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Vitiligo: Was steckt hinter der Weißfleckenkrankheit?

Vitiligo, die sogenannte Weißfleckenkrankheit ist eine ungefährliche Hauterkrankung. Sie betrifft etwa 0,5 bis 1 Prozent der weltweiten Bevölkerung. Ursache ist eine Pigmentstörung, wodurch sich weiße Flecken auf der Haut bilden. 

Vitiligo an den Händen

Was ist eine Vitiligo?

"Die Vitiligo ist eine häufige, erworbene und chronische Erkrankung der Haut. Sie führt zu einem stellenweisen Verlust des braunen Hautpigments Melanin", so Dr. Mona Großmann, Oberärztin der Dermatologie in der Helios St. Elisabeth Klinik Oberhausen. Charakteristisch sind scharf begrenzte, weiße Flecken, die je nach Subtyp der Weißfleckenkrankheit Haut und Schleimhäute in unterschiedlichen Ausbreitungs- und Schweregraden betrifft. 

"Beide Geschlechter sind gleichermaßen von der Autoimmunerkrankung betroffen", weiß die Oberärztin. Die Hauterkrankung kann in jedem Lebensjahr auftreten. Zum ersten Mal tritt sie jedoch meist bei Kindern und jungen Erwachsenen im Alter zwischen zehn bis 30 Jahren auf. 

 

Helios St. Elisabeth Klinik Oberhausen

Oberärztin

Die Vitiligo ist eine häufige, erworbene und chronische Erkrankung der Haut. Sie führt zu einem stellenweisen Verlust des braunen Hautpigments Melanin.

Symptome der Weißfleckenkrankheit

Die Weißfleckenkrankheit kann komplett symptomfrei verlaufen. Im Anfangsstadium der Krankheit klagen manche Betroffene über Juckreiz, im weiteren Verlauf kommt es dann zur klassischen Depigmentierung (Weißfärbung der Haut).

Ursachen: Was löst die Weißfleckenkrankheit aus?

Die Weißfleckenkrankheit beruht auf einer Pigmentstörung. Die Melanozyten produzieren das Pigment Melanin. Je mehr sich in der Haut befindet, desto dunkler ist sie. Bei Vitiligo-Patienten werden die Melanozyten vom körpereigenen Immunsystem angegriffen und zerstört. Infolgedessen entstehen die pigmentfreien weißen Hautflecken.

Zudem ist die Vitiligo mit einer erhöhten Rate verschiedener Autoimmunerkrankungen, wie Schilddrüsenerkrankungen und kreisrundem Haarausfall (Alopecia areata) verbunden. Ob die Hautkrankheit auch mit anderen Autoimmunerkrankungen wie Diabetes mellitus, Lupus erythematodes oder rheumatoider Arthritis in Zusammenhang steht, ist noch nicht abschließend geklärt. 

Auch andere Ursachen wie eine genetische Veranlagung werden vermutet, da es zur familiären Häufung kommt. Zudem können verschiedene weitere Faktoren die Erkrankung auslösen, etwa Stress, intensive Sonneneinstrahlung, mechanische Reize und Verletzungen der Haut sowie in seltenen Fällen Hormonumstellungen.

Welche Formen der Weißfleckenkrankheit gibt es?

Man unterteilt die Vitiligo in vier verschiedene Formen, die Nicht-segmentale Vitiligo (NSV), die den überwiegenden Teil aller Vitiligofälle ausmacht, die segmentale Vitiligo (SV), die bei etwa fünf bis 16 Prozent der Betroffenen vorliegt, die gemischte Vitiligo und die nicht klassifizierbaren Formen.

Nicht-segmentale Vitiligo (NSV)

Bei einer NSV sind typischerweise beide Körperseiten parallel betroffen. Häufig beginnt sie im Gesicht (akrofaziale Vitiligo). Weitere bevorzugte Körperregionen sind die Leistenregion und die Streckseiten der Ellenbogen sowie die Vorderseite des Knies. Dass gerade diese Körperregionen betroffen sind, lässt sich durch die erhöhte Empfindlichkeit der Haut in Arealen mit starker oder wiederholt mechanischer Belastung erklären. 

Auch ein Schleimhautbefall ist möglich. Im weiteren Verlauf kann es zur generalisierten Vitiligo kommen, bei der mehrere Körperpartien großflächig betroffen sind, bis hin zur kompletten Depigmentierung. Bei dieser gehen die Pigmente vollständig verloren und es bleibt nur weiße Haut zurück. 

Segmentale Vitiligo (SV)

Die SV ist seltener und kann auf eine Körperseite beschränkt sein. Häufig zeigt sie einen früheren Beginn als die nicht-segmentale Vitiligo. Etwa die Hälfte der Patientinnen und Patienten mit einer SV weist eine Depigmentiereung der Körperbehaarung auf, die sogenannte Poliosis. In den meisten Fällen kommt es innerhalb eines Jahres zu einem Stillstand der Erkrankung. Rezidive, also Rückfälle, sind eher selten. 

Gemischte Vitiligo

Der Name sagt es bereits: hier bestehen beide Formen von NSV und SV nebeneinander.

