Menü
Schließen

13 Corona Impfmythen im Faktencheck

Viele Menschen sind nach wie vor verunsichert, wenn es um die Corona-Impfung. Darüber hinaus halten sich Gerüchte über angebliche Nebenwirkungen hartnäckig. Privat-Dozentin Dr. Irit Nachtigall, Helios Fachgruppenleiterin Infektiologie, und Dr. Dominic Fenske, Leiter Krankenhausapotheke im Helios Klinikum Erfurt erklären, was dran ist. Lesen Sie hier, die größten Corona Impfmythen in unserem Faktencheck.

15. Dezember 2021
Junge Frau wird geimpft

Mythos 1: Der Impfstoff ist wirkungslos, weil sich Menschen trotzdem anstecken können

Jein.

Wir wissen heute, dass es trotz Impfung möglich ist, dass die Erkrankung auch bei Geimpften auftritt, aber oftmals in sehr viel milderer Form. Geimpfte, die sich infiziert haben, sind nach jetzigen Erkenntnissen auch weiterhin ansteckend für Dritte. Für einen exzellenten Schutz vor einem schwerwiegenden Verlauf, sollten aber so viele Menschen wie möglich geimpft sein.

Mythos 2: Ein mRNA-Impfstoff ändert die DNA

Das ist falsch. Die Abkürzung mRNA steht für messenger-Ribonukleinsäure, auch Boten-RNA. Der mRNA-Impfstoff enthält die genetischen Informationen für das Spike-Protein des Coronavirus. Bei einer Impfung werden diese Informationen in die menschliche Zelle eingeschleust, wo sie im Cytosol nachgebaut und im Anschluss dem Immunsystem präsentiert werden können. Mit der menschlichen DNA kommt mRNA aber nicht Kontakt, denn diese befindet sich isoliert im Zellkern. 

Auch eine Integration von RNA in DNA ist nicht möglich. Denn die menschliche Zelle besitzt keine Möglichkeit, ein mRNA-Stück in ein DNA-Stück umzuschreiben, da dazu die notwendigen Enzyme (Eiweiße) fehlen. Lediglich DNA kann in mRNA umgewandelt werden.

In Bezug auf den mRNA-Impfstoff heißt das: Die menschliche DNA bleibt unangetastet und wird nicht umgeschrieben, wenn der Impfstoff im Körper ist. 

Mythos 3: Wenn das Virus mutiert, ist der Impfstoff wirkungslos 

Nein. Generell gilt: Es ist völlig normal, dass Viren mutieren. Trotz der Veränderung des Virus können die Impfungen nach aktueller Studienlage einen schweren Krankheitsverlauf verhindern.

Eins ist sicher: Das Virus wird auch weiter mutieren. Aber, die mRNA-Impfstoffe sind durch ihre Struktur leicht anpassbar. Diese Anpassung wird jetzt schon vorgenommen. 

Mythos 4: Der Impfstoff ist bei so einer schnellen Zulassung nicht sicher

Falsch! Für die zugelassenen Corona-Impfstoffe sind die gleichen Schritte erfolgt, wie üblich. Im Unterschied zu anderen Impfstoffen liefen die Schritte jedoch teilweise parallel statt hintereinander, wodurch eine schnellere Zulassung möglich war.

Es wurde jedoch kein einziger Schritt ausgelassen, sodass Wissenschaftler:innen fest davon ausgehen, dass der Impfstoff sicher ist. In Bezug auf die Anforderungen an Qualität, Wirksamkeit und Unbedenklichkeit wurden keine Abstriche gemacht. Auch, wenn mRNA-Impfstoffe an sich neu sind, wird schon lange an ihnen geforscht, sodass viel über ihre Sicherheit bekannt ist.  

 

Mythos 5: Langzeitfolgen des Impfstoffs sind noch unklar

Richtig, aber: Schwere Impfschäden treten meist sehr zeitnah auf – in der Regel zeigen sich langfristige Nebenwirkungen spätestens nach acht Wochen. Was danach im Körper passiert, kann nicht mehr direkt mit dem Impfstoff zusammenhängen, da der Impfstoff selber längst vom Körper abgebaut ist.

Um mögliche Folgen der Impfung frühzeitig zu erkennen und zu überwachen, führt die Europäische Arzneimittelagentur EMA seit Sommer 2020 europaweite Beobachtungsstudien durch. Aufgrund der Vielzahl der durchgeführten Impfungen wurden mittlerweile sicherlich alle möglichen Nebenwirkungen dokumentiert. Denn sehr seltene Nebenwirkungen zeigen sich oft erst, wenn sehr viele Menschen geimpft wurden.

 

Mythos 6: Die Impfung macht Frauen unfruchtbar

Nein. Immer wieder wird behauptet, dass die Antikörper, die gegen das Spike-Protein gerichtet sind, sich auch gegen Strukturen der Plazenta richten und somit eine Schwangerschaft verhindern. Richtig ist, dass das körpereigene Protein Syncytin-1 und das Spike-Protein des SARS-CoV-2-Erregers eine marginale Gemeinsamkeit besitzen.

Dennoch hinkt dieser Mythos: Würde er stimmen, wären Frauen auch nach einer Corona-Infektion unfruchtbar beziehungsweise bestünde eine Gefahr für die bestehende Schwangerschaft. Studien belegen, dass dies nicht so ist.

 

Mythos 7: Die Impfstoffe enthalten gesundheitsschädliche Stoffe

Falsch. In den Covid-19-Impfstoffen sind kaum Substanzen enthalten, die eine allergische Reaktion auslösen könnten. So enthalten sie kein toxisches oder tierisches Material, wie etwa Formaldehyd, Hühnereiweiß oder Konservierungsmittel. Auch erzeugen sie keine infektiösen Partikel, sodass kein Risiko der Umwandlung zu einem vermehrungsfähigen Virus besteht.

