Menü
Schließen

Plazenta – Wunderwerk Mutterkuchen

In 40 Schwangerschaftswochen wächst nicht nur das Baby, sondern auch die Plazenta. Was der Mutterkuchen tatsächlich leistet in dieser Zeit, welche Aufgaben und Funktionen die Plazenta übernimmt, erklärt unser Experte. 

3d rendered medically accurate illustration of a fetus at week 35,3d rendered medically accurate illustration of a fetus at week 3

Entstehung und Aufbau der Plazenta

„Die Plazenta ist von ihrem Aufbau ein wahres Wunderwerk, das sich während der Schwangerschaft an die sich verändernden Funktionen anpasst“, sagt Prof. Dr. Markus Fleisch, Chefarzt für Gynäkologie und Geburtshilfe bei Helios.

Nach der Befruchtung der Eizelle dringt embryonales Gewebe in Form der sogenannten Blastozyste in die Gebärmutterschleimhaut ein und verbindet sich mit ihr. Die Blastozyste bezeichnet ein Zellstadium um den fünften Tag nach der Befruchtung.

Die sogenannten Trophoblasten (äußere Zellschicht einer Blastozyste) haften an der mütterlichen Gebärmutterschleimhaut an. Durch Wachstum und Zellfusion wächst die Plazenta und bildet sogenannte Zotten aus, die zu einem ganzen Zottenbaum heranreifen, der fest in der Gebärmutterwand verankert ist.

„Das Besondere am Plazenta-Aufbau ist, dass fremdes, also nicht genetisch identisches kindliches Gewebe, vom Immunsystem des mütterlichen Organismus in der Schwangerschaft toleriert wird", erklärt der Direktor der Frauenklinik. Denn die Plazenta besteht sowohl aus mütterlichem als auch aus embryonalem Gewebe. Die Verbindung zwischen Mutterkuchen und Embryo ist die Nabelschnur.

Anders als andere Organe muss die Plazenta ihr eigenes Wachstum steuern und parallel dazu die volle Funktionstüchtigkeit entwickeln, um in jedem Stadium der Schwangerschaft die Bedürfnisse des Kindes abzudecken und zu befriedigen.

Zum Ende der Schwangerschaft hat das scheibenförmige Organ einen ungefähren Durchmesser von 15 bis 20 Zentimetern, ist zwei bis vier Zentimeter dick und wiegt zwischen 500 und 650 Gramm.

 

Funktion und Aufgaben der Plazenta

Die Plazenta hat eine Vielzahl von Funktionen: Zum einen versorgt sie das heranwachsende Baby über die Blutgefäße mit Nährstoffen und Sauerstoff. Zum anderen werden rund 280 Tage lang Nährstoffe von der Mutter zum Embryo transportiert und Abfallstoffe ins mütterliche Blut abgegeben.

 

Die Plazentaschranke

Die Zotten im kindlichen Teil der Plazenta beherbergen die Blutgefäße des Babys, die von mütterlichem Blut umspült werden. Der Austausch der Nähr- und Abfallstoffe findet aber nicht direkt über das Blut statt, sondern durch die sogenannte Plazentaschranke. Diese trennt mütterliches und kindliches Blut durch eine hauchdünne Membran und wirkt wie ein Filter.

Die Schranke ist durchlässig für Sauerstoff, Vitamine, Glukose, Aminosäuren, Eisen, Proteine und Antikörper. Gleichzeitig dient sie als Filter und hält Bakterien sowie Viren ab, die schädlich für das Kind sein könnten. Trotz dieser Schutzbarriere kann es passieren, dass Bakterien oder Schadstoffe wie Alkohol und Nikotin in den Blutkreislauf des Babys gelangen. Auch der Toxoplasmose-Erreger oder eine Ansteckung mit Masern können dem ungeborenen Kind gesundheitlich schaden.

 

Hormondrüse Plazenta

Die Produktion von Hormonen ist eine weitere wichtige Aufgabe des Organs. Schon sehr früh stimuliert das Schwangerschaftshormon Beta-HCG den Gelbkörper des Eierstocks. HCG verhindert eine erneut auftretende Regelblutung und dient damit dem Erhalt der Schwangerschaft und kann im Urintest nachgewiesen werden.

Ab der 12. Schwangerschaftswoche bewirken die produzierten Hormone, dass sich der Körper an die neuen Umstände anpasst. Das Gewebe wird gelockert, die Durchblutung angeregt, die Brustdrüsen beginnen zu wachsen und Muttermilch bildet sich.

 

Plazenta-Funktionen im Überblick

  • Erhalt der Schwangerschaft
  • Anpassen des mütterlichen Organismus an die Schwangerschaft
  • Fördert Entwicklung und Wachstum des Kindes
  • Reguliert Durchblutung der Gebärmutter
  • Einleiten der Geburt

Plazentakomplikationen

Wenn die Plazenta nicht richtig funktioniert, kann es zu Komplikationen kommen. Jede Störung der normalen Plazentafunktion kann die gesunde Entwicklung des Kindes beeinflussen.

