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Neurodermitis: Wenn der Juckreiz unerträglich wird

Neurodermitis (medizinisch: atopisches Ekzem) zählt zu den häufigsten Hauterkrankungen in den Industrieländern. Es wird geschätzt, dass rund ein bis drei Prozent der Erwachsene in Deutschland an Neurodermitis leiden, Kinder können sechs- bis zehnmal häufiger betroffen sein. Welche Ursachen Neurodermitis hat und welche Behandlung möglich ist, erklärt Dr. Lutz Engelmann, Chefarzt der Klinik für Dermatologie und Venerologie am Helios Klinikum Aue.

Kind mit Neurodermitis

Was ist Neurodermitis?

„Charakteristisch für das atopische Ekzem ist der schubweise Verlauf, gekennzeichnet durch eine trockene Haut, die auch gereizt, stark juckend, schuppend und entzündlich verändert sein kann“, sagt Dr. Lutz Engelmann. Zusammen mit Heuschnupfen, Allergien gegen Nahrungsmittel und allergischem Asthma wird die Neurodermitis zu den Erkrankungen des sogenannten atopischen Formenkreises gezählt, die einzeln oder in Kombination über ganze Familiengenerationen hinweg gehäuft auftreten können. „Wenn beide Eltern an Neurodermitis leiden, liegt beispielsweise die Wahrscheinlichkeit, dass auch ihr Kind betroffen sein wird, bei 60 bis 80 Prozent“, sagt der Dermatologe.

Ihren Namen hat die Neurodermitis noch aus früheren Zeiten, in denen angenommen wurde, dass die Erkrankung auf eine Entzündung der Nerven zurückgeht. Heute weiß man, dass beides nicht miteinander in Verbindung steht. Ursache der atopischen Dermatitis ist vielmehr eine gestörte Hautbarriere.

Wer ist betroffen?

Das atopische Ekzem ist vor allem eine Erkrankung der Kinder. Je älter man wird, umso geringer ist die Wahrscheinlichkeit, an Neurodermitis zu erkranken. „Ein Großteil der Kinder, die an Neurodermitis erkranken, verlieren diese wieder im Verlaufe des Lebens. Da gibt es die sogenannte „Ein-Drittel-Regel“. Ein Drittel der Kinder behält sie, ein Drittel der Patienten verliert sie und ein Drittel bekommt im Verlaufe des Alters eine schwerere atopische Dermatitis“, sagt Dr. Engelmann. 

Was sind Ursachen und Risikofaktoren einer Neurodermitis?

Eine einzelne Ursache für Neurodermitis gibt es nicht. Es handelt sich vielmehr um ein Zusammenspiel verschiedener Auslöser, wenn ein atopisches Ekzem entsteht.

Dazu zählen etwa:

  • genetische Veranlagung
  • gestörte Hautbarriere
  • übermäßige Besiedelung mit bestimmten Hautkeimen
  • begleitende Allergien, zum Beispiel gegen Nahrungsmittel oder Inhaltstoffe von Kosmetik
  • Kleidung aus synthetischen Materialien oder Wolle
  • zu kalte oder zu trockene Luft
  • zu starkes Schwitzen
  • Stress 

„Die genetische Komponente, sprich die familiäre Häufung, spielt eine entscheidende Rolle, ebenso wie die beeinträchtigte Hautbarriere und das Immunsystem. Hauptproblem ist, dass die Haut nicht mehr in der Lage ist, sich selbst zu reparieren“, weiß der Auer Chefarzt.

Oft wird sie dann bakteriell mit Staphylococcus aureus überbesiedelt. „Diese typischen Hautkeime kann man bei Neurodermitikern vermehrt feststellen. Durch den entstehenden Juckreiz kratzen die Patienten sich häufiger. Die Haut wird noch mehr verletzt, die Erreger können verstärkt durch die Hautbarriere eindringen. Zudem verliert die Haut an Feuchtigkeit und wird eben dadurch noch mehr geschädigt. Ein Teufelskreis entsteht“, beschreibt Engelmann den Krankheitsverlauf.

Neben der Vererbung gehören auch Allergien zu den bekannten Risikofaktoren für das atopische Ekzem: Zwei Drittel der Betroffenen haben eine begleitende Allergie. Vorherrschend sind die sogenannten Typ 1 Allergien gegen Lebensmittel, Pollen, Hausstaubmilben sowie Katzen- und Hundehaare, aber auch die Typ 4 Allergien gegen Cremes, Düfte sowie Konservierungsstoffe in Kosmetika. Letztere sind auch als Kontaktallergie bekannt.

