Was ist ein Defibrillator?
Haben Sie schon einmal einen kleinen Koffer mit einem Herzsymbol in öffentlichen Gebäuden und U-Bahn-Stationen gesehen? Dabei handelt es sich um Defibrillator-Koffer, die im Notfall Leben retten können. Ein solcher automatisierter externer Defibrillator (AED) soll den normalen Herzrhythmus wiederherstellen, wenn jemand lebensbedrohliche Rhythmusstörungen wie Kammerflimmern hat. Dazu gibt das Gerät über Elektroden auf der Brust des Betroffenen Stromstöße ab.
Was ist ein implantierbarer Defibrillator?
Ähnlich wie ein externer Defibrillator funktioniert ein implantierter Defibrillator, auch ICD-Implantat (Implantable Cardioverter Defibrillator) genannt. Ein ICD wird bei Patientinnen und Patienten eingesetzt, die ein erhöhtes Risiko für gefährliche Herzrhythmusstörungen haben oder unter Herzflimmern leiden.
Zusätzlich beugen implantierbare Defibrillatoren auch einem zu langsamen Herzschlag vor – wie ein klassischer Herzschrittmacher.
Wie ist ein ICD aufgebaut?
Das ICD-Implantat ist ein kleines elektronisches Gerät. Es besteht aus:
- Impulsgenerator, der die Batterie und einen winzigen Computer enthält.
- Elektrodenkabeln, die am Herzen angeschlossen sind und die Herzfunktion kontinuierlich überwachen und regulieren.
Wie funktioniert ein ICD-Implantat?
„Der ICD überwacht kontinuierlich den Herzrhythmus. Treten Komplikationen wie lebensgefährliches Herzrasen oder Kammerflimmern auf, reagiert er automatisch“, sagt Uwe Winkler, Chefarzt der Kardiologie an der Helios Klinik Köthen.
Je nach Art der Rhythmusstörung löst der ICD eine Reihe kleiner Impulse (Überstimulation) aus, um diese zu beheben. Reicht das nicht aus, gibt das Gerät einen Elektroschock (Defibrillation) ab, um den normalen Herzrhythmus wiederherzustellen.
Welche Rolle spielt Tele-Monitoring?
Die Kontrolle des ICD ist durch Tele-Monitoring möglich. Dabei werden die Messdaten online an die betreuende kardiologische Praxis übertragen. Die Daten können so jederzeit bequem eingesehen und bewertet werden.
Das bringt Vorteile für beide Seiten:
- Für Patientinnen und Patienten bedeutet das weniger ärztliche Nachsorge-Termine vor Ort.
- Für Ärztinnen und Ärzte wiederum, dass sie jederzeit den Herzrhythmus überwachen und reagieren können.
Wann wird ein ICD implantiert?
Der ICD kommt für Menschen mit einer schweren Herzerkrankung infrage. Das heißt
- bei starken Herzrhythmusstörungen, die u. a. zu Bewusstlosigkeit führen
- bei erhöhtem Risiko für einen plötzlichen Herztod oder nach einem überlebten plötzlichen Herztod
- bei Herzschwäche (Herzinsuffizienz)
- nach einem Herzinfarkt
- bei angeborenem Herzfehler
Wie läuft die ICD-Implantation ab?
Vorsorge:
Vor der ICD-Implantation findet zunächst ein Aufklärungsgespräch statt, das Ihnen die Chance bietet, offene Fragen zu klären. Auch Ihre Medikation bis zum Tag der Implantation wird besprochen. Meist dauert der gesamte Eingriff circa eine Stunde.
Für den Eingriff müssen Sie nüchtern sein.
Die Implantation:
Sie erhalten eine örtliche Betäubung sowie ein leichtes Schlafmittel, das Sie in einen Dämmerschlaf versetzt. Nach einem kleinen Schnitt wird der ICD unterhalb des Schlüsselbeins in eine Tasche unter der Haut des Brustmuskels implantiert. Unter Röntgenkontrolle werden anschließend die Elektroden über die Schlüsselbeinvene in das rechte Herz, die rechte Hauptkammer und den rechten Vorhof geschoben und dort verankert. Sobald die Elektroden befestigt sind, wird das Gerät angeschlossen und ist einsatzbereit.
Nachsorge:
Die ICD-Implantation erfolgt in der Regel im Rahmen eines ambulanten Eingriffs. Meist können Sie noch am selben Tag wieder nach Hause gehen. Es kann jedoch medizinische Gründe geben, die für eine stationäre Aufnahme sprechen.
