Herzrhythmusstörungen kurz erklärt
Bei einer Herzrhythmusstörung ist die elektrische Aktivität an bestimmten Stellen des Herzens gestört. Das Herz schlägt entweder zu schnell (Tachykardie) oder zu langsam (Bradykardie). Meist ist das Herzgewebe durch andere Erkrankungen, wie etwa eine koronare Herzkrankheit, bereits vorgeschädigt.
Typische Symptome sind Herzstolpern, Herzrasen, Schwindel, aber auch Kurzatmigkeit oder ein Druckgefühl auf der Brust.
Um den Herzschlag wieder zu normalisieren, werden zu Beginn meist Medikamente eingesetzt. Wirken diese nicht ausreichend, kann eine Ablation helfen. Dabei werden die Herzmuskelzellen, die die Rhythmusstörung auslösen, gezielt verödet.
Es stehen verschiedene Ablationsverfahren zur Verfügung:
- Verödung durch Hitze (Radiofrequenzablation)
- Verödung durch Kälte (Kryoablation)
- Verödung durch elektrische Impulse (Pulsed Field Ablation)
Voruntersuchungen vor der Ablation
Bevor das krankhafte Herzgewebe verödet wird, sind mehrere Untersuchungen nötig:
- Elektrokardiogramm (EKG) zur Aufzeichnung der elektrischen Aktivität des Herzens
- Herz-Echo (Echokardiografie) zur Beurteilung von Herzgröße und -funktion
- Elektrophysiologische Untersuchung (EPU): Zur Ermittlung der Art der Herzrhythmusstörung mittels Katheter.
Zudem findet ein Aufklärungsgespräch statt, das Raum für offene Fragen bietet.
Wie läuft eine Ablation ab?
Ablationen am Herzen werden in aller Regel mit Kathetern (sehr dünne, flexible Schläuche) durchgeführt. Diese werden über ein Blutgefäß zum Herzen geführt –standardmäßig erfolgt der Zugang über die Leiste. Über die Katheterspitze kann elektromagnetisch erzeugte Hitze oder Kälte abgegeben werden. Durch diese temperaturbedingten Veränderungen des Gewebes werden krankhafte Herzimpulse nicht mehr weitergeleitet.
Die Ablation, auch Katheterablation, ist ein schonender, minimalinvasiver Eingriff. Das heißt:
- Der Zugang erfolgt über einen kleinen Schnitt in der Leiste.
- Über diesen wird ein Katheter bis zu den krankhaften Erregungsherden oder Leitungsbahnen am Herzen vorgeschoben.
- Diese Stellen werden gezielt verödet, entweder durch Hitze, Kälte oder elektrische Impulse und die fehlerhaften elektrischen Signale so unterbrochen.
"Einfach gesagt: Wir unterbinden durch die Ablation Muskelerregungen, die den Herzrhythmus stören, damit das Herz wieder normal schlagen kann", sagt Dr. Jörg Ruppert, Oberarzt an den Helios Kliniken Schwerin.
Während des gesamten Eingriffs wird der Herzrhythmus überwacht und die Lage des Katheters auf einem Monitor kontrolliert.
Die Dauer des Eingriffs hängt von der Art der Herzrhythmusstörung und der Komplexität des Eingriffs ab. In den meisten Fällen dauert eine Ablation zwischen einer und drei Stunden.
Nach der Ablation: Wie verhalte ich mich richtig?
Direkt nach der Ablation müssen Sie für einige Stunden im Bett bleiben, um die Punktionsstelle zu schonen und Blutungen vorzubeugen. Ein EKG überwacht zudem die Herzaktivität. Wenn der Eingriff wie gewünscht verlaufen ist, können Sie in der Regel am Folgetag wieder nach Hause.
Tipps für die ersten Tage nach der Verödung
- Halten Sie die Einstichstelle sauber
- Duschen Sie in der ersten Woche, statt zu baden
- Vermeiden Sie anstrengende körperliche Belastungen und verzichten Sie auf Sex
- Fahren Sie zwei Tage nicht selbst Auto
- Heben Sie ein bis zwei Wochen keine schweren Gegenstände
- Pausieren Sie sportliche Aktivitäten für vier bis sechs Wochen
Wichtig: Falls die Einstichstelle anfängt zu schmerzen, anzuschwellen, sich zu röten oder dick wird, holen Sie unbedingt ärztlichen Rat ein.
Nehmen Sie die regelmäßigen Kontrolltermine in Ihrer kardiologischen Praxis wahr.
Was passiert, wenn die Ablation nicht wirkt?
Manchmal bringt eine Ablation nicht den gewünschten Erfolg und die Herzrhythmusstörung tritt erneut auf. Wenn nach zwei bis drei Monaten weiterhin Rhythmusstörungen vorliegen, stehen Ärztinnen und Ärzten verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung:
- Wiederholung der Ablation.
- Medikamente zur Rhythmuskontrolle weiter einsetzen.
- Herzschrittmacher einsetzen, wenn bestimmte Leitungsbahnen (AV-Knoten) betroffen sind.
Tipp: Sprechen Sie in Ihrer kardiologischen Praxis offen über wiederkehrende Beschwerden, sodass eine zeitnahe Therapie beginnen kann.
