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Epstein-Barr-Virus übertragbar beim Küssen?

In den meisten Kulturen ist ein Kuss ein Zeichen der Zuneigung, der Liebe, des Respekts und der Verbundenheit. Doch beim Küssen können auch Erreger wie das Epstein-Barr-Virus übertragen werden. Was steckt dahinter?

Smiling man is looking at the happy woman

Was bewirkt Küssen?

Die körperlichen Auswirkungen des Küssens sind wissenschaftlich gut erforscht: der Puls beschleunigt sich, der Blutdruck steigt, Hormone wie Oxytocin, Serotonin und Dopamin fluten den Körper – Hormone, die uns glücklich machen.

Gleichzeitig bewegen wir bis zu 34 Gesichtsmuskeln und Millionen von Bakterien und Viren wandern von einem Mund in den anderen. Und das kann gefährliche Folgen haben: Neben vielen anderen Keimen wird auch das Epstein-Barr-Virus beim Küssen übertragen.

Es ist Erreger des Pfeifferschen Drüsenfiebers, das auch als Kusskrankheit bekannt ist. Die Erkrankung hat der Wiesbadener Internist und Kinderarzt Emil Pfeiffer erstmals Ende des 19. Jahrhunderts beschrieben.

Was ist das Epstein-Barr-Virus?

Das Virus gehört zur Familie der Herpesviren. Es greift zunächst die Schleimhautzellen im Nasen-Rachen-Raum an und vermehrt sich dort stark. Anschließend befällt es bestimmte Zellen des Immunsystems, die B-Lymphozyten.

Diese B-Lymphozyten enthalten nun die Erbinformation des Virus und können sich anders als nicht infizierte Zellen unbegrenzt oft teilen. Über die Lymph- und Blutbahnen verteilen sie sich im Körper und gelangen so zunächst zu den Lymphknoten und dann weiter zu den inneren Organen wie Milz und Leber. Dort entwickeln sie bestimmte Stoffe, die Lymphknoten und Organe anschwellen lassen.

„Das Pfeiffersche Drüsenfieber ist eine sehr ernsthafte Infektionskrankheit, die den ganzen Organismus betreffen kann. Die Patienten haben oft noch lange mit den Nachwirkungen zu kämpfen“, erklärt Prof. Dr. Jan Gosepath, Klinikdirektor der Klinik für Hals-, Nasen und Ohrenheilkunde der Helios Dr. Horst Schmidt Kliniken Wiesbaden.

Helios Dr. Horst Schmidt Kliniken Wiesbaden

Klinikdirektor Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie

Das Pfeiffersche Drüsenfieber ist eine sehr ernsthafte Infektionskrankheit, die den ganzen Organismus betreffen kann. Die Patienten haben oft noch lange mit den Nachwirkungen zu kämpfen.

Eine Krankheit mit vielen Symptomen

Mehr als die Hälfte der Patient:innen entwickeln eine Vielzahl von unterschiedlichen Symptomen: Fieber, Lymphknotenschwellung und Entzündungen im Rachenbereich.

Zu Beginn der Erkrankung zeigen die Betroffenen grippeähnliche Beschwerden wie allgemeines Krankheitsgefühl, Müdigkeit, Kopf- und Gliederschmerzen und Appetitlosigkeit. Nach einigen Tagen tritt Fieber mit 38 bis 39 Grad Celsius auf. Die Müdigkeit ist meist in der zweiten und dritten Woche der Erkrankung am stärksten. Das Fieber kann in dieser Phase immer wieder ansteigen und sinken.

„Typisch ist die Schwellung der Lymphknoten. Insbesondere an Hals und Nacken können sie mitunter auf Hühnereigröße anwachsen. Auch unter den Achseln, im Brust- oder Bauchbereich sind die Lymphknoten tastbar“ so Gosepath weiter. „Ein grauer Belag auf den entzündeten Mandeln – die sogenannte Monozyten-Angina – kann Schluckbeschwerden, Heiserkeit und üblen Mundgeruch verursachen“.

Wenn das Epstein-Barr-Virus auch die Leber und Milz angreift, schwellen diese Organe an, was zu Übelkeit und Bauchschmerzen führt. Weitere Symptome sind Stimmungsschwankungen bis hin zu Depressionen und Orientierungsstörungen. Manchmal tritt auch ein entzündlicher Hautausschlag auf.

Therapie: Symptome lindern und abwarten

Gegen das Pfeiffersche Drüsenfieber gibt es keine ursächlich wirksamen Medikamente. