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Lolle – Therapeut auf vier Pfoten

Seit August hat das Helios Klinikum Gifhorn einen tierischen Mitarbeiter: Labrador-Spaniel-Mix Lolle ist einmal die Woche auf der Geriatrie in der tiergestützten medizinischen Behandlung im Einsatz.
02. November 2020

Lolle hat längeres, weiches Haar, das dazu einlädt gestreichelt zu werden und seine Hände darin zu vergraben. Der Labrador-Spaniel-Mix ist ein in sich ruhender, zugewandter, höchst freundlicher und stressresistenter Hund, der gerne Aufgaben erfüllt und Kuscheleinheiten genießt. Zusammen mit Melanie Hagge, der Besitzerin und stellvertretenden Leitung der Klinik-Apotheke, hat der Vierbeiner eine umfassende Ausbildung zum Therapiehund-Team erfolgreich abgeschlossen. „Lolle und ich wurden dabei breit ausgebildet. Unter anderem zum Lernverhalten von Hunden, erste Hilfe am Hund und zu Methodik für tiergestützte Einsätze. Außerdem ist es wichtig zum Schutz aller Beteiligten, eventuellen Stress bei dem eigenen Hund zu erkennen und gegebenenfalls zu intervenieren“, erklärt Melanie Hagge.

Was ist tiergestützte Therapie?

Das Einverständnis des Patienten vorraugesetzt, bedeutet tiergestützte Therapie ein bewusst geplantes Angebot mit Tieren. „Der Patient interagiert mit dem Tier, kommuniziert mit ihm oder ist für das Tier tätig. Beispielsweise können Reißverschlüsse zum Training der Feinmotorik geöffnet werden, um Lolle mit einem Leckerli zu belohnen“, so die Besitzerin. Diese Übungen wirken präventiv, gesundheitsfördernd oder auch rehabilitativ. Patienten werden, nach Absprache mit dem behandelten Arzt, bei ihrer individuellen Therapie unterstützt.

Warum eignet sich ein Hund zur Therapie?

Hunde wirken sich nachweislich positiv auf die Gefühlswelt von Menschen aus, da sie seit zehntausenden Jahren Seite an Seite stehen. Sie sprechen mit ihrem zugewandten Verhalten alte Regionen im menschlichen Gehirn an, und fördern dadurch stark die Freisetzung von körpereigenen Hormonen und Neurotransmittern (Oxytocin und Dopamin), die sich positiv auf unser Empfinden und unseren Körper auswirken. Diese helfen den Blutdruck und den Puls zu senken und stabilisieren somit das Herz-Kreislauf-System. Erkrankte Menschen können speziell im Umgang mit einem geschulten Therapiehund Gefühle wie Glück, Zuneigung und Verantwortung für sich wiederentdecken. Sie überwinden Ängste und steigern ihre kognitiven Fähigkeiten, wie die Konzentration oder das Gedächtnis. Ob bei körperlichen oder psychischen Erkrankungen – die Krankheitsbilder, bei denen die tiergestützte Therapie anwendbar ist, sind vielfältig. „Lolle ist also eine richtige Glückspille für Patienten, ganz ohne Nebenwirkungen. Mich freut als Apothekerin am meisten, den Patienten nicht nur medikamentös zu helfen, sondern sie auch darin zu unterstützen, ihre eigenen Ressourcen zu nutzen und es ihnen so zu ermöglichen, das Krankenhaus schnellstmöglich verlassen zu können und zu gesunden“, erzählt Melanie Hagge.

Aus hygienischen Gründen ist das Mitführen von Tieren in Krankenhäusern grundsätzlich nicht erlaubt. Der Aufenthalt von Lolle stellt eine absolute Ausnahme dar und ist nur unter strengsten Hygieneauflagen und der Einhaltung einer klar geregelten Wegeführung möglich, die im Nachgang unmittelbar gereinigt werden. Lolle muss zudem ein tierärztliches Gesundheitsattest vorweisen sowie regelmäßig geimpft, entwurmt, gebadet und gebürstet werden. Vor und nach jedem Einsatz mit dem Hund werden Hände und Flächen zum Schutz von Mensch und Hund zudem gründlich desinfiziert.

Lolle – Therapeut auf vier Pfoten