„Neurodermitiker müssen deshalb aufpassen, dass sie nicht gängige Kosmetika verwenden. Sie dürfen teilweise nur ausgewählte, medizinische Kosmetik mit wenigen Inhaltstoffen verwenden“, sagt Dr. Engelmann. Zusätzlich zur richtigen Wahl von Kosmetikprodukten kann auch die Kleidung ein Problem sein. So führen synthetische Materialien häufig dazu, dass die Patienten mehr schwitzen. Auch wollartige Materialien reizen häufig die Haut.

Nicht zuletzt reagiert die Haut auf Klima und Jahreszeit: Im Winter trocknet nicht nur Kälte die Haut stark aus, sondern auch warme Heizungsluft in Innenräumen. Im Sommer hingegen kann es durch vermehrtes Schwitzen zu einer Verschlimmerung des atopischen Ekzems kommen. „Durch akutes Schwitzen und gerade auch, wenn Kleidung aus synthetischen Materialien getragen wird, kann der Schweiß nicht richtig von der Haut verdunsten. Die Haut wird aufgeweicht und es wird ein Angriffspunkt für die Schädigung durch externe Faktoren geboten“, erklärt der Dermatologe.

Zwar ist der Zusammenhang zwischen Stress, Schlafstörungen und der Verschlimmerung der Neurodermitis nicht genau geklärt, viele Patienten berichten jedoch davon. „Stress hat Auswirkungen auf unser Immunsystem, weil dann übermäßig viel Kortison ausgeschüttet wird, das die Haut zusätzlich schädigt“, erklärt Dr. Engelmann. Zudem kann Stress auch zu einem erhöhten Anfälligkeitsrisiko gegenüber Infekten führen, die wiederum für einen aktiven Schub der atopischen Dermatitis sorgen können.  

Neurodermitis-Symptome

Ärzt:innen unterscheiden beim atopischen Ekzem das akute und das chronische Entzündungsstadium.

Merkmale des akuten Entzündungsstadiums sind: 

  • intensiv rot verfärbte und stark leuchtende Haut
  • Nässen der Haut, teilweise mit Bläschenbildung
  • starker Juckreiz
  • Brennen, auch Schmerzen an der geschädigten Haut
  • typische Stellen: Ellenbeugen, Kniekehlen, Gesichtsbereich

Typische Symptome des chronischen Stadiums sind:

  • trockener Hautzustand, vermehrt auch schuppend
  • Haut ist sehr empfindlich ist und reißt schnell ein
  • vergröberte Hautfältung
  • (starker) Juckreiz 

„Das Symptom, das die Patienten in jedem Stadium am stärksten beeinträchtigt und das auch am meisten die Lebensqualität beeinflusst, ist der Juckreiz. Neurodermitis-Betroffene kratzen sich oft dauerhaft und teilweise auch nachts unbewusst. Deswegen kommt es zu Schlafstörungen. In der Folge haben Neurodermitiker oft Probleme in Beruf oder in der Schule, weil sie ständig übermüdet sind“, sagt der Experte. Neben der großflächigen Neurodermitis in den Beugen oder im Gesicht gibt es auch eine „Minimalform“ bei der nur kleine Areale befallen oder auch nur gewisse Zeichen an der Haut erkennbar sind.

Beispiele hierfür sind:

  • die doppelte Lidfalte („Dennie-Morgan-Falte“)
  • eine vermehrte Linien-Zeichnung in der Innenhandfläche
  • die Ausdünnung der seitlichen Augenbrauen
  • Reibeisenhaut (Keratosis pilaris), bei der Haut zu viel Keratin produziert und in der Folge kleine, verhärtete Pickelchen entstehen (vor allem an Oberarm oder Oberschenkel zu finden)
  • sogenannte Winterfüße („Pulpitis sicca“), das heißt die Austrocknung der Fingerkuppen
  • eingerissene Mundwinkel oder Ohrläppchen
  • weißer Dermographismus: Wird die Haut mit einem Spatel oder stumpfen Stift bestrichen, färben sich die Linien normalerweise rot – bei Menschen mit atopischer Haut jedoch weiß
  • Blasen an den Händen 

Diagnose Neurodermitis

Die Diagnose Neurodermitis wird in der Regel vom Dermatologen gestellt. Ausschlaggebend sind vor allem der Juckreiz und die Hautsymptome die die Patienten beschreiben. „Besonders typisch für das atopische Ekzem sind die beugebetonten Ekzeme oder die Vergrößerung der Hautfältung. Aber auch der schubhafte Verlauf über mehrere Jahre sowie das gleichzeitige Auftreten anderer atopischer Erkrankungen wie Heuschnupfen oder allergischem Asthma, lassen auf die Neurodermitis schließen“, sagt Dr. Lutz Engelmann. „Sind dann noch Eltern oder Großeltern ebenfalls betroffen, ist das ein starker Hinweis, dass das Ekzem, das der Patient in der Sprechstunde vorstellt, eine atopische Dermatitis ist.“

Labordiagnostisch können Antikörper vom Typ Immunglobulin E (IgE) getestet werden. Sie treten im Zusammenhang mit Allergien auf. „Um die Verdachtsdiagnose Neurodermitis zu bestärken, können verschiedene Allergene wie Hausstaub oder Pollen getestet werden.“ Möglich sind aber auch Tests über die Haut, die sogenannten Pricktests und Intrakutantests. Eine ganz andere Art von Tests ist der Epikutantest, der eine längere Beobachtungszeit von 24 bis 48 Stunden hat und vor allem über Kontaktallergien wie beispielsweise gegen Düfte oder Nickel Auskunft gibt. 

Was passiert bei einem Neurodermitis-Schub?

Unter einem Neurodermitis-Schub versteht man die akute Form beziehungsweise die akute Verschlechterung der Neurodermitis. Charakteristisch ist, dass sie vor allem in den Wintermonaten auftritt. „Die Patienten haben ohnehin schon eine trockene Haut. Das Klima im Winter mit der kalten Luft draußen und der warmen und trockenen Heizungsluft drinnen ist dann ein starker Faktor, um die Haut noch weiter auszutrocknen“, berichtet der Auer Dermatologe.

Um die Schwere des Schubs zu erfassen, nutzen Ärzte die medizinischen Bewertungssysteme SCORAD (SCORing Atopic Dermatitis) und EASI (Eczema Area and Severity Index). Außerdem erheben sie mit dem DLQI (Dermatology life Quality Index) die Lebensqualität der Patient:innen.

Während eines Schubs muss die Therapie intensiviert werden, geeignet sind vor allem antientzündlich wirkenden Cremes. Wenn es sehr schlimm ist, können auch Medikamente als Tablette oder sogar über die Vene gegeben werden. „Die Faustregel besagt: Je stärker der Schub, umso länger muss eine antientzündliche Therapie erfolgen. Ist der Schub vorbei, sollte diese Therapie auch nicht sofort abgebrochen, sondern vielmehr langsam ausgeschlichen werden.“ Möglich ist das zum einen durch den Wechsel auf ein schwächeres Präparat einer niederen Klasse, aber auch indem man das Präparat seltener anwendet.

Neurodermitis behandeln: Was hilft?

Bei der Behandlung der Neurodermitis gibt es insgesamt vier wichtige Säulen:

  • konsequente Hautpflege
  • Kortisoncremes oder kortisonhaltige Präparate
  • Lichttherapie
  • systemische Therapie über Tabletten oder eine intravenöse Therapie 

 

Hautpflege

Neurodermitis-Patienten müssen lebenslang eine kontinuierliche Basispflege durchführen. Am besten geeignet sind rückfettende Cremes. Je nach Jahreszeit kann die Basistherapie auch angepasst werden: „Im Sommer, wenn die Patienten mehr schwitzen, ist eine stark fetthaltige Creme eher schlecht, weil sie verhindert, dass der Schweiß gut von der Haut verdunsten kann. Dann sollte lieber eine Creme auf wässriger Basis genutzt werden“, sagt der Auer Chefarzt. Im Winter hingegen sollten eher fetthaltige Cremes zum Einsatz kommen.

Cremes mit Harnstoff (Urea) sind meist eine gute Empfehlung. Harnstoff ist eine körpereigene Substanz, die dabei hilft, die Hautbarriere zu reparieren. In der Regel ist er in Harnstoffcremes in einer Konzentration von fünf bis zehn Prozent enthalten. „Bei Kindern oder während stark entzündlicher Schübe sollte mal von Urea aber eher absehen und stattdessen mit weniger reizenden Stoffen arbeiten.

