Menü
Schließen

Sonnenallergie: Lichtausschlag erklärt

Die Sonne hebt bei vielen die Stimmung und regt die Vitamin-D-Produktion an. Doch bei manchen Menschen ruft sie ungewollte Hautreaktionen hervor. Typisch für die sogenannte Sonnenallergie sind Rötungen, Juckreiz und Pusteln auf der Haut. Doch wie kommt der Hitzeausschlag zustande und was hilft? Die Antworten hat Dr. Lutz Engelmann, Chefarzt der Klinik für Dermatologie und Venerologie aus dem Helios Klinikum Aue.

Girl put her hands in front of her face for protection from the sun.

Was ist eine Sonnenallergie?

"Generell sind Sonnenstrahlen gut für unseren Körper und die Seele, da sie die Bildung von Vitamin-D fördern. Es kann aber auch zu allergischen Reaktionen an der Haut und den Schleimhäuten kommen – ausgelöst durch die UV-Strahlen der Sonne", sagt Dr. Lutz Engelmann. Die Sonnenallergie oder auch polymorphe Lichtdermatose PLD, ist die häufigste Form der photoallergischen Reaktionen. "Oft zeigt sich die PLD an den Körperstellen, die direkt der Sonne ausgesetzt waren, etwa Gesicht, Hals und Dekolleté sowie an den Armen, Händen und Beinen", sagt der Chefarzt. 

Symptome der Sonnenallergie

Bei der Sonnenallergie zeigt sich ein breites Reaktionsmuster der Haut. Die Art und Schwere der Symptome kann von Mensch zu Mensch unterschiedlich stark ausgeprägt sein.

Häufige Hautreaktionen sind:

  • Juckreiz
  • Rötungen
  • Quaddeln
  • Blasenbildung

Ursachen für eine Sonnenallergie: Was sind die Auslöser?

In der Regel reagiert die Haut auf UV-Strahlen mit der Produktion von Melanin. Das Hautpigment soll die Haut vor den schädigenden UV-Strahlen schützen. Bei der polymorphen Lichtdermatose funktioniert dieser Mechanismus aber nicht richtig. Vielmehr reagiert die Haut überempfindlich auf die UV-A-Strahlen des Sonnenlichts.

Phototoxische Reaktion

Bei der phototoxischen Reaktion reagiert die Haut bereits auf geringe Lichtmengen mit Rötungen, Blasenbildung und Sonnenbrand. Ursache sind chemische Reaktionen zwischen einer bestimmten Substanz im Körper und dem Sonnenlicht, wodurch die Haut immer anfälliger wird. Solche phototoxischen Substanzen sind unter anderem in Johanniskraut, Doldenblütler, Parfüms, Chemikalien in Reinigungsmitteln und Farbstoffen sowie Medikamenten enthalten. Die phototoxische Reaktion ist keine klassische Allergie, sondern zeigt eine Erhöhung der Lichtempfindlichkeit der Haut auf UV-Strahlen.

Photoallergische Reaktion

Diese Form der Sonnenallergie entsteht durch Fehlsteuerungsprozesse des Immunsystems. Betroffene reagieren unter Einfluss von UV-Strahlen mit Allergiesymptomen. Bei der photoallergischen Reaktion bildet der Körper Abwehrstoffe, die sich gegen bestimmte Substanzen richten. Beim Kontakt mit der Substanz unter Sonnenlicht, kommt es zur allergischen Reaktion. Ausgelöst wird diese zum Beispiel durch Blutdrucksenker, Malariamittel, Diuretika und spezifische Psychopharmaka, Pflanzen wie Sellerie, Petersilie und Zitrusfrüchte oder auch kosmetische Produkte wie Parfüms und Cremes.

Diagnose der polymorphen Lichtdermatose

"Die Diagnose der polymorphen Lichtdermatose kann oft direkt anhand der Anamnese und dem Erscheinungsbild der Haut erfolgen", sagt Dr. Lutz Engelmann. Zusätzlich lassen sich Hautveränderungen durch eine Lichtprovokation (Photoprovokation) reproduzieren. Bei diesem Lichttest bestrahlt der Dermatologe bestimmte Hautareale mit UV-A-Licht. Zeigen sich nach ein paar Stunden auf den behandelten Hautstellen die typischen Symptome einer Sonnenallergie, bestätigt sich der Verdacht. Um andere Hauterkrankungen auszuschließen, können in einigen Fällen auch weitere Labortests nötig werden.

Mallorca-Akne: Was steckt dahinter?

"Die Mallorca-Akne ist eine Sonderform der polymorphen Lichtdermatose", erklärt der Chefarzt. Sie wird auch als Sonnenakne oder Akne aestivalis bezeichnet. Ursächlich für das Auftreten der Mallorca-Akne ist Sonnenlicht in Kombination mit Sonnencremes, die Fette und/oder Emulgatoren enthalten. Durch die verstopften Talgdrüsengänge und eine daraus resultierende Entzündung kommt es zum Sekretstau.

Ähnlich wie bei der normalen Akne bilden sich stark juckende, kleine Knötchen, Papeln sowie Pusteln in den Bereichen, die der Sonne ausgesetzt waren.  Vor allem Menschen, die zu Akne, unreiner oder fettiger Haut neigen, entwickeln oft auch Mallorca-Akne. Oft treten die juckenden Hautveränderungen im Frühling auf, wenn die Haut länger keiner Sonnenstrahlung ausgesetzt war und somit nicht mehr an größere Dosen UV-A-Strahlung gewöhnt ist. 

Sonnenallergie behandeln: Was hilft?

"Bei der Behandlung einer PDL unterscheiden wir immer zwischen der manifesten, symptomatischen Lichtdermatose und der Prophylaxe", sagt Dr. Engelmann.  Um die bestehende Sonnenallergie zu behandeln, sollten Betroffene weitere direkte Aufenthalte in der Sonne vermeiden. Unterstützend wirken zudem Anwendungen mit kortisonhaltigen Cremes und die zusätzliche Einnahme von Antihistaminika.

Um der Sonnenallergie beziehungsweise einem Ausbruch vorzubeugen, können Betroffene spezielle Lichtschutzmaßnahmen in Form von Kleidung, der Einnahme von Antioxidantien sowie eine Lichtgewöhnungstherapie in Betracht ziehen. 

Kleidung

Die richtige Kleidung kann auch vor Sonnenstrahlen schützen. Dazu sollte sie aus lichtdurchlässigem Material sein. Wer sich draußen oder auch am Strand aufhält, sollte zudem Hüte oder Tücher tragen, um die Haut zu schützen. 

Radikalfänger

Die Einnahme von Antioxidantien kann dazu beitragen den Beschwerden der Sonnenallergie vorzubeugen, indem man freie Radikale "fängt". Dazu werden Nahrungsmittel empfohlen, die reich an Kalzium, Omega-3-Fettsäuren, Folsäure, Vitamin E und Beta-Carotin sind. Die Antioxidantien sollen die freien Radikale neutralisieren und dadurch die Symptome abmildern. 

Lichtgewöhnungstherapie

Bei der Lichtgewöhnungstherapie wird der gesamte Körper mit UV-A- oder UV-B-Licht bestrahlt, um die Haut langsam an die Sonneneinstrahlung zu gewöhnen. Die Intensität des UV-Lichts wird mit den Sitzungen langsam gesteigert. Bei besonders lichtempfindlichen Menschen besteht die Möglichkeit einer PUVA-Therapie, der Photochemotherapie. Zunächst erfolgt die Behandlung mit einem Lichtsensibilisator. Im Anschluss wird die Haut mit UVA-Licht bestrahlt. Das soll einerseits die Zellteilung der Haut hemmen und die Bildung von Melanin anregen.

Wichtig: Beides sollte nur unter fachärztlicher Aufsicht erfolgen, da es bei falscher Durchführung zu Hautverbrennungen kommen kann.

Sich Hilfe suchen

Die Sonnenallergie kann bei Betroffenen das soziokulturelle Leben erheblich beeinträchtigen. Manche Patienten können eine depressive Verstimmung entwickeln. Hier rät der Experte dazu, sich an einen Facharzt zu wenden, der entsprechende Therapiemaßnahmen ergreifen kann.

Sonnenallergie bei Kindern

"Schon Kinder können unter einer Sonnenallergie leiden. Deswegen sollten Babys und Kleinkinder generell mit emulgatorfreien Sonnenschutzmittel eingecremt werden, das zudem einen hohen Lichtschutzfaktor hat", weiß der Experte.  Bei Babys und Kindern sind die körpereigenen Schutzmechanismen gegen die UV-Strahlung noch nicht ausgereift, daher sollten auch die sogenannten "Sonnenbalkone", also Nase, Rücken, Stirn, Wangenknochen und Ohren entsprechend eingecremt werden. Auch eine schützende Kopfbedeckung ist wichtig, um einem Sonnenstich vorzubeugen. 

Der Experte rät: "Eltern sollten für ihr Kind Produkte mit einem Lichtschutzfaktor 50 verwenden. Für Erwachsene empfiehlt sich ein Lichtschutzfaktor von 30. Der Sonnenschutz sollte frei von Konservierungs- und Farbstoffen sein." Circa 30 bis 45 Minuten bevor das Kind in die Sonne geht, sollte der Sonnenschutz aufgetragen werden. Auch bei der Kleidung können Eltern auf einen UV-Schutzfaktor achten, beispielsweise bei Sportkleidung.  Mittags ist die Sonnenstrahlung im Sommer am intensivsten. In dieser Zeit sollten Kinder und auch Erwachsene nicht in der prallen Sonne sein, sondern besser drinnen oder im Schatten bleiben. 

Der Sonnenallergie vorbeugen

Die Sonnenallergie ist nicht heilbar, aber wenn Betroffene ein paar Tipps beachten, können sie schweren Ausbrüchen vorbeugen.

Sonnencreme mit dem richtigen Lichtschutzfaktor sollte etwa 30 bis 45 Minuten vor dem Aufenthalt in der Sonne aufgetragen werden. Dabei gilt die Formel: Eigenschutzfaktor (je nach Hauttyp 5 bis 40 Minuten) x Lichtschutzfaktor = geschützte Zeit in Minuten in der Sonne. 

Langsam an die Sonne gewöhnen ist besser als sich gleich in die pralle Sonne zu setzen. Besonders nach dem Winter oder zu Beginn des Urlaubs an Orten mit hoher Sonnenintensität sollte die Haut nach und nach an die UV-Strahlen gewöhnt werden. Auch die Phototherapie kann hier unterstützend wirken, sollte aber nur in Absprache mit dem Dermatologen durchgeführt werden.

Kosmetik und Parfüm nur in Maßen, denn die Inhaltsstoffe können die Entstehung der Sonnenallergie begünstigen.

image
Vereinbaren Sie einen Termin mit unseren Experten.
Sie benötigen einen Termin in einer unserer stationären Kliniken oder ambulanten Einrichtungen oder wollen unabhängig vom Ort eine Videosprechstunde vereinbaren? In unserem Patientenportal können Sie Ihren Termin direkt online buchen.