Richtig ist: Bereits während der klinischen Erprobung werden und wurden die Impfstoffkandidaten mit der notwendigen und gebotenen Sorgfalt geprüft. Im Anschluss prüfen Zulassungsbehörden weltweit ihre Qualität, Wirksamkeit und Sicherheit, um sicherzustellen, dass der Nutzen einer Impfung die möglichen Risiken überwiegt.

 

Mythos 8: Eine Corona-Infektion ist weniger schlimm als unbekannte Langzeitfolgen

Stimmt nicht. Auch bei jungen Menschen gab es in der Vergangenheit schwere Verläufe und Genesene mit Spätfolgen, die sich über Monate hinziehen können. Demnach ist das Risiko von Komplikationen bei einer Corona-Infektion viel höher – nicht nur für Risikopatiente:innen, sondern auch für junge, gesunde Menschen. Die Langzeitschäden durch die Erkrankung sind real und viele Genesene leiden noch immer unter Long Covid.

Bei den derzeit bekannten Impfstoffen und wenn man die Risiken beachtet, ist es sehr unwahrscheinlich, dass die Folgen einer Impfung schlimmer sein sollten als eine Corona-Infektion. Wissenschaftler:innen, Forscher:innen und Ärzt:innen gehen aufgrund des Aufbaus des Impfstoffs nicht von Langzeitfolgen aus.

Mythos 9: Eine Impfung kann eine schlimme Infektion verhindern

Richtig! Aktuell ist davon auszugehen, dass sogar im Falle einer erneuten Infektion mit SARS-CoV-2 der Verlauf deutlich milder ist.

 

Mythos 10: Bei Allergien wird vom Impfen abgeraten

Nein, gilt nur in Ausnahmefällen. Für alle bisher eingesetzten COVID-19-Impfstoffe in Deutschland  wurden in sehr seltenen Fällen schwere allergische (anaphylaktische) Reaktionen nach Impfung berichtet (0,4 bis 11,8 Fälle pro 1 Million Impfstoffdosen, (Stand 15.02.2022, Quelle: PEI).

Für Allergikerinnen und Allergiker bedeutet das: Es sollte nicht geimpft werden, wenn es zu einer anaphylaktischen Reaktion nach der Erstimpfung – gemeint ist die COVID Erstimpfung – kam, oder eine Allergie auf Inhaltsstoffe bekannt ist (zum Beispiel PEG in Comirnaty und Moderna oder Polysorbat80 in AstraZeneca). Personen, bei denen in der Vergangenheit Anaphylaxien nach Gabe von Medikamenten oder anderen Impfstoffen aufgetreten sind, die auf andere, nicht in COVID-19-mRNA-Impfstoffen enthaltene Inhaltsstoffe zurückzuführen sind, können geimpft werden. Es sollte jedoch die Nachbeobachtungszeit von 15 auf 30 Minuten verlängert werden.

Bei anderen Allergien in der Anamnese (etwa Nahrungsmittel- oder Insektengiftallergie, Inhalationsallergie, Unverträglichkeit oraler Medikamente) kann die Impfung regulär mit 15 Minuten Nachbeobachtung erfolgen. 

 Mythos 11: Wer Blutverdünner nimmt, sollte sich nicht impfen lassen

Nein. Wie bei jeder Spritze gilt beim Impfen von Menschen, die Blutverdünner einnehmen, Vorsicht, da es sonst zu Einblutungen kommen kann. Grundsätzlich ist die Einnahme von Blutverdünnern aber kein Hindernis für eine Corona-Impfung.

Mythos 12: Bei Immunsuppressiva sollte keine Impfung erfolgen

Falsch. Nach bisherigen Erkenntnissen, können auch Menschen, die Immunsuppressiva nehmen, geimpft werden. Allerdings ist noch nicht sicher, ob sich bei diesen Menschen eine Immunität ausbildet beziehungsweise wie lang eine Immunität anhält. Dazu laufen bereits Untersuchungen, die Hoffnung machen, dass auch hier eine Impfung sinnvoll ist.

Mythos 13: Je älter der Mensch, desto geringer die Wirkung des Impfstoffs

Stimmt teilweise. Mit zunehmenden Alter verändert sich auch das Immunsystem – es arbeitet weniger effektiv. Ein möglicher Grund dafür sind die T-Zellen, die bei der Immunantwort verschiedene Aufgaben übernehmen. Sie werden im Thymus hergestellt, einem Organ oberhalb des Herzens. Im Laufe des Lebens bildet sich der Thymus kontinuierlich zurück. Somit nehmen auch die im Thymus gebildeten Abwehrzellen ab.

Das könnte ein Grund sein, warum das Immunsystem bei älteren Menschen nicht mehr im gleichen Maße auf Impfstoffe reagiert, wie es bei Jüngeren der Fall ist. Diese Theorie bestätige sich auch in Studien mit anderen Impfstoffen. Trotzdem sollten sich vor allem ältere Menschen impfen lassen, da ihr vermindertes Immunsystem sie anfälliger für Infektionskrankheiten macht.

Dieser Artikel gibt den derzeitigen Wissensstand des zuletzt aktualisierten Datums wieder. Er wird regelmäßig nach den neuesten wissenschaftlichen und medizinischen Kenntnissen aktualisiert.

image
Vereinbaren Sie einen Termin mit unseren Experten.
Sie benötigen einen Termin in einer unserer stationären Kliniken oder ambulanten Einrichtungen oder wollen unabhängig vom Ort eine Videosprechstunde vereinbaren? In unserem Patientenportal können Sie Ihren Termin direkt online buchen.