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Magenbypass: Hilfe bei krankhaftem Übergewicht

In der Adipositas-Chirurgie zählt der Magenbypass und der Mini-Bypass zu den Standardoperationen, die weltweit am häufigsten durchgeführt werden. Unser Experte erklärt, wie der Eingriff funktioniert und klärt über Vor- und Nachteile auf.  

Operativer Eingriff 3

Was ist ein Magenbypass?

Ein Magenbypass (auch Roux-Y-Magenbypass genannt) hilft adipösen Menschen beim Abnehmen. Durch die Kombination aus verkleinertem Magen und einer Verkürzung der Dünndarmpassage wird die Resorptionsfläche verkleinert. Je nach Bypass-Typ liegt das verbleibende Fassungsvermögen des Restmagens (Pouch) zwischen 20 bis 100 Millilitern.

Durch den verkürzten Darm wird die Nahrung nur noch eingeschränkt aufgenommen. Die herabgesetzte Aufnahme der Nährstoffe aus dem Darm betrifft vor allem Fette und Eiweiße. Zudem wird die Abgabe von Hormonen aus der Bauchspeicheldrüse, dem Magen und dem Dünndarm beeinflusst, wodurch Patient:innen ein verbessertes Sättigungsgefühl haben und mehr Insulin ausgeschüttet wird. Insulin ist das Hormon der Bauchspeicheldrüse, das den Blutzuckerspiegel reguliert.

 

Für wen ist eine Magenbypass-Operation geeignet?

„Ein Magenbypass wird vor allem bei jungen Adipositas-Patientinnen und Patienten durchgeführt", sagt Dr. Matthias Becker, Leiter der Adipositas-Chirurgie und Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Adipositaschirurgie in den Helios Weißeritztal-Kliniken. Dies gelte insbesondere dann, wenn die Betroffenen auch Diabetes haben.

Hierbei ist wichtig, dass eine Indikation für eine Magenbypass-Operation gegeben ist. Diese besteht formal ab einem Body-Mass-Index (BMI) von 40 sowie ab einem BMI von 35, wenn bereits übergewichtsbedingte Begleiterkrankungen vorliegen.

Entscheidende Faktoren für eine Operation sind zudem, dass die Patient:innen dauerhaft ihr Ess- und Ernährungsverhalten ändern, einen gesunden Lebensstil einhalten und insgesamt ihre gesundheitliche Situation verbessern wollen. 

 

Für wen ist ein Magenbypass nicht geeignet?

Nicht jede/r kann einen Bypass in der Adipositas-Chirurgie erhalten. Dr. Becker erklärt: „Verschiedene körperliche und psychische Erkrankungen sprechen dagegen. Dazu zählen unter anderem Fehlbildungen am Magen, Magengeschwüre sowie Suchterkrankungen und unbehandelte Essstörungen.“

Das Risiko an Darmkrebs zu erkranken steigt ab einem BMI von 30 für Frauen um 13% und für Männer um 23%.
Bei einer Darmspiegelung werden gutartige Vorstufen entfernt – bevor Krebs entsteht.

Ein Magenbypass wird vor allem bei jungen Adipositas-Patientinnen und Patienten durchgeführt.

Vorteile eines Magenbypasses

Lesen Sie, wann der Einsatz eines Magenbypasses sinnvoll sein kann.

 

Gewichtsreduktion

Durch den Bypass verlieren die Patient:innen viel Gewicht. Denn der späte Kontakt von Nahrung und Verdauungssäften führt dazu, dass die Nährstoffe nur noch zu einem Bruchteil vom Darm aufgenommen werden. Der Rest der Nährstoffe wird über den Darm ausgeschieden.

„Der sogenannte Excess Weight Loss, also der Verlust an Übergewicht, nach einem Magenbypass liegt bei bis zu 70 Prozent", sagt Dr. Becker. Dabei erstreckt sich der Gewichtsverlust über einen Zeitraum von bis zu sieben Jahren. Nach zehn Jahren ist mit keiner weiteren Gewichtsreduktion zu rechnen. Dennoch ist ein Magenbypass auch dann noch wirksam.

 

Blutzuckerspiegel stabilisieren 

Auch die hormonellen Veränderungen durch den Magenbypass wirken sich positiv aus. So kann sich der durch das Übergewicht verursachte Diabetes zurückbilden. Die Magenbypass-Operation kann den Blutzuckerspiegel senken und sogar nachhaltig normalisieren. Deswegen eignet sich der Eingriff vor allem für junge Adipositas-Patient:innen mit Diabetes.

 

Geringere Nahrungsaufnahme

Durch das verkleinerte Fassungsvermögen des Roux-Y-Magenbypasses oder des Mini-Bypasses verringert sich die Nahrungsmenge, die bei einer Mahlzeit aufgenommen werden kann. 

 

Verbesserung von Begleiterkrankungen

Bei vielen Patient:innen sinkt nicht nur das Gewicht. Auch adipositasbedingte Be-gleiterscheinungen verringern sich. Dazu zählen zum Beispiel Atemstörungen beim Schlafen (Schlafapnoe) oder Sodbrennen. Zudem kann sich der Blutdruck stabilisieren und das Risiko eines Herzinfarktes sinkt.

 

Nachteile eines Magenbypasses

Lesen Sie welche Nachteile, Risiken und mögliche Nebenwirkungen eine Magenbypass-Operation haben kann.

