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Epilepsie: Wichtige Informationen rund um die Erscheinungsformen

Epilepsie bedeutet für viele betroffene Personen einen tiefen Einschnitt in ihr Leben. Zu epileptischen Anfällen kommt es durch eine Übererregbarkeit im Gehirn. Die Ursachen und auch die Erscheinungsformen können sehr vielfältig sein.

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Was ist Epilepsie?

Der Begriff „Epilepsie“ beschreibt keine einzelne Krankheit, sondern die Folge einer Vielzahl von Hirnerkrankungen. Gemeinsames Merkmal ist eine erhöhte Neigung zu Anfällen, bei denen Nervenzellen im Gehirn gleichzeitig große Mengen elektrischer Signale senden. Epilepsien haben sehr vielfältige Erscheinungsformen, die von leichten Wahrnehmungsstörungen oder einem Kribbeln an Armen und Beinen bis hin zur Bewusstlosigkeit, Stürzen, Krampfen und Zucken der Gliedmaßen reichen können. Einzige Vorboten eines epileptischen Anfalls können eine kurze Unaufmerksamkeit von fünf bis zehn Sekunden Dauer oder ein kurzes Zucken der Augenlider oder eines Armes sein. Je nachdem, wo die betroffenen Nervenzellen im Gehirn liegen oder wie viele Nervenzellen an diesem Geschehen beteiligt sind, unterscheiden Ärzt:innen zwischen drei wesentlichen Anfallsarten:

  • Fokale Anfälle beginnen an einer konkreten Stelle im Gehirn und können bei vollem Bewusstsein der betroffenen Person ablaufen
  • Typische Merkmale sind Zuckungen der Gliedmaßen, wiederkehrende starke Missempfindungen oder Sprachausfälle. Eine spezielle Form sind die sogenannten komplex-fokalen Anfälle, bei denen für Minuten bis Stunden eine Wesensänderung mit bizarrem Verhalten auftritt, an die sich die betroffene Person nicht erinnern kann
  • Sekundär-generalisierte Anfälle beginnen ebenfalls lokal, breiten sich dann allerdings auf das ganze Gehirn aus
  • Bewusstlosigkeit mit längerer anschließender Desorientiertheit sind typische Merkmale
  • Generalisierte Anfälle zeigen sich oft in Form von Bewusstseinspausen, in denen die Betroffenen für mehrere Sekunden bis Minuten geistig abwesend sind und sich später an diesen Aussetzer nicht mehr erinnern können
  • Dazu zählen auch die sogenannten Grand mal-Anfälle mit Bewusstlosigkeit und Verkrampfungen des ganzen Körpers

Ursache und Diagnose von Epilepsien

Epilepsien sind manchmal auf konkrete Ursachen zurückzuführen. Es können Missbildungen im Gehirn, eine genetische Veränderung, eine Narbe nach einer Hirnverletzung, ein Schlaganfall, eine Hirnhautentzündung oder ein Hirntumor sein. Aber nicht immer lässt sich die Ursache genau klären, wenn sich keine fassbare oder vermutete Grundkrankheit diagnostizieren lässt.

Meist bleibt die Erkrankung bis zum ersten Anfall unentdeckt. Wer bereits einen epileptischen Anfall erlitten hat, sollte unbedingt eine:n Haus- oder Fachärzt:in zur gründlichen Untersuchung aufsuchen. Wenn die Vorgeschichte des Betroffenen geklärt ist, werden üblicherweise die Hirnaktivität und Reaktion auf verschiedene Reize gemessen und Aufnahmen des Gehirns per Magnetresonanztomographie oder Computertomographie angefertigt. Nur so können die Ärzt:innen eine Ursache für den epileptischen Anfall ermitteln. In einigen Fällen muss das Nervenwasser, der Liquor, untersucht werden, um Entzündungen des Gehirns auszuschließen. Nur so können andere Ursachen wie ein Hirntumor ausgeschlossen werden.