 

Vorzeitige Plazentaablösung

Bei einem zu frühen Ablösen des Mutterkuchens vor der Geburt ist die Versorgung des Kindes akut abgebrochen. Ein absoluter Notfall, der Mutter und Kind gefährdet, da es meist zu einem starken Blutverlust aus der Plazentahaftfläche kommt.

Die akute vorzeitige Plazentaablösung kann im Rahmen einer schweren Schwangerschaftsvergiftung oder durch ein körperliches Trauma der Mutter auftreten. Ein Notkaiserschnitt ist die einzige Maßnahme, die das Leben des Kindes retten kann.

 

Plazentainsuffizienz

Die Plazenta versorgt das ungeborene Kind nicht mehr ausreichend mit Nährstoffen und Sauerstoff. Das führt zu einem verringerten Wachstum des Kindes und einer verminderten Fruchtwassermenge.

 

  • Anlage- und Bildungsfehler der Plazenta
  • Mütterliche Erkrankungen wie Diabetes oder Bluthochdruck
  • Intrauterine Infektionen (Infektionen in der Gebärmutter)
  • Präeklampsie oder Eklampsie (Bluthochdruck in Verbindung mit Eiweiß im Urin und Wassereinlagerungen im Gewebe)
  • Chronisch niedriger Blutdruck
  • Chronische Mangel- oder Fehlernährung
  • Rauchen

 

Eine Behandlung gibt es nicht. Ziel ist, die rechtzeitige Entbindung des Kindes. Dazu bleibt die Schwangerschaft solange bestehen, wie für Mutter und Kind keine Gefahr besteht.

 

Plazenta-Verkalkung

Die Verkalkung der Plazenta ist ein natürlicher Alterungsprozess des Mutterkuchens bei einer biologisch ausgelegten Dauer von rund 40 Schwangerschaftswochen. Ab einem bestimmten Zeitpunkt werden die Zellen nicht mehr erneuert und altes Gewebe abgestoßen.

Die Geschwindigkeit des Alterungsprozesses ist von Frau zu Frau unterschiedlich. Im Ultraschall lassen sich erste Merkmale bei Raucherinnen oft früher feststellen. Eine verkalkte Plazenta ist aber erst einmal kein Grund zur Sorge.

 

Plazenta-Praevia

Bei der Plazenta-Praevia handelt es sich um eine Fehllage des Mutterkuchens. Dieser überdeckt den inneren Muttermund, wodurch eine natürliche Geburt nicht möglich ist. Nicht selten führt dies zu Blutungen in der Schwangerschaft bei betroffenen Frauen.

 

Plazentationsstörung

In bestimmten Situationen, etwa nach Operationen der Gebärmutter, nach Ausschabungen oder vorausgegangen Kaiserschnitten, wächst die Plazenta über die Dezidua (Gebärmutterschleimhaut) hinaus in die Muskulatur hinein wie ein Tumor. Ursachen sind meist Schäden in der Gebärmutterschleimhaut.

In einigen Fällen wächst die Plazenta sogar durch die ganze Gebärmutterwand hindurch in Nachbarorgane hinein, was zu lebensgefährlichen Blutungen führen kann.

 

Der Mutterkuchen nach der Geburt

„Kurz nach der Geburt wird der Mutterkuchen als Nachgeburt zusammen mit der Nabelschnur und den Eihäuten von der Gebärmutter ausgestoßen", sagt Prof. Fleisch. Dafür treten erneut Kontraktionen auf, die schmerzhaft sind, aber nicht so schlimm wie Wehen. Wird das Baby sofort zum Stillen an die Brust gelegt, verstärkt dies die Nachwehen.

Im Anschluss werden die Form, das Gewicht und das Aussehen der Plazenta untersucht. Wurde sie nicht vollständig ausgestoßen, werden die Reste entfernt, da sie sonst zu Blutungen führen können.

Die Plazenta kann im Anschluss entsorgt werden. Manche Eltern lassen aus ihr auch Globuli in der Apotheke herstellen. Die sogenannten Plazentanosoden können von Mutter und Kind bei einer Reihe von Wehwehchen eingenommen werden.

Es ist auch möglich die Plazenta mit nach Hause zu nehmen, um sie im Garten zu vergraben und einen Baum darauf zu pflanzen. Der Brauch soll der Familie Glück und Gesundheit bringen.

 

image
Vereinbaren Sie einen Termin mit unseren Experten.
Sie benötigen einen Termin in einer unserer stationären Kliniken oder ambulanten Einrichtungen oder wollen unabhängig vom Ort eine Videosprechstunde vereinbaren? In unserem Patientenportal können Sie Ihren Termin direkt online buchen.