Gerbstoffe wie schwarzer Tee und Schwarzteeumschläge eignen sich beispielsweise gut, ebenso auch fettfeuchte Umschläge“, empfiehlt Dr. Engelmann. Ist der akute Schub abgeklungen, können auch wieder harnstoffhaltige Cremes zum Einsatz kommen. Ein Wirkstoff, der sich ebenfalls als Juckreiz-lindernd etabliert hat, ist Polidocanol.

Tipps für die Hautpflege bei atopischem Ekzem

  • zwei- bis dreimal täglich eine Creme auftragen, je nach Körperregion eine bis mehrere Fingerspitzen voll
  • seifenfreies Duschgel, Shampoo und Reinigungsmittel sowie hypoallergene Waschmittel ohne Zusatz von Duftstoffen nutzen
  • gute Basispflege suchen, zum Beispiel auch über die Apotheken

„Im Sommer spielen neben der Basispflege häufig auch Wirkstoffe eine Rolle, die die bakterielle Besiedelung der Haut reduzieren. Dazu gehören beispielsweise antibiotikahaltige Mittel mit den Inhaltstoffen Fusidinsäure oder Erythromycin oder auch Antiseptika wie Chlorhexidin oder Triclosan, sagt Dr. Lutz Engelmann. Wichtig: Der Einsatz dieser Wirkstoffe sollte ausschließlich in Rücksprache mit den behandelnden Ärzt:innen erfolgen. 

kortisonhaltige Präparate

Die zweite Behandlungssäule der atopischen Haut sind kortisonhaltige Präparate (Steroide). Es gibt sie in den Wirkstärken der Klassen 1 bis 4. „Bei Atopikern kommen am ehesten die mittelstarken Steroide der Klasse 2 zum Einsatz, weil sie ein gutes Nutzen-Risiko-Verhältnis aufweisen. Ein typischer Vertreter ist Prednicarbat“, sagt der Dermatologe.

Bei zu langer oder intensiver Anwendung können Kortisone jedoch zu Nebenwirkungen führen. Bekannt ist zum Beispiel die sogenannte Pergamenthaut, bei der die Haut dünner wird. Außerdem kann es auch zu einer Steroidabhängigkeit der Haut kommen: Wird das Kortisonpräparat zu schnell abgesetzt, kann das einen erneuten Schub auslösen. Um dies zu vermeiden, sollte Kortison immer langsam ausgeschlichen werden. 

Je nachdem, an welcher Körperstelle das Ekzem auftritt, können verschiedene Darreichungsformen zum Einsatz kommen:

  • Schaumpräparate an der Kopfhaut
  • Salben und Cremes auf chronisch geschädigter Haut, da diese stärker rückfetten
  • wässrige Cremes oder Lotionen in der sehr akuten Phase, etwa wenn die Haut nässt

Lichttherapie

Die dritte Säule der Neurodermitis-Behandlung ist die Lichttherapie. Bei der Neurodermitis hat sich vor allem die sogenannte Bade-PUVA etabliert, die man sowohl im akuten als auch im chronischen Stadium anwenden kann. „Dabei badet der Patient in einer Flüssigkeit, die Medikamente beinhaltet und wird anschließend in der Lichtkabine kurzzeitig mit UVA-Licht bestrahlt“, erläutert Dr. Engelmann.

Eine weitere Form der Lichttherapie ist die sogenannte UV-Schmalspektrum-Therapie (auch Schmalspektrum-UVB-Therapie), die vor allem bei chronischen Stadien angewendet wird. „Zwar besitzt die Bade-PUVA eine bessere Verträglichkeit, geht aber auch mit Nebenwirkungen wie einer vorzeitigen Hautalterung einher. Da jede UV-Therapie auch zu Sonnenbrand führen kann, geht die Lichttherapie auch mit einem erhöhten Risiko für Hauttumore einher.“ 

Stufentherapie

Die vierte Säule der Neurodermitis-Therapie ist die Behandlung mit Tabletten oder einem intravenösen, sprich über die Vene verabreichten Medikament. „Auch hier kommt wieder Kortison zum Einsatz. Jedoch sollte man es sehr zurückhaltend einsetzen, nur beim akuten Schub und nur über ein bis zwei Tage“, sagt Dr. Lutz Engelmann. Zur Stillung des Juckreizes können sogenannte Antihistaminika eingesetzt werden, sprich antiallergische Medikamente.

