabei Gefühle des Kontrollverlustes während der Heißhungerattacken und starke Angst vor einer Gewichtszunahme.

Die Ersterkrankung tritt durchschnittlich mit 16 bis 18 Jahren auf. Ungefähr die Hälfte der Betroffenen waren zuvor magersüchtig. Überwiegend wird die Essstörung bei Frauen diagnostiziert.

Die Essanfälle treten häufig heimlich und zwanghaft auf. Eine Bulimie kann schwerwiegende körperliche und psychische Probleme verursachen und erfordert daher eine professionelle Behandlung. 

Welche Symptome treten auf? 

  • heimliches Essen großer Mengen hochkalorischer Lebensmittel
  • wiederholtes Erbrechen nach dem Essen
  • Verwendung von Abführmitteln 
  • übermäßige Bewegung und exzessiver Sport
  • Angst vor Gewichtszunahme
  • geringes Selbstwertgefühl
  • Scham und Schuldgefühle
  • Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper 
  • schlechte Mundgesundheit aufgrund des häufigen Erbrechens
  • depressive Verstimmung

Gut zu wissen: Nicht alle Symptome treten bei jeder betroffenen Person gleichzeitig auf. Darüber hinaus kann die Schwere der Symptome variieren. 

Wie wird eine Bulimie diagnostiziert? 

Eine Ärztin oder ein Arzt erhebt mithilfe einer Anamnese die ausführliche Krankheitsgeschichte. Darüber hinaus erfolgen körperliche Untersuchungen, um nach Anzeichen wie Zahnschäden oder Flüssigkeitsmangel im Körper (Dehydration) zu suchen.

Die Diagnose wird anhand der Kriterien, wie sie im Diagnostischen und Statistischen Manual Psychischer Störungen (DSM-5) der Bulimia nervosa aufgeführt sind, gestellt:

  • häufige Episoden von Essanfällen (in einem Zeitraum von drei Monaten mindestens zweimal pro Woche)
  • Betroffene versuchen einer Gewichtszunahme beispielsweise durch Erbrechen oder den Missbrauch von Abführmitteln entgegenzusteuern
  • Betroffene beschäftigen sich andauernd mit dem Essen
  • Selbstwahrnehmung als auch das Selbstwertgefühl sind gestört (Patientinnen und Patienten finden sich „zu fett“)

Für eine umfassende Diagnose und Therapie ist eine enge Zusammenarbeit zwischen medizinischem Team, Therapeutinnen beziehungsweise Therapeuten und Ernährungsexpertinnen und Ernährungsexperten nötig. 

Wie verläuft eine Bulimie? 

Der Verlauf einer bulimischen Essstörung kann variieren und hängt von Faktoren wie der Schwere der Erkrankung, Risikofaktoren sowie dem Verlauf der Behandlung ab. Während einige Patientinnen und Patienten vollständig genesen, sind andere Betroffene möglicherweise mit Rückfällen konfrontiert. Aufgrund dessen ist eine langfristige Nachsorge erforderlich.

Welche Folgen kann eine Bulimie haben?

Unbehandelt kann eine Bulimie eine Vielzahl von körperlichen und seelischen Folgen nach sich ziehen, darunter:

  • Flüssigkeitsmangel aufgrund des häufigen Erbrechens und Missbrauch von Abführmitteln
  • Störungen des Salz- und Wasserhaushalts können Herzrhythmusstörungen verursachen
  • Magen-Darm-Erkrankungen wie Sodbrennen, Magenkrämpfe, Durchfälle und Verstopfung
  • Zahnprobleme aufgrund des wiederholten Erbrechens des sauren Mageninhaltes
  • Nierenprobleme aufgrund des Missbrauchs von Abführmitteln
  • Nährstoffmangel kann zu Haarausfall und Konzentrationsproblemen führen
  • Störungen des Zyklus sowie der Fruchtbarkeit
  • Schwächung des Immunsystems
  • Depressionen und Angstzustände
  • soziale Isolation aufgrund von Schuld- und Schamgefühlen

In besonders schlimmen Fällen ist eine Bulimie sogar lebensbedrohlich. 

Helios Fachkliniken Hildburghausen

Chefärztin

Bei der Therapie einer Bulimie geht es um den Versuch die Selbstbestimmung, die Selbstkontrolle, und den Prozess des Selbstständig Werdens unserer Patientinnen und Patienten zu fördern. 

Wie wird eine Bulimie behandelt? 

„Menschen mit einer Essstörung beschreiben in der Therapie oft Gefühle wie Einsamkeit, Enttäuschung, Wertlosigkeit, Stress oder das Erleben von Abwertung oder Bevormundung durch andere Personen, wie zum Beispiel Eltern oder Partnerin beziehungsweise Partner“, sagt die Expertin. Daher beinhaltet die Behandlung in der Regel eine Kombination aus medizinischen, psychotherapeutischen und ernährungsbezogenen Ansätzen.

„In der Therapie geht es oft darum individuelle Bedürfnisse zu stärken, den Prozess des Selbstständig Werdens zu unterstützen, den Selbstwert unserer Patientinnen und Patienten zu fördern und schädigende Verhaltensweisen kritisch zu betrachten und Veränderungswünsche zu bearbeiten,“ erklärt Dr. Stephanie Hagen.

Gängige Behandlungsmethoden sind unter anderem:

  • regelmäßige medizinische Untersuchungen
  • Psychotherapie, zum Beispiel Verhaltenstherapie
  • Medikamentöse Behandlung, zum Beispiel Antidepressiva
  • Ernährungsberatung, um gesunde Essgewohnheiten zu entwickeln
  • Gruppentherapeutische Verfahren, zum Beispiel Selbsthilfegruppen
  • Einbeziehung der Familie in den Therapieprozess 

Ist eine Bulimie heilbar?

Die Essstörung kann in vielen Fällen erfolgreich behandelt werden, erfordert allerdings Geduld und Engagement, da meist mehrere Jahre Therapie notwendig sind. 

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