Doch was steckt dahinter und wieso ist Vitamin D für uns Menschen so wichtig? Prof. Dr. Brigitte Mayinger ist Chefärztin der Klinik für Gastroenterologie, Diabetologie und Allgemeine Innere Medizin im Helios Klinikum München West und erklärt, warum unser Körper Sonnenlicht braucht, um das Vitamin herzustellen und wie man einem Mangel vorbeugen kann.

Vitamin D im Faktencheck
Mithilfe von Sonnenlicht kann der Mensch Vitamin D selbst produzieren – oft wird es deswegen auch als „Sonnenhormon“ bezeichnet. Das Hormon Vitamin D übernimmt viele Aufgaben im menschlichen Organismus. Mancher sieht darin sogar ein Mittel im Kampf gegen Covid-19.
Warum braucht der Körper Vitamin D?

Das fettlösliche Vitamin D ist unter anderem wichtig für den Kalziumhaushalt und die Mineralisation der Knochen. „Am bekanntesten ist die Wirkung auf den Knochenstoffwechsel. Vitamin D hilft bei der Aufnahme von Kalzium und Phosphat aus dem Darm und fördert den Einbau in Knochen und Zähne“, sagt Chefärztin Prof. Mayinger.
Zudem hat es einen positiven Einfluss auf die Muskelkraft und die Koordinationsfähigkeit. Darüber hinaus wird vermutet, dass Vitamin D das menschliche Immunsystem bei der Abwehr von Krankheitserregern unterstützt.
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Am bekanntesten ist die Wirkung auf den Knochenstoffwechsel. Vitamin D hilft bei der Aufnahme von Kalzium und Phosphat aus dem Darm und fördert den Einbau in Knochen und Zähne.
Wie erhält der Körper Vitamin D?

Circa 80 bis 90 Prozent des Vitamin-D-Bedarfs produziert der Körper selbst mithilfe von Sonnenlicht – es ist die wichtigste Quelle für die menschliche Vitamin D-Versorgung. Die restlichen 10 bis 20 Prozent sollten über eine bewusste Ernährung abgedeckt werden.
Nahrungsergänzungsmittel eignen sich nur dann, wenn eine Verbesserung des Vitamin D-Spiegels weder durch Eigensynthese, noch über die Nahrung erreicht wird. Wichtig ist, dass vorher hausärztlicher Rat eingeholt wird, um eine Überdosierung des Hormons zu vermeiden.
Tagesbedarf an Vitamin D decken

Der Vitamin B-Bedarf wird zum einen über die Eigenproduktion des Körpers, aber auch durch die richtige Ernährung abgedeckt. „Am besten ist es, wenn man so oft wie möglich ins Freie geht, um die Vitamin D-Produktion anzuregen. Dabei reicht es aus, wenn man das Gesicht, die Hände und Unterarme, je nach Hauttyp unbedeckt für fünf bis 25 Minuten in die Sonne hält. Besonders im Frühling muss der Vitamin D-Speicher aufgefüllt werden“, empfiehlt Prof. Brigitte Mayinger.
In den Monaten Oktober bis März ist die Sonneneinstrahlung in Deutschland nicht stark genug, sodass der Körper auf Reserven aus den letzten Sommermonaten zurückgreift. Die Folge: Der angesammelte Vitamin D-Spiegel sinkt und leert sich nach und nach.
Insbesondere in dieser Zeit eignen sich Nahrungsmittel mit einer hohen Menge an Vitamin D im Speiseplan. Dazu zählen etwa fette Fischsorten wie Rollmops, Sardinen, Hering oder Wildlachs. Aber auch Milchprodukte, Margarine, Steinpilze oder Eier sind reich an Vitamin D und sollten öfters auf den Teller kommen.
Am besten ist es, wenn man so oft wie möglich ins Freie geht, um die Vitamin D-Produktion anzuregen. Dabei reicht es aus, wenn man das Gesicht, die Hände und Unterarme, je nach Hauttyp unbedeckt für fünf bis 25 Minuten in die Sonne hält.
Was passiert bei einem Vitamin D-Mangel?

Fehlt dem Körper über einen längeren Zeitraum Vitamin D, kommt es zum Mangel. Die Folge ist, dass verschiedene Vorgänge im Körper nicht mehr reibungsfrei ablaufen, unter anderem kann es zu Beschwerden wie
- Haarausfall,
- Müdigkeit,
- Sehschwäche,
- Kopfschmerzen,
- Schlafstörungen,
- Konzentrationsproblemen sowie
- Gelenk- und Knochenschmerzen führen.
„Bei einer längerfristigen Unterversorgung kann die Knochendichte abnehmen. Im schlimmsten Fall führt dies zu einer Knochenerweichung, der sogenannten Osteomalazie“, sagt Prof. Brigitte Mayinger. Gerade ältere Menschen sind gefährdet, einen Mangel zu entwickeln, da im Alter die Bildung des Hormons abnimmt.
Ein Vitamin D-Mangel kann zudem die Muskelkraft als auch die Koordinations- und Reflexfähigkeit beeinträchtigen. Im Alter können Krankheiten wie Osteoporose oder Alzheimer die Folge sein.
Vitamin-D-Präparate aus der Drogerie: Was ist zu beachten?

Es ist immer sinnvoll, zuerst mit der Hausärztin zu sprechen. Diese kann den Vitamin D-Blutspiegel bestimmen und herausfinden, ob es überhaupt notwendig ist, ein Präparat einzunehmen.
Zudem helfen die Werte dabei, eine Überdosierung mit Vitamin D zu vermeiden. Die Hausärztin oder der Hausarzt kann auch hinsichtlich Wechselwirkungen mit Medikamenten beraten und auch ein geeignetes Präparat empfehlen.
Hinweise zur Einnahme von Vitamin D
Die Tageszeit spielt bei der Einnahme von Vitamin D keine Rolle. „Vitamin D sollte immer gemeinsam mit Fett eingenommen werden, das erleichtert die Aufnahme und Verwertung. Je nach Darreichungsform, also Tropfen, Kapseln oder Tabletten können Sie das Hormon beispielsweise morgens zum Müsli zu sich nehmen“, sagt Prof. Brigitte Mayinger.
Was passiert bei einer Überdosierung mit Vitamin D?
Im Falle einer Überdosierung kann es zu einer Vergiftung kommen. Dabei erhöht sich der Kalzium- und Phosphathaushalt im Körper, was akut zu Übelkeit und Erbrechen oder im schlimmsten Fall zu Herzrhythmusstörungen, Nierenschädigung, Bewusstlosigkeit und zum Tod führen kann.
Da eine Überdosierung durch Sonnenbestrahlung und Ernährung nicht möglich ist, sollte besonders bei Supplementen darauf geachtet werden, dass kein Überschuss an Vitamin D entsteht. Der menschliche Körper scheidet es nicht einfach aus, sondern speichert das Hormon im Fett- und Muskelgewebe, wo es sich ansammelt.
Kann Vitamin D eine Corona-Infektion verhindern?
„Vitamin D ist kein Medikament, mit dem man Covid-19-Erkrankungen heilen oder verhindern kann“, sagt die Münchener Chefärztin.
Dennoch kann es möglicherweise positiv auf den Krankheitsverlauf einwirken, indem es dem Organismus ermöglicht, die Balance zwischen den pro- und antientzündlichen Prozessen wiederherzustellen.
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Vitamin D ist kein Medikament, mit dem man Covid-19-Erkrankungen heilen oder verhindern kann.
Beugt Vitamin D einem schweren Corona-Verlauf vor?
In mehreren Studien wurde beobachtet, dass Patientinnen und Patienten mit Covid-19 und einem Vitamin D-Mangel oft schwerer erkranken. Häufig sind dies zudem ältere Patienten mit mindestens einer für Covid-19 relevanten Vorerkrankung wie Diabetes, Bluthochdruck oder Herz-Kreislauf-Krankheiten.
Ob die Vitamin D-Gabe nach einer Infektion mit Sars-CoV-2 gegen einen schweren Verlauf schützt, ist jedoch nicht ganz so einfach zu beantworten, da ein direkter Zusammenhang bisher nicht nachgewiesen werden konnte. Risikofaktoren gehen oft mit einem niedrigen Vitamin D-Spiegel einher, was ein möglicher Indikator für schwere Verläufe und die Sterberate bei einer Covid-19-Erkrankung sein könnte.
Da das Hormon das Immunsystem und Entzündungsprozesse im Körper reguliert, könnte es auch den Krankheitsverlauf beeinflussen. Somit ist es durchaus sinnvoll die Vitamin D-Versorgung bei einer Corona-Erkrankung zu kontrollieren, um Defizite auszugleichen.
„Generell kann man sagen, dass eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D einen positiven Einfluss auf den allgemeinen Gesundheitszustand hat. Und eine gute körperliche Verfassung ist natürlich auch bei Covid-19 hilfreich. Es gibt aber keinen Grund anzunehmen, dass Vitamin D-Pillen direkt gegen das Corona-Virus wirksam sind“, fasst Prof. Brigitte Mayinger zusammen.
3 Tipps, um einem Vitamin D-Mangel vorzubeugen
1. Sonnenlicht tanken
Gehen Sie raus und nutzen Sie jede Möglichkeit, Gesicht, Hände und Unterarme in die Sonne zu halten. Achten Sie dabei auf Ihren Hauttyp und passen Sie die Zeit entsprechend an. In der Regel reichen bereits 15 Minuten aus, um die Vitamin D-Produktion anzuregen.
2. Vitamin D-reich ernähren
Essen Sie Lebensmittel, die reich an Vitamin D sind. Dazu zählen etwas Hering, Lachs und Thunfisch, aber auch Eier, Käse, Pilze und Avocados.
3. Nahrungsergänzungsmittel
Sprechen Sie immer mit Ihrer Hausärztin oder dem Apotheker, wenn Sie einen Mangel des Vitamins vermuten und es in Form von Nahrungsergänzungsmitteln einnehmen möchten. Zuviel Vitamin D kann ebenso schädlich sein wie zu wenig, daher sollten Sie von einer Selbstmedikation absehen.