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Diabetes und Sport: Wie sich Bewegung auf den Blutzucker auswirkt

Über 8,5 Millionen Menschen in Deutschland haben Diabetes. Sport und Bewegung können helfen, den Blutzucker zu senken und typischen Folgen, wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, vorzubeugen. Jane Hohensee, Leitende Oberärztin der Klinik für Innere Medizin in der Helios Klinik Jerichower Land, erklärt, worauf Betroffene achten sollten.

Die Vorteile von Sport bei Diabetes Typ 1 und Typ 2

Sport ist sowohl bei Typ 1-Diabetes als auch bei Typ 2-Diabetes möglich und vor allem empfehlenswert. „Insbesondere bei Diabetikerinnen und Diabetikern mit Typ 2 ist die regelmäßige körperliche Aktivität Teil der spezifischen Therapie“, sagt Jane Hohensee.

Regelmäßige und moderate Bewegung wirkt zweifach positiv – auf das Gewicht und die Diabeteseinstellung:

  • Normalisiert das Körpergewicht
  • Senkt den Blutdruck und die Blutfettwerte
  • Verbessert die Insulin-Empfindlichkeit
  • Senkt den Blutzuckerspiegel
  • Schützt vor Schlaganfall und Herzinfarkt
  • Kurbelt die Durchblutung an und verbessert die Oxygenierung (Sauerstoffsättigung im Blut)
  • Steigert den Serotoninspiegel
  • Baut Stress ab
  • Fördert das körperliche und seelische Wohlbefinden

Bereits Trainingseinheiten von dreimal 30 Minuten pro Woche können sich positiv auf den Diabetes und die Gesundheit auswirken. „Wer zusätzlich seine Ernährung anpasst und überflüssiges Gewicht verliert, erhöht seine Chance, den Diabetes ohne Medikamente in den Griff zu bekommen“, so Jane Hohensee. Dies sollte jedoch immer nur in Absprache mit Ärzt:innen erfolgen und nicht als alleinige Therapie angesehen werden.

Sport bei Diabetes Typ 2

Typ 2-Diabetiker:innen leiden unter relativem Insulinmangel. Auch wenn ihr Körper ausreichend Insulin bereitstellt, reagieren die Zellen zunehmend unempfindlich. Es gelangt immer weniger Glukose in die Zellen, wodurch der Blutzuckerspiegel dauerhaft erhöht ist. Durch Übergewicht, zucker- und fettreiche Ernährung sowie Bewegungsmangel wird dieser Prozess noch verstärkt.

Welche Sportarten sind bei Diabetes Typ 2 geeignet?

„Insbesondere dynamische Sportarten, die das Herz-Kreislauf-System und die Lungen trainieren eignen sich für Typ 2-Diabetiker als Teil ihrer Therapie“, so Jane Hohensee.

Dazu zählen etwa:

  • Schwimmen
  • Laufen
  • Walking
  • Wandern
  • Radfahren

Worauf sollte ich achten?

Das Training sollte regelmäßig und in moderater Intensität erfolgen. „Ziel des Trainings sollte aber nicht sein, sich körperlich zu verausgaben“, erklärt Hohensee. Durch die regelmäßige Bewegung werden die Zellen wieder sensibler für Insulin und die Glukoseaufnahme steigt an. Letztlich sinkt dadurch der Blutzuckerspiegel. 

Ein Nebeneffekt ist, dass Betroffene überflüssige Kilos abbauen können. Das wirkt sich wiederum positiv auf die Blutfette und den Blutdruck aus. „Hier ist es natürlich wichtig, auch die Ernährung anzupassen", sagt Jane Hohensee.

Wer nicht alleine trainieren möchte, kann sich Sportgruppen - auch speziell für Diabetiker:innen - anschließen und gemeinsam unter Anleitung trainieren.

Sport bei Diabetes Typ 1

„Früher galt es als überflüssig, doch heute wird auch dem Typ 1-Diabetiker ausdrücklich zu sportlichen Aktivitäten geraten“, betont Jane Hohensee. Bei Diabetes Typ 1 besteht jedoch die Gefahr der Unterzuckerung. Daher ist es wichtig, den Blutzuckerspiegel gut zu überwachen.

Welche Sportarten sind bei Diabetes Typ 1 geeignet?

„Prinzipiell können Menschen mit Typ 1-Diabetes jede Sportart ausüben, die sie möchten. Auch Hochleitungssport und die Teilnahme an Wettkämpfen sind möglich.“, erklärt die Ärztin aus Burg. Voraussetzung ist jedoch, dass die Sportler:innen gut vorbereitet sind und wissen, wie sie ihren Stoffwechsel beim Sport einzustellen haben. Hier ist es sinnvoll, vorab mit den behandelnden Ärzt:innen oder Diabetesberater:innen zu sprechen.

Worauf sollte ich achten?

Da der Energiebedarf der Muskulatur durch die sportliche Aktivität steigt, besteht die Gefahr einer Unterzuckerung (Hypoglykämie). Nach einer externen Insulinzufuhr bewirkt der erhöhte Insulinspiegel im Blut, dass die Glukoseproduktion in der Leber gehemmt wird. Dadurch steigt das Risiko einer Hypoglykämie, welches noch für Stunden bis in die Nacht hinein bestehen bleibt.

Um diesem Effekt vorzubeugen, gibt es verschiedene Strategien. Betroffene können die Insulinzufuhr vor dem Sporttreiben reduzieren. Zudem kann eine zusätzliche Kohlenhydratzufuhr vor, während und nach dem Sport erfolgen. Es kann auch notwendig sein, die Dosis des Basalinsulins (Insulinmenge, die kontinuierlich und automatisch Tag und Nacht zugeführt wird) an Fitness-Tagen zu reduzieren. Jane Hohensee hat Hinweise für das Training, um einer Entgleisung vorzubeugen:

Vor dem Training: Messen Sie Ihren Blutzucker. Der Wert sollte zwischen sieben bis zehn Millimol pro Liter (mmol/l) liegen. Bei einem Blutzuckerspiegel unter fünf oder über 14 mmol/l sollten Sie von einer sportlichen Aktivität absehen.

Während des Trainings: Legen Sie eine Pause ein und kontrollieren Sie Ihren Blutzucker. Haben Sie immer ein Stück Traubenzucker bei sich, um dieses im Falle einer beginnenden Unterzuckerung sofort einzunehmen.

Nach dem Training: Messen Sie erneut Ihren Blutzucker. Auch Stunden nach dem Training kann der Wert sinken. Es kann sinnvoll sein, abends langsam ins Blut gehende Kohlenhydrate zu sich zu nehmen, etwa Vollkornbrot, um einer nächtlichen Unterzuckerung vorzubeugen.

Eine kräftige Muskulatur stärkt nicht nur den Halteapparat – Sehnen, Bänder und Knochen profitieren ebenfalls. Gaby Fastner, staatlich geprüfte Sport und Gymnastiklehrerin, macht einfache Übungen vor, um die Muskulatur gezielt zu stärken.

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