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Leben ohne Qualm – mit dem Rauchen aufhören

Nichtraucher leben durchschnittlich zehn Jahre länger als Raucher. Doch wie kann es gelingen, endlich rauchfrei zu sein? Erfahren Sie alles Wissenswerte über die gesundheitlichen Folgen des Rauchens und wie Sie es schaffen damit aufzuhören – auch wenn es oft eine Herausforderung ist.

07.02.2023 Lesedauer: - Min. Aktualisiert am 24.07.2025
Medizinisch geprüft von Sven Kolfenbach
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Inhaltsverzeichnis

Körperliche und psychische Abhängigkeit von Nikotin erklärt

„Nikotin löst im Gehirn ein angenehmes Gefühl aus. Es wirkt entspannend und auch anregend“, erklärt Dr. Sven Kolfenbach, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin in der Helios Klinik Jerichower Land. „Nach diesem Kick entwickelt der Raucher ein Verlangen nach Nikotin, er ist süchtig.“ Einmal im Körper aufgenommen, wird im Gehirn das Hormon Dopamin ausgeschüttet, das dem Körper Glück und Lust signalisiert. Mit jeder weiteren Zigarette denken Rauchende mehr, dass das Rauchen sie glücklich macht. Das körperliche Verlangen nimmt dabei schnell zu und immer mehr Nikotin wird benötigt, damit keine Entzugssymptome entstehen.

Beim Rauchen einer einzigen Zigarette werden rund 5.300 Stoffe freigesetzt, die eine schädliche Wirkung auf den menschlichen Organismus haben. Davon gelten etwa 250 als giftig und 90 als krebserregend oder möglicherweise krebserregend. An den Folgen des Rauchens sterben in Deutschland laut dem Bundesministerium für Gesundheit jährlich rund 127.000 Menschen. 

Helios Klinik Jerichower Land

Chefarzt Klinik für Innere Medizin, Geriatrie

Nikotin löst im Gehirn ein angenehmes Gefühl aus. Es wirkt entspannend und auch anregend. Nach diesem Kick entwickelt der Raucher ein Verlangen nach Nikotin, er ist süchtig.

Gesundheitliche Folgen des Nikotinkonsums

Rauchen hat verschiedene Auswirkungen auf den Körper und kann für eine Vielzahl an Erkrankungen verantwortlich sein: 

Krebs:

Zwar erkranken nicht alle Raucherinnen und Raucher gezwungenermaßen im Laufe ihres Lebens an Krebs, jedoch ist das Risiko deutlich erhöht für bestimmte Krebsarten:

  • Lungenkrebs
  • Mundhöhlen- und Kehlkopfkrebs
  • Speiseröhrenkrebs
  • Blasenkrebs
  • Bauchspeicheldrüsenkrebs

Herz-Kreislauf-Erkrankungen:

Beim Rauchen gelangt Nikotin in den Körper, das sich besonders stark in den Arterien festsetzt und die Blutgefäße über die Jahre immer weiter verengt. Durch die Verengung der Gefäße wird der Herzmuskel immer schlechter durchblutet, was die Leistungsfähigkeit beeinträchtigt. Auch der Sauerstoffgehalt im Blut verringert sich, was eine schlechtere Durchblutung alle Organe nach sich zieht. Das Risiko für einen Herzinfarkt ist bei Rauchern doppelt so hoch wie bei Nichtrauchern.

Lungenschäden:

Eine häufige Folge ist die sogenannte "Raucherlunge" oder auch chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD). Bei der chronischen Erkrankung der Lunge sind die Atemwege dauerhaft entzündet und verengt, was zu Auswurf und Atemnot führt. Auch das Lungenemphysem zählt zu den häufigsten durch das Rauchen verursachten Krankheiten mit Todesfolge. Der Zigarettenrauch führt dazu, dass die Lungenbläschen beschädigt und im späteren Verlauf auch zerstört werden, worunter die Sauerstoffversorgung zunehmend leidet.

Weitere gesundheitliche Folgen:

Rauchen wirkt zudem auf verschiedene andere Bereiche des Körpers. Darunter:

  • Zahngesundheit: Nikotin kann Zähnen sowie Zahnfleisch schaden und Karies sowie Zahnausfall begünstigen.
  • Diabetes mellitus: Das Risiko zu erkranken ist für Raucher doppelt so hoch wie für Nichtraucher.
  • Immunsystem und Wundheilung: Beides ist durch den Konsum von nikotinhaltigen Produkten beeinträchtigt.
  • Augenerkrankungen: Es besteht ein erhöhtes Risiko für Grauer Star und eine Makula-Degeneration (Sehbeeinträchtigung durch Erkrankung der Netzhaut).
  • Fruchtbarkeit: Frauen und Männern spüren die Folgen des Rauchens. Es beeinträchtigt die Hormonproduktion, schädigt Fortpflanzungszellen und erhöht das Risiko für Komplikationen in der Schwangerschaft.
  • Alterungsprozess: Rauchen beschleunigt den Alterungsprozess – innerlich (Zellen) und äußerlich (z. B. Haut).
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Rauchstopp: Symptome von Nikotinentzug

Die körperliche Abhängigkeit von Nikotin zeigt sich in Entzugssymptomen, die vor allem in den ersten Tagen auftreten, nachdem das Rauchen eingestellt wird. Diese sind jedoch nur vorübergehend. Häufig nehmen Menschen, die das Rauchen einstellen in den ersten Monaten oder Jahren an Gewicht zu.

Typische Entzugssymptome sind:

  • depressive Stimmung
  • Gereiztheit
  • Kopfschmerzen
  • Schlafstörungen
  • vermehrter Appetit

Gesundheitliche Vorteile: Was passiert nach dem Rauchstopp?

Wer mit dem Rauchen aufhört, tut seiner Gesundheit etwas Gutes. Das passiert im Körper:

  • Nach 20 Minuten: Blutdruck und Herzfrequenz sinken
  • Nach 12 Stunden: Kohlenmonoxid-Spiegel im Blut sinkt auf den Wert eines Nichtrauchers
  • Nach 48 Stunden: Geruchs- und Geschmackssinn verfeinern sich
  • Nach 2 bis 12 Wochen: Herz-Kreislauf- und Lungenfunktion verbessern sich
  • Nach 1 bis 9 Monaten: Husten und Kurzatmigkeit lassen nach und verbessern sich
  • Nach 1 Jahr: Das Risiko für einen Herzinfarkt und koronare Herzerkrankungen halbiert sich
  • Nach 5 Jahren: Das Schlaganfallrisiko sinkt auf das eines Nichtrauchers
  • Nach 10 Jahren: Das Risiko für Lungenkrebs halbiert sich
  • Nach 15 Jahren: Das Risiko für koronare Herzerkrankungen entspricht dem eines Nichtrauchers

Es zeigt sich, dass ein Rauchstopp sehr viele wichtige Vorteile für die Gesundheit hat und die letzte Zigarette der Anfang eines gesünderen Lebens ist. Ganz wichtig: Man ist nie zu alt, um mit dem Rauchen aufzuhören.

Tipps zum Überwinden des Rauchverlangens

Wenn es Ihnen schwerfällt, mit dem Rauchen aufzuhören, versuchen Sie doch einmal folgende Tipps für eine Rauchentwöhnung.

Vorbereitung

Überlegen Sie, wann Sie aufhören wollen, entfernen Sie Zigaretten, Aschenbecher und Feuerzeuge. Fragen Sie eventuell im Vorfeld Ihren Arzt nach Tipps oder Freunde und Bekannte, die bereits aufgehört haben, was ihnen half, um rauchfrei zu bleiben. Machen Sie sich eine Liste, warum Sie mit dem Rauchen aufhören wollen – sie kann Ihnen als Motivation dienen.

Ein Tipp: Überlegen Sie im Vorfeld, wie Sie in Situationen reagieren, die vorher mit einem Griff zur Zigarette endeten. Machen Sie stattdessen vielleicht eine Atemübung oder halten Sie einen gesunden Snack bereit.

Ernährung

Viele Menschen, die mit dem Rauchen aufhören wollen, suchen sich eine Ersatzbefriedigung im Essen, zum Beispiel durch vermehrten Verzehr von ungesunden und kalorienreichen Süßigkeiten. Eine solche Suchtverschiebung sollte unter allen Umständen vermieden werden.

Eine Umstellung der Ernährungsgewohnheiten auf gesunde Ernährung mit ausreichend Gemüse und Obst, sowie vielen Ballaststoffen und mäßig Fett ist sehr viel sinnvoller und nachhaltiger. Keinesfalls sollte aber im Essen eine Belohnung oder Ersatzbefriedigung gesucht werden.

Bewegung

Sport beruhigt die Nerven, hebt die Stimmung und dämpft das Rauchverlangen. Zwei bis drei Mal pro Woche sollten leichte sportliche Tätigkeiten eingebaut werden. Bereits einige Wochen nach dem Rauchstopp ist zu sehen, wie leicht körperliche Tätigkeiten und Sport wieder fallen. Das Atmen geht wieder wie von selbst.

Erholung

Für das Wohlbefinden braucht der Körper neben der Aktivität auch Ruhe. Werdende Nichtraucher und Nichtraucherinnen sollten daher besonders auf regelmäßige Genussmomente im Alltag achten, mit denen sie sich belohnen und entspannen können. Sei es ein Spaziergang oder die Tiefenentspannung beim Saunabesuch. Belohnung sollte nicht im Essen gesucht werden, sondern in entspannenden Tätigkeiten. 

Nikotinersatztherapie und Medikamente

Nicht immer gelingt die Entwöhnung von der Zigarette durch eine Umstellung von Ernährung, Bewegung und Erholung. In diesen Fällen empfiehlt die S3-Lelitlinie eine Nikotinersatztherapie. Bei dieser können zum Beispiel Nikotin-Pflaster und -Kaugummi bei der Rauchentwöhnung helfen. Sie sind rezeptfrei in der Apotheke zu erwerben. Die Ersatztherapie verringert Entzugssymptome und das Verlangen zu Rauchen.

Sind die Entzugssymptome zu stark, können Medikamente zur Tabakentwöhnung verordnet werden. In einer ärztlichen Beratung wird entschieden, ob etwas gegen den zusätzlichen medikamentösen Einsatz spricht – etwa bestimmte psychische Erkrankungen oder die Einnahme anderer Medikamente.

Professionelle Hilfe und Selbsthilfegruppen

Zusätzlich zur medikamentösen Therapie kann eine verhaltenstherapeutische Tabakentwöhnung angeboten werden. In dieser erlernen Sie, wie Sie sich erfolgreich vom alltäglichen Rauchen entwöhnen können. Beispielsweise können Entspannungstechniken eingesetzt werden, um Stress zu mindern, statt wie gewohnt zur Zigarette zu greifen. Die Therapie kann in Einzel- aus auch in Gruppensitzungen erfolgen.

Auch der Austausch mit Menschen, die sich in der gleichen Situation befinden, kann hilfreich sein. In Selbsthilfegruppen oder Nichtraucherkursen lässt sich die Erfolgsrate für ein Leben ohne Zigarette oftmals erhöhen. Ein positiver Effekt: Die Gruppenmitglieder unterstützen sich gegenseitig und haben Verständnis für die Bedürfnisse der anderen.

Abgewöhnung durch E-Zigaretten?

Viele Raucherinnen und Raucher setzen ihre Hoffnung auf ein rauchfreies Leben in die elektronische Zigarette. Sie soll dabei helfen, den eigenen Tabakkonsum zu reduzieren und dadurch bei der Rauchentwöhnung unterstützen. Laut S3-Leitline ist die E-Zigarette jedoch nicht zur Tabakentwöhnung zu empfehlen, weil E-Zigaretten meist auch Nikotin enthalten, das ein hohes Suchtpotenzial besitzt und genauso zur Abhängigkeit führen kann. Zudem sind die Langzeitfolgen des Konsums von E-Zigaretten noch nicht ausreichend erforscht. Somit erhöht die E-Zigarette auch das Rückfallrisiko zur richtigen Zigarette.

Rückfall: Was tun, wenn es nicht funktioniert?

Ein Rückfall ist keine Niederlage. Wenn der Rauchstopp nicht gleich beim ersten Mal gelingt, sollte dies kein Grund sein, es nicht erneut zu versuchen. Lassen Sie sich nicht entmutigen und überlegen Sie, was dazu führte: Gab es beispielswiese eine bestimmte Situation? Wenn Sie erkennen und verstehen, was zum Rückfall geführt hat, sind Sie beim nächsten Mal besser vorbereitet und können anders reagieren. Sprechen Sie dazu auch mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt oder der Krankenkasse. Oftmals bieten diese speziellen Programme für ein Leben ohne Zigarette an. 

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