Nicht-klassifizierbare Formen

Da sich einige Formen keiner der beiden klassischen Formen der Weißfleckenkrankheit zuordnen lassen, fasst man sie als nicht-klassifizierbar zusammen. Dazu zählen die follikuläre Vitiligo, die auf behaarte Hautareale begrenzt ist. Die Vitiligo minor zählt ebenfalls zu den nicht-klassifizierbaren Formen und bezieht sich auf eine bei Dunkelhäutigen vorkommende inkomplette Depigmentierung, bei der auch die klassischen Vitiligoflecken vorhanden sind.

Helios St. Elisabeth Klinik Oberhausen

Oberärztin

In den befallenen Vitiligoarealen kann es zu einer Weißfärbung der Haare kommen. Für die Prognose ist das eher ungünstig, da dann auch ein Befall der Melanozyten des Haarfollikels vorliegt.

Diagnose der Weißfleckenkrankheit

Wer den Verdacht einer Weißfleckenkrankheit hat, sollte einen Hautarzt aufsuchen. "Insbesondere bei hellhäutigen Menschen kann das Wood-Licht zur besseren Darstellung von Vitiligoflecken angewendet werden. So deutet eine unter Wood-Licht größer erscheinende Depigmetierung auf eine sich ausbreitende Vitiligo hin", sagt die Oberärztin. Bei Wood-Licht handelt es sich um eine spezielle Untersuchungslampe, die mit Schwarzlicht arbeitet.

Der Befall der Körperoberfläche kann mit Hilfe verschiedener Methoden berechnet werden. Exemplarisch zu nennen ist hier beispielsweise der sogenannten Body surface area (BSA) Index. Dieser wird in Prozent anhand der Neuner-Regel angegeben. Bei dem BSA entspricht ein Prozent etwa der Hand inklusive der Finger. So kann die Ausprägung laut Leitlinie als schwer (BSA > 30 Prozent), moderat (BSA 10-30 Prozent) und mild (BSA < 10 Prozent) beschrieben werden. Ferner existieren weitere Scores zur Einschätzung der Vitiligo, wie beispielsweise der VETF-Score, der Vitiligo Area Scoring Index (VASI) als auch der Vitiligo Extent Score (VES).

Behandlungsmöglichkeiten bei Vitiligo

Die Weißfleckenkrankheit ist behandelbar. Betroffene sollten versuchen, den (emotionalen) Stress zu reduzieren, da dies neue Schübe begünstigen kann. Auch ein guter Sonnenschutz ist wichtig, da die weiße Haut schneller zu Sonnenbrand neigt. Die depigmentierte Haut ist den UV-Strahlen der Sonne besonders schutzlos ausgesetzt.

Lichttherapie

Eine Therapieoption stellt die spezielle Phototherapie (Schmalband-UVB Bestrahlung) dar. Hierbei wird die weiße Haut mit einem speziellen UVB-Licht bestrahlt, was die Pigmentbildung anregen soll. 

Medikamente

Da es sich bei der Weißfleckenkrankheit um eine Autoimmunerkrankung handelt, können entsprechende Medikamente das Immunsystem dämpfen. So sollen Immunsuppressiva den Angriff des Immunsystems auf die Pigmentzellen verhindern oder abschwächen. Salben mit Cortison und anderen Stoffen können direkt auf die betroffenen Hautareale aufgetragen werden.  

Ist Vitiligo heilbar?

Zum jetzigen Zeitpunkt ist die Weißfleckenkrankheit nicht heilbar. Der Verlauf lässt sich allerdings bis zu einem gewissen Grad behandeln und eindämmen. 

Leben mit der Weißfleckenkrankheit

Der Einfluss der Weißfleckenkrankheit auf die Psyche ist oft schwerwiegend. So schränken beispielsweise ein reduziertes Selbstwertgefühl, Depressionen oder zwanghafte und hypochondrische Störungen die Lebensqualität der Vitiligo-Patienten deutlich ein. Gerade die Stigmatisierung im frühen Krankheitsbeginn, hat den stärksten Einfluss auf die Verschlechterung der Lebensqualität.

Hier ist es wichtig, dass Erkrankte lernen, ihr Selbstbewusstsein wieder aufzubauen. Eine Möglichkeit ist, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen. Auch eine Psychotherapie kann helfen. Um die weißen Hautareale abzudecken, können Betroffene Spezial-Make-up verwenden. Das spezielle Camouflage Make-up ist mit einem Fixierpuder über einen längeren Zeitraum haltbar und verwischt nicht so schnell. 

Wann zum Arzt?

Bei einem Verdacht auf die Hauterkrankung sollten sich Betroffene an einen Dermatologen wenden. Dieser kann die Haut begutachten und die Erkrankung zunächst diagnostizieren, als auch etwaige Differentialdiagnosen ausschließen. Zudem können mögliche Ursachen als auch Triggerfaktoren abgeklärt werden. Ferner kann eine Therapie eingeleitet, die Krankheitsaktivität dokumentiert und im Verlauf der Erfolg der Therapiemaßnahmen beurteilt werden. 

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