Menü
Schließen

Erste Hilfe bei Badeunfällen mit Kindern

Toben im Wasser ist toll, aber auch gefährlich. Ertrinken ist noch immer die zweithäufigste unfallbedingte Todesursache bei Kindern. Wir geben Hinweise, wie Sie brenzlige Notsituationen am Wasser vermeiden können. Falls doch mal etwas passieren sollte, erklären wir Ihnen, was zu tun ist.

Surfstrand

Ertrinken ist keine Frage der Wassertiefe

Jedes Jahr zur Sommerzeit häufen sich die Meldungen von Ertrinkungsunfällen. Kleinkinder sind bereits im flachen Wasser gefährdet, da sie meist noch nicht schwimmen können. Vertieft ins Spielen, geraten die Kleinen in tieferes Wasser oder fallen vom Ufer aus hinein. Schon wenige Zentimeter Wassertiefe reichen dann aus, um zu ertrinken. Auch in Zier- und Gartenteichen, großen Pfützen, Springbrunnen oder Regentonnen sind schon häufiger Kinder ertrunken.

Wegen ihres hohen Schwerpunkts können hingefallene Kinder nicht einfach die Beine unter den Körper ziehen und aufstehen. Fallen sie mit dem Kopf ins Wasser, löst dies eine Art Schockreaktion aus, die Stimmritze im Rachenraum schließt sich und macht die Atmung unmöglich. Bei diesem trockenen Ertrinken ersticken die Kinder häufig, ohne das Wasser in die Lunge gelangt.

Ertrinken ist keine Frage der Schwimmfähigkeit

Eltern sollten kleine Kinder nicht unbeaufsichtigt schwimmen lassen. Auch ältere Kinder mit Seepferdchen-Abzeichen können ohne weiteres ertrinken: beim Toben, wenn sie mit dem Kopf aufschlagen und benommen untergehen oder schlicht durch Entkräftung, wenn sie zu lange in tiefem Wasser gewesen sind.

Ertrinkende Kinder können nicht um Hilfe rufen

Um sprechen zu können, muss erst die Atmung sichergestellt sein. Da sich der Mund beim Ertrinken unter Wasser befindet und nur kurzzeitig auftaucht, ist die Zeit für Ausatmen, Einatmen und einen Hilferuf zu kurz.

Ertrinkende Kinder können nicht um Hilfe winken

Beim Ertrinken ist der Körper aufrecht im Wasser. Die Arme werden instinktiv seitlich ausgestreckt und von oben auf die Wasseroberfläche gedrückt, um den Körper über Wasser zu halten. Eine bewusste Steuerung der Arme ist nicht möglich. Ertrinkende Kinder bewegen sich gar nicht – sie strampeln nicht, sondern sinken bewegungslos zu Boden wie ein Stein. Daher unbedingt darauf achten: Kinder, die im Wasser spielen, sind laut und machen Lärm – wird es still, sollte man schleunigst nachschauen.

Erste-Hilfe-Maßnahmen

  • Das Kind sofort aus dem Wasser holen.
  • Das Kind ansprechen und die Bewusstseinslage prüfen.
  • Unverzüglich in eine Decke wickeln um die Körpertemperatur aufrecht zu erhalten, durchnässte Kleidung entfernen, Kind warmhalten, beruhigen.
  • Ist das Kind bewusstlos werden die Atemwege kontrolliert und sofort mit der Mund-zu–Mund-, beziehungsweise Mund-zu-Nase-Beatmung (bei Babys) begonnen.
  • Ist kein Puls tastbar, eine Herz-Lungen-Wiederbelebung durchführen.
  • Notruf tätigen und begonnene Maßnahmen weiterführen, bis Rettung eintrifft.
  • Kinder auf keinen Fall mit dem Kopf nach unten halten und schütteln um mögliches Wasser aus den Lungen zu bekommen.

Achtung: Auch, wenn ein Kind nach einem Badeunfall zunächst keine besorgniserregenden Anzeichen aufweist, sollte auf jeden Fall ein Arzt oder eine Ärztin konsultiert werden. In manchen Fällen können auch erst später Komplikationen auftreten, die zu Atemnot und Fieber führen.

Die Lebensretterformel: prüfen, rufen, drücken

Prüfen Sie das Bewusstsein und die Atmung des Kindes. Erhalten Sie keine Reaktion und können keine Atmung feststellen, ist das Baby oder Kind bewusstlos. Rufen Sie in diesem Fall sofort den Notruf 112. Lassen Sie sich, wenn möglich, von anderen helfen.