„Da ältere Präparate oft müde machen, sollte hier eher auf die Antihistaminika der neueren Generation zurückgegriffen werden.“ Weitere Inhaltsstoffe, die bei schweren Schüben ebenfalls oral verabreicht werden können, sind immunsuppressive Arzneimittel wie beispielsweise Ciclosporin. Doch wann kommen welche Therapien zum Einsatz? Hier hat sich ein 4-stufiges Schema durchgesetzt, das den Schweregrad und den Krankheitsverlauf berücksichtigt.

Stufe 1: Basistherapie

Patientenaufklärung und -schulung, Basispflege, Vermeidung relevanter Allergene

Stufe 2: Leichte Ekzeme

Äußerliche Therapie mit entzündungshemmenden Wirkstoffen (Kortison der Klasse II, Calcineurin-Inhibitoren), gegebenenfalls Einsatz von antiseptischen Mitteln gegen bakterielle Infektionen

Stufe 3: Mittelschwere Ekzeme

Äußerliche Therapie mit stärker wirksamen Präparaten (Kortison der Klasse II-III, Calcineurin-Inhibitoren) gegebenenfalls als fett-feuchte Umschläge, Lichttherapie

Stufe 4: Anhaltende, schwere Ekzeme

systemische Therapie mit Wirkung auf das Immunsystem (kurzzeitig orale Glukokortikoide, Dupilumab, Baricitinib, Ciclosporin, PUVA

Wichtig: Jegliche Medikamenteneinnahme sollte ausschließlich in Rücksprache mit dem behandelnden Arzt erfolgen.

Krankheitsverlauf und Prognose bei Neurodermitis

Die atopische Dermatitis ist eine nicht heilbare Hauterkrankung. Die Patienten müssen mit der Erkrankung und ihrem schubhaften Verlauf ein Leben lang zurechtkommen. Auf eine schlechte Phase kann eine Phase folgen, in der die Neurodermitis stark oder sogar komplett rückläufig ist. Aber: Dauerhaft mit dem Ekzem und dem starken Juckreiz zu leben, kann zu Beeinträchtigungen im Alltag führen. „Viele Betroffene stehen unter einem hohen psychischen Druck, Stress wird nochmals intensiver wahrgenommen“, sagt Dr. Lutz Engelmann.

Gerade bei Kindern kann es zu einer spontanen Rückbildung kommen, sodass diese im Erwachsenenalter nicht mehr über atopische Haut klagen. „Die Veranlagung für die Erkrankungen des atopischen Formenkreises bleiben jedoch bestehen, das nennt man auch den „atopischen Marsch“. Betroffene haben auch im Alter noch ein erhöhtes Risiko, Heuschnupfen oder ein allergisches Asthma auszubilden.“  

Kann man Neurodermitis-Schüben vorbeugen?

Die konsequente Basispflege ist das wichtigste Mittel, um akuten Schüben vorzubeugen. Bei Kleidung und Bettwäsche sollte die Wahl immer auf atmungsaktive Stoffe fallen. Alles, was die Haut zusätzlich reizt, sollte vermieden werden. „So eignet sich beispielsweise hypoallergene Bettwäsche für Neurodermitis-Patient:innen.

Man kann aber auch auf ungefärbte Naturfasern, Baumwollstoffe und Seide zurückgreifen. Wichtig ist, dass die Bettwäsche regelmäßig gewaschen wird, um die Anzahl von Hausstaubmilben zu reduzieren.“ Daneben sollte auch die Kleidung der Jahreszeit angepasst werden. Im Sommer also lieber atmungsaktive Stoffe wählen und im Winter alles, was einen Hitzestau verursacht, meiden.

Bei der Körperhygiene sollte auf umfangreiches tägliches Baden und Duschen verzichten werden. „Hautregionen, die vor allem vom Schwitzen betroffen sind, wie die Achseln, der Genitalbereich und auch das Gesicht: Die sollte man täglich waschen. Die restlichen Körperstellen aber nur einmal bis zweimal wöchentlich“, erklärt Dr. Lutz Engelmann.

Entscheidend ist zudem, bei Waschprodukten auf Duftstoffe zu verzichten, weniger Seifen oder hautreizende Stoffe zu nutzen beziehungsweise Allergiker-spezifische Mittel zu verwenden.

Beim Sport sollte man Sportarten meiden, bei denen es zum vermehrten Schwitzen kommt. „Schwimmen empfiehlt sich hier ebenso wie Yoga oder Meditation und progressive Muskelrelaxation. Den eigenen Hobbys nachzugehen, beim Radfahren oder Spazierengehen an der frischen Luft aktiv zu sein, kann zur Entspannung beitragen.“

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