Vorteile der Katheterablation
„Im Gegensatz zu vielen medikamentösen Behandlungen werden bei einer Ablation effektiv die Ursachen behandelt und nicht nur die Symptome gelindert“, sagt der Schweriner Oberarzt.
Vorteile auf einen Blick:
- Für den Körper schonender minimalinvasiver Eingriff
- Oft weniger oder keine Medikamente danach notwendig
- verbesserte Lebensqualität durch weniger Herzrasen und Atemnot
- niedrigeres Erkrankungsrisiko Folgeerkrankungen wie eine Herzschwäch
Was sind Risiken einer Ablation?
Jeder Eingriff birgt gewisse Risiken, so auch eine Ablation. Mögliche Komplikationen sind:
- Blutungen und Blutergüsse (Hämatome) an der Einstichstelle
- Gefäßverletzungen
- Infektionen
In seltenen Fällen kann sich ein Blutgerinnsel bilden, das einen Schlaganfall auslösen kann. Vorbeugend werden aus diesem Grund vor und nach dem Eingriff blutverdünnende Medikamente verabreicht. In sehr seltenen Fällen ist auch eine Verletzung des Herzens möglich, die eine Punktion des Herzbeutels von außen erforderlich macht.
Bei Ablationen in der Nähe des AV-Knotens („Schaltstelle“ für den Herzrhythmus) kann in seltenen Fällen ein Herzschrittmacher notwendig werden.
Prognose: Wie sind die Erfolgsaussichten nach einer Ablation?
Eine Katheterablation bei Herzrhythmusstörungen hat eine sehr gute Erfolgsrate. Betroffene können meist viele Jahre symptomfrei leben und berichten von einer gesteigerten Lebensqualität, da sie wieder leistungsfähiger und belastbarer sind. Der Erfolg hängt auch von der Art der Herzrhythmusstörung ab.
Um die eigene Prognose zu verbessern, sollten Sie Ihre Nachsorgetermine stets wahrnehmen und herzgesund leben. Das umfasst:
- regelmäßige Bewegung in den Alltag einbauen,
- ausgewogene Ernährung,
- Stressabbau und
- Risikofaktoren wie Rauchen und Alkohol vermeiden
- sowie Übergewicht reduzieren.
Weitere Einsatzgebiete der Ablation im Überblick
Die häufigste Anwendung ist die Ablation bei Vorhofflimmern, sie kann aber auch bei anderen Herzrhythmusstörungen helfen:
AV-Knoten-Reentry-Tachycardie (AVNRT): Gutartige Herzrhythmusstörung, bei der ein plötzlich beginnender und wieder endender regelmäßiger, aber schneller Herzschlag zu beobachten ist. Die jeweils verantwortlichen Leitungsbahnen werden durch Erwärmung des Ablationskatheters verödet. In circa 95 Prozent bleibt ein Wiederauftreten der Symptome nach der Ablation aus.
Wolff-Parkinson-White-Syndrom (WPW-Syndrom): Angeborene zusätzliche Leitungsbahn zwischen Herzvorhof und -kammer. Mögliche Beschwerden sind Herzrasen, auch bereits in jungem Alter. Bei sehr häufigem Auftreten und Ausbleiben der Linderung durch Medikamente kann eine Ablation hilfreich sein. Die Ablation erfolgt an der verantwortlichen Faser, indem sie mit elektrischem Strom stark erhitzt wird, wodurch das Faserbündel seine Leitfähigkeit verliert.
Ektope atriale Tachykardien (EAT): Eine eher selten auftretende Form der Herzrhythmusstörung. Sie werden von sogenannten „falschen Zündkerzen" im Vorhof ausgelöst, die für ausgeprägte Beschwerden sorgen können. Zur Behandlung muss die Vorhofinnenwand abgetastet und ein bildgebendes 3D-Mapping erstellt werden. Der Auslöser der Rhythmusstörung wird mit dem Katheter lokalisiert und kann gezielt verödet werden.
Ventrikuläre Extrasystolen (VES): Ein Herzstolpern, das durch den Einsatz von Medikamenten nicht gelindert wird. Wichtig bei der Therapieentscheidung ist, wo im Herzen das Herzstolpern auftritt und wie oft es im 24-Stunden-EKG registriert wird. Bei der EPU wird ein Elektrodenkatheter über die Leiste zum Herzen vorgeschoben und die auslösende Stelle mittels Hochfrequenzstrom verödet.
Ventrikuläre Tachykardien (VT): Eine sehr bedrohliche Variante von Herzrhythmusstörungen. Diese bösartigen, wiederkehrenden Störungen stammen aus der Herzkammer und können einen plötzlichen Herztod verursachen. Eine mögliche Therapievariante ist die Implantation eines Defibrillators (ICD), eine Alternative kann unter Umständen die Ablation sein.
Zum Mitnehmen: Herzrhythmusstörung mit Ablation behandeln
Die Ablation ist eine effektive, minimalinvasive Behandlungsmethode bei Herzrhythmusstörungen. Sie kann
- Beschwerden lindern,
- die Lebensqualität verbessern
- sowie Folgeerkrankungen vorbeugen.