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Burn-out-Syndrom: Wenn die Erschöpfung überwiegt

Das sogenannte Burn-out-Syndrom entwickelt sich meist langsam und stufenweise. Oft beginnt es mit Überengagement und endet in einem Zustand der völligen Erschöpfung. Einer unserer Experten erklärt, wie Sie Beschwerden richtig deuten, die Symptome erkennen und gegensteuern können. 

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Burn-out-Symptome: Wie äußern sich psychische und physische Erschöpfung?

„Erschöpfung stellt zunächst ein normales Regenerationsproblem dar. Dass der Mensch müde wird, ist ein physiologischer Schutzmechanismus vor Überanstrengung und dient dem Schutz und Erhalt der Körperfunktionen. Im Schlaf kann sich der Körper regenerieren und neue Kraft sammeln“, sagt Dr. Alexander Romanowski, Chefarzt der Psychiatrie und Psychotherapie sowie der psychiatrischen Tagesklinik der Helios Kliniken in Mansfeld-Südharz.

Ist der Mensch jedoch nicht mehr in der Lage, sich aufgrund der wahrgenommenen Belastungen bei der Arbeit ausreichend zu erholen, können Beschwerden auftreten. Im Verlauf kann es jedoch zu einer Vielzahl unterschiedlicher psychosomatischer Beschwerden kommen. Diese können so vorherrschend sein, dass die dahinterliegenden seelischen Beschwerden unerkannt bleiben. Dazu zählen zum Beispiel:

  • Kopfschmerzen
  • Schlafstörungen
  • Verdauungsstörungen
  • Rückenschmerzen
  • Übelkeit
  • Tinnitus
  • Herzbeschwerden
  • Magen-Darm-Beschwerden
  • Zahnbeschwerden

Zu den psychischen Symptomen zählen unter anderem:

  • Konzentrations- und Gedächtnisprobleme
  • gemindertes Selbstwertgefühl (Insuffizienzgefühle)
  • Entscheidungsunfähigkeit
  • verringerte Initiative und Fantasie
  • Gleichgültigkeit, Langeweile
  • Desillusionierung
  • Neigung zum Weinen
  • Schwächegefühl
  • Ruhelosigkeit
  • Verzweiflung
  • Vorwürfe gegen andere, Verlust an Empathie, Zynismus, Verlust von Idealismus, Bitterkeit
  • „Dehumanisierung", größere Distanz zu Klienten, Betonung von Fachjargon Partnerschafts- und/oder Familienprobleme Gefühl von mangelnder Anerkennung

Körperliche und psychische Symptome bei Burn-out

Es gibt keine spezifischen körperlichen Symptome, die ein Burn-out begleiten. „Die Symptomatik wird vordergründig durch wahrgenommene psychische Belastungen und deren Bewertung, insbesondere im Kontext von sozialen Berufen ausgelöst und kann mit unklaren körperlichen Erscheinungen einhergehen“, so Chefarzt Romanowski. „Unter ungünstigen Bedingungen können sich die psychischen und physischen Symptome gegenseitig verstärken. Es entsteht ein Teufelskreis, den wir versuchen mit den gängigen Therapiemethoden zu durchbrechen“, sagt der Experte. 

Burn-out-Symptome bei Frauen und Männern

Wissenschaftlichen Studien zufolge erleben Frauen häufiger eine emotionale und geistige Erschöpfung, Schlafstörungen, Müdigkeit und kognitive Störungen. Bei Männern überwiegt das Gefühl der Depersonalisation. Dabei wirken ihr eigener Körper, die Gefühle, aber auch andere Menschen und Objekte fremd auf sie.

Bei den Geschlechtern gleich ist, dass Menschen, die sich zu sehr mit ihrem Arbeitsplatz identifizieren, auch einen sehr hohen Anspruch an sich selbst haben. Betroffene ignorieren auftretende Beschwerden und eine anhaltende Erschöpfung aufgrund der anvertrauten Aufgaben oder Loyalität gegenüber Kolleg:innen oder Vorgesetzen. Mit der Zeit sind diese Menschen nicht mehr in der Lage, sich außerhalb der Arbeitswelt richtig zu erholen.

Meist besitzen Menschen, die zu einem Burn-out neigen, folgende Eigenschaften:

  • sehr hohe Ansprüche an sich selbst
  • sehr engagiert bei der und für die Arbeit
  • Hang zum Idealismus
  • Erfolge am Arbeitsplatzt dienen zur Stärkung des Selbstwertgefühls

Burn-out-Therapie: Der Erschöpfung entgegenwirken

„Es gibt keine Standard-Therapie und kein allgemein passendes Medikament. Vielmehr prüfen wir individuell mit den Betroffenen, welche Therapie die beste ist“, so Dr. Alexander Romanowski. Folgende Maßnahmen sind Bestandteil einer Burn-out-Behandlung:

  • Reflexion und Neuausrichtung von persönlichen Erwartungen und Ansprüchen
  • Erlernen von Strategien zur Stressbewältigung
  • Verbesserung der Work-Life-Balance
  • Erlernen von Entspannungstechniken
  • Regelmäßige sportliche Aktivitäten
  • Erholungspausen einplanen
  • Arbeitssituation verändern
  • Soziale Kontakte stärken

„Eine Burn-out-Therapie setzt immer an den individuellen Möglichkeiten und Erwartungen sowie äußeren Rahmenbedingungen an“, sagt der Chefarzt.

Liegt eine manifeste psychische Störung, wie eine Depression oder Angststörung vor, wird diese psychotherapeutisch und/oder medikamentös behandelt. Dazu finden unter anderem therapeutische Einzel- und Gruppengespräche mit berufsbezogenen Therapiebausteinen statt. In der Regel lassen sich Betroffene in einer psychosomatischen Klinik behandeln. 

Helios Klinik Hettstedt

Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Psychiatrie/Psychotherapie/Tagesklinik

Es gibt keine Standard-Therapie und kein allgemein passendes Medikament. Vielmehr prüfen wir individuell mit den Betroffenen, welche Therapie die beste ist

Burnout und Depression – ein fließender Übergang

Was auf den ersten Blick in vielen Fällen als Depression bezeichnet wird, bedarf auf den zweiten Blick oftmals einer detaillierteren Diagnose. Denn obwohl das Burn-out-Syndrom als auch die Depression ähnliche Symptome aufweisen, unterscheiden sich beide Krankheitsbilder vor allem im Hinblick auf die jeweiligen Therapieformen. Zudem empfinden Menschen, die an einer Depression leiden, im Gegensatz zu Patient:innen mit Burn-out-Syndrom, häufig starke Hoffnungslosigkeit und leiden an einem mangelnden Selbstwertgefühl. Der Erschöpfungszustand von Burn-out-Betroffenen bezieht sich hingegen meist auf die mentale Überforderung im Berufs- oder auch im Privatleben

An wen können sich Betroffene wenden?

„Betroffene sollten sich an ihre Hausärztin beziehungsweise ihren Hausarzt oder an eine/n Psychotherapeutin/-therapeuten wenden. Auch die Betriebsärztin oder der Betriebsarzt kann in bestimmten Situationen der richtige Ansprechpartner sein", erklärt Dr. Romanowski.

Er rät Patient:innen mit der Diagnose Burn-out auch mögliche körperliche Ursachen für Erschöpfungssymptome abklären zu lassen. Denn mitunter lassen sich so erst behandlungsbedürftige Erkrankungen aufdecken.

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