Therapiemöglichkeiten bei Epilepsie

Epileptische Anfälle sind medikamentös meist gut behandelbar. Hierzu stehen verschiedene Medikamente zur Verfügung, die individuell eingesetzt werden. Dabei wird auf eine optimale Verträglichkeit geachtet, da die Medikamente über lange Zeit, in manchen Fällen sogar lebenslang, eingenommen werden müssen.

Die Therapie wird individuell abgestimmt und richtet sich unter anderem nach der Art der Anfälle sowie den diagnostischen Befunden. Bei etwa zwei Drittel der Patientinnen und Patienten können die Anfälle durch eine optimale medikamentöse Therapie dauerhaft unterdrückt oder zumindest befriedigend kontrolliert werden.

Neben einer medikamentösen Behandlung sind Operationen oder eine gezielte Stimulation von Nerven möglich. Heilbar ist Epilepsie derzeit noch nicht. Patientinnen und Patienten können durch ausreichend Schlaf, geringen oder keinen Alkoholkonsum und die Behandlung psychischer Probleme zu einem „normalen“ Alltag trotz Erkrankung beitragen.

Epilepsie bei Kindern

Frühkindliche Epilepsie kann sich auf verschiedene Arten zeigen. Eine der häufigsten Arten ist die Absence-Epilepsie. Bis zu 100 Mal am Tag kommt es zu den kurzen Anfällen – meistens beginnt es im Schulalter. Etwa 50 von 100.000 Kindern sind jedes Jahr von der Diagnose betroffen. Krampfanfälle mit Zucken des Körpers – sogenannte Grand-Mal-Anfälle – wie sie allgemein mit Epilepsie in Verbindung gebracht werden, sind dagegen selten.

Eine gute Nachricht gibt es für Eltern: In den meisten Fällen kann den jungen Patientinnen und Patienten geholfen werden. Durch spezielle Medikamente können die Anfälle ausbleiben. „Einige Epilepsie-Arten hören mit dem Teenager-Alter auf“, erklärt Prof. Block. „Bei anderen wird genau beobachtet, wie sich die Pubertät auf die Anfallshäufigkeit und –schwere auswirken.“

Verletzungsrisiko bei epileptischen Anfall vermeiden

Manche Anfälle wirken vor allem auf Anwesende dramatisch. Ein einzelner Anfall ist nicht gefährlich für das Gehirn und hört üblicherweise nach ein bis zwei Minuten von selbst wieder auf. Dabei besteht ein hohes Verletzungsrisiko. Beim Auftreten eines epileptischen Anfalls geht es vor allem darum, anfalls-bedingte Verletzungen zu vermeiden. Gefahr droht unter anderem beim Hinfallen durch dabei entstehende Verletzungen oder durch falsche „Hilfeleistung“. Wenn ein Grand mal-Anfall länger als drei Minuten dauert, kann es gefährlich werden. Die betroffene Person muss dann unbedingt ins Krankenhaus gebracht werden. Sehr selten kommt es zu einem Herz-Kreislaufversagen.

Tipps für die Erste Hilfe bei einem epileptischen Anfall

  • Ruhe bewahren!
  • Unerfahrene Ersthelfer:innen sollten den Rettungsdienst rufen
  • Die Dauer des Anfalls registrieren
  • Die betroffene Person liegend aus einer Gefährdungssituation bringen und vor Verletzungen schützen
  • Beengende Kleidungsstücke (Schal, Halstücher etc.) sollten gelockert bzw. geöffnet und ggf. die Brille abgenommen werden
  • Den Kopf möglichst auf eine weiche, aber flache Unterlage betten
  • Die betroffene Person nach dem Anfall in die stabile Seitenlage bringen, vor Unterkühlung schützen und betreuen, bis diese wieder ganz wach ist
  • Keinesfalls sollten Gegenstände in den Mund gesteckt werden, um Zungenbisse zu vermeiden - dabei können schwere Verletzungen (bis hin zu Kieferbrüchen) zugefügt werden
  • Zuckende Gliedmaßen festhalten - Knochenbrüche könnten die Folge sein
  • Den Mund öffnen, um Atmung zu ermöglichen
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