 

Erhöhtes Komplikationsrisiko

Menschen, die eine Bypass-Operation des Magens benötigen, leiden meist unter weiteren Begleiterkrankungen, wodurch sich das Risiko von Komplikationen erhöht.

 

Begrenzte Nährstoffzufuhr

Aufgrund der verkürzten Darmstrecke gehen lebenswichtige Nährstoffe, wie Vitamine, Eiweiß, Mineralstoffe und Spurenelemente, verloren, da sie nicht vom Körper aufgenommen, sondern wieder ausgeschieden werden. Bypass-Patient:innen benötigen deswegen eine lebenslange Nachsorge und Kontrolle, um unter Um-ständen lebensgefährlichen Mangelsyndromen vorzubeugen. Möglicherweise müssen Nahrungsergänzungsmittel in Absprache mit Ärzt:innen genommen werden.

 

Postoperative Komplikationen

Nach der Operation kann das sogenannte Dumping-Syndrom auftreten. Operierte Patient:innen vertragen dann keine stark zucker- oder fetthaltige Nahrung mehr. In Verbindung mit diesen Nahrungsmitteln kommt es zu Übelkeit, Schwindel und Durchfall.

„Für einen effektiven Gewichtsverlust sollten Menschen mit Magenbypass allerdings generell auf eine zucker- und fetthaltige Nahrung verzichten", so Dr. Becker.

 

Wie läuft eine Magenbypass-OP ab?

Lesen Sie hier wichtige Informationen rund um die Operation eines Magenbypasses. 

 

Vor der Operation

Entsprechend der S-3-Leitlinie ist bei einem BMI von unter 50 vor jedem operativen Eingriff eine konservative Therapie durchzuführen. Ist diese erschöpft und erfolglos, können die Betroffenen einen Antrag auf einen metabolisch-chirurgischen Eingriff bei der Krankenkasse stellen. Liegt ein BMI von mehr als 50 vor, kann die Operation ohne Kosten-übernahmeantrag durchgeführt werden. 

 

Die Operation

Der Eingriff wird laparoskopisch, also durch mehrere kleine Schnitte, durchgeführt. Dabei bilden Operateur:innen am Mageneingang einen kleinen Vormagen (Magenpouch). Nachdem mit einer ein bis zwei Meter langen Dünndarmschlinge ein Teil des Dünndarms von der Nahrungspassage ausgeschlossen wird, wird der Vormagen wieder mit dem Dünndarm verbunden. Die Operation dauert in der Regel 60 bis 90 Minuten

 

Nach der Operation

Nach dem Eingriff kommen Patient:innen auf die Normalstation. Dort darf die Person sofort in kleinen Schlucken trinken und sollte in Begleitung aufstehen.

 

In den Tagen nach der Operation folgen der Kostaufbau, die weitere Mobilisation sowie eine Ernährungsberatung. Nach durchschnittlich drei bis vier Tagen dürfen die Patient:innen das Krankenhaus verlassen. Voraussetzung ist, dass sie eine Flüssigkeitsmenge von 1,5 Litern pro Tag trinken können. Bei ihrer Entlassung erhalten die Betroffenen einen Nachsorgetermin in der Adipositas-Sprechstunde und werden darauf hingewiesen, sich bei ihrer/ihrem Hausärzt:in vorzustellen. Um den Erfolg der Operation zu sichern, ist es wichtig, dass Nachsorge-Termine wahrgenommen und das Ernährungsverhalten angepasst werden. Besuche in der Adipositas-Sprechstunde sowie bei Diätassistent:innen können dabei helfen.

 

Wie wird ein Mini-Bypass eingesetzt?

Im Vergleich zum Magenbypass ist die Magentasche (Pouch) beim Mini-Bypass länglich geformt. Der Pouch wird mit dem Dünndarm verbunden, allerdings sehr viel weiter unten als beim Magen-Bypass. So werden 150 bis 200 Zentimeter Dünndarm von der Nahrungs-mittelaufnahme ausgeschaltet.

Zwar gilt der Magenbypass noch immer als Standardtherapie, doch die Mini-Bypass-Operation gewinnt zunehmend an Bedeutung. Von Vorteil ist unter anderem, dass nur eine Nahtverbindung (Anastomose) durchgeführt werden muss. Dies ist hilfreich, wenn der Raum im Bauch eingeschränkt ist, beispielsweise bei einer vergrößerten Leber (Fettleber). Allerdings liegen hierbei noch keine wissenschaftlich belastbaren Langzeitdaten vor. 

 

Die Wirkung des Mini-Bypass

Der Hauptmechanismus der Gewichtsreduktion ist die Verkürzung des nährstoffaufnehmenden Dünndarmes um 150 bis 200 Zentimeter. Zum anderen kommt es zu einer gewissen Fettverdauungsstörung. Bei Begleiterkrankungen, wie Diabetes mellitus Typ 2, wird ebenfalls ein positiver Effekt beobachtet. Der Diabetes wird beim Mini-Bypass ebenso positiv beeinflusst, wie beim Roux-Y-Magen-Bypass.

Eine begleitende Veränderung des Lebensstils und die regelmäßige Einnahme von Vitaminen und Mineralstoffen sind, wie beim Roux-Y-Magenbypass und beim Schlauchmagen, essentiell für einen langfristigen Erfolg.

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