Wieder zu Hause:
In den ersten vier bis sechs Wochen nach dem Eingriff sollten Sie sich körperlich schonen, das heißt:
- Vermeiden Sie ruckartige Bewegungen und das Heben des Arms über 90 Grad auf der Seite der Implantation sowie starke Bewegungen in der Schulter.
- Heben Sie keine schweren Gegenstände oder Einkaufstaschen.
- Fahren Sie erst nach ärztlicher Rücksprache wieder selbstständig Auto.
Nehmen Sie zudem die Termine der Kontrolluntersuchungen wahr.
Was sind Risiken einer ICD-Therapie?
Prinzipiell sind Risiken und Komplikationen selten. Möglich sind:
- Infektionen
- Wundheilungsstörungen
- Fehlfunktionen des Geräts
- Blutungen
- Verrutschen der Elektroden
Wie lebt es sich mit einem ICD-Implantat?
Uwe Winkler: „Die meisten Patientinnen und Patienten nehmen den ICD nach einiger Zeit gar nicht mehr oder kaum noch wahr und können Beruf und Freizeitaktivitäten normal ausüben.“
Dennoch sollten einige Dinge berücksichtigt werden:
Fahrverbot für Busse und Lkw
- Normalerweise keine Fahrverbote für Pkw
- Busse oder Lkw dürfen häufig nicht mehr geführt werden: Berufskraftfahrerinnen und -fahrer sollten eine ärztliche Beratung einholen
Vorsicht vor elektromagnetischen Feldern
- Vorsicht ist beim Umgang mit Magneten und elektromagnetischen Feldern (beispielsweise Kettensägen und Schweißgeräten) geboten. Halten Sie einen Abstand von mindestens 30 Zentimetern ein.
- Bei Induktionskochfeldern empfiehlt sich ein Abstand von 60 Zentimetern.
- Magnetresonanztomographie (MRT) ist nur bei MRT-fähigen Defibrillatoren oder wenn diese vor einer Untersuchung in den entsprechenden Modus umprogrammiert werden können, möglich.
Regelmäßige ärztliche Kontrollen
- erste Kontrolle erfolgt nach 6 Wochen
- danach alle 6 bis 12 Monate
Außerplanmäßige Kontrollen können nötig sein, wenn
- ein irregulärer Herzschlag verspürt wird,
- sich eine erneute Herzschwäche einstellt,
- der ICD irreguläre Schocks abgibt oder
- der Verdacht auf eine Infektion besteht.
FAQ: Antworten rund um den ICD:
Wie fühlt sich ein ICD-Schock an?
Der Schock des implantierten Defibrillators kann sich wie ein plötzlicher Stoß in der Brust anfühlen. Ob dies als schmerzhaft oder unangenehm empfunden wird, ist von Mensch zu Mensch verschieden.
Wie lange hält ein implantierter Defibrillator?
In der Regel hält ein ICD fünf bis zehn Jahre. Die Dauer ist abhängig vom Einsatz und dem Batterietyp.
Spüre ich den Defibrillator im Alltag?
Nein, meist bemerken Sie den Defibrillator im Alltag nicht. Bei stärkeren Impulsen kann jedoch ein kurzes Ziehen spürbar sein.
Kann ich mit einem ICD Sport treiben?
Grundsätzlich können Sie mit einem ICD sportlich aktiv sein. Besprechen Sie aber vorab mit Ihrer Kardiologin oder dem Kardiologen, welche Sportarten geeignet sind und worauf Sie achten sollten.
Kontaktsportarten wie Rugby, Kampfsport oder Eishockey sollten generell vermieden werden.
Wie wird entschieden, ob ich einen ICD benötige?
Ein ICD wird implantiert, wenn Ihr Herz zu schwach pumpt oder Sie bereits eine lebensbedrohliche Herzrhythmusstörung wie beispielsweise Kammerflimmern hatten.
Was ist der Unterschied zwischen Herzschrittmacher und Defibrillator?
Ein Herzschrittmacher unterstützt das Herz, wenn dieses zu langsam schlägt. Ein ICD hat zusätzlich zur Schrittmacherfunktion eine Defibrillator-Funktion.
ICD: Das sollten Sie wissen
- Ein ICD kann zuverlässig vor lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen und plötzlichen Herztod schützen.
- Sichere Implantation und anschließend gute Überwachung durch Tele-Monitoring und regelmäßige Nachsorgetermine möglich.
- Der ICD kann die Lebensqualität wieder erhöhen und geht mit nur wenigen Einschränkungen, etwa beim Sport und Magnetfeldern, einher.