Beginnen Sie mit der Mund-zu-Mund-, beziehungsweise Mund-zu-Nase-Beatmung bei Babys. Wenn Sie nach fünf Beatmungen kein Lebenszeichen wie Husten oder Abwehr beobachten, machen Sie mit der Herzdruckmassage weiter. Bei der Herzdruckmassage gibt es bei Babys und Kleinkindern Unterschiede.

Hier gilt: Drücken Sie bei Babys leicht mit zwei Fingern das Brustbein circa ein Drittel bis zur Hälfte des Oberkörpers 15-mal und führen Sie dann zwei- bis dreimal eine Beatmung durch.

Bei Kleinkindern und größeren Kindern drücken Sie mit einer oder beiden Händen ein Drittel des Oberkörpers 15-mal. Anschließend beatmen Sie das Kind zweimal.

Führen Sie die Wiederbelebungsmaßnahmen bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes durch.

Wann kann die Herz-Lungen-Wiederbelebung bei Kindern beendet werden?

Die Herz-Lungen-Wiederbelebung bei Säuglingen und Kleinkindern kann beendet werden, wenn:

  • die Atmung wieder einsetzt (bei fortdauernder Bewusstlosigkeit muss der verletzte Säugling/das verletzte Kleinkind, sofern möglich, in die stabile Seitenlage gebracht werden).
  • der Rettungsdienst eintrifft und die Maßnahmen vor Ort ohne Unterbrechung übernimmt.
  • eindeutige Lebenszeichen feststellbar sind.

Lebenszeichen können sein:

  • normale Atmung
  • Husten, Schlucken
  • sonstige Bewegung des Betroffenen

Stabile Seitenlage bei Kindern

Die stabile Seitenlage kann im Ernstfall Leben retten. Im Folgenden geben wir Ihnen eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, wie sie bei Kindern durchgeführt wird.

  1. Seitlich neben der Person knien. Beine des Betroffenen strecken. Den nahen Arm des Bewusstlosen angewinkelt nach oben legen, die Handinnenfläche zeigt dabei nach oben.
  2. Arm am Handgelenk greifen und vor der Brust kreuzen, die Handoberfläche an die Wange des Bewusstlosen legen. Hand dabei nicht loslassen.
  3. An den fernen Oberschenkel greifen und das Bein beugen.
  4. Den Betroffenen zu sich herüberziehen. Das obenliegende Bein so ausrichten, dass der Oberschenkel im rechten Winkel zur Hüfte liegt.
  5. Hals überstrecken, damit die Atemwege frei werden. Mund des Betroffenen leicht öffnen. Die an der Wange liegende Hand so ausrichten, dass der Hals überstreckt bleibt.

Kontrolle

Auch in der stabilen Seitenlage muss immer wieder das Bewusstsein, die Atmung kontrolliert werden. Achten Sie darauf, dass der Mund des Bewusstlosen als tiefster Punkt des Körpers erhalten und der Kopf nackenwärts gebeugt bleibt.

Wiederbelebung mit dem Defibrillator bei Erwachsenen

Mit Automatisierten Externen Defibrillatoren (AED) können Laien Erste Hilfe leisten und Leben retten. Ein kurzes Erläuterungsvideo zum Umgang mit Defibrillatoren vom Helios Herzzentrum Leipzig sehen Sie hier:

Sekundäres Ertrinken

Ist das Kind mit dem Kopf aus dem Wasser gerettet, bei Bewusstsein und atmet, sollte es trotzdem ärztlich behandelt werden. Denn was viele Eltern nicht wissen: Ertrinken kann das Kind auch außerhalb des Wassers. Das in die Lunge eingedrungene Wasser kann auch noch Stunden später Komplikationen auslösen und zu schwerer Atemnot führen. Kinder, die nach einem Vorfall im Wasser auch nach einer beschwerdefreien Phase wieder anfangen zu husten, ungewöhnlich schnell atmen, teilnahmslos wirken, sehr müde sind oder deren Lippen sich verfärben, vielleicht sogar fiebern, sollten umgehend in eine kinderärztliche Notfallaufnahme gebracht werden.

image
Vereinbaren Sie einen Termin mit unseren Experten.
Sie benötigen einen Termin in einer unserer stationären Kliniken oder ambulanten Einrichtungen oder wollen unabhängig vom Ort eine Videosprechstunde vereinbaren? In unserem Patientenportal können Sie Ihren Termin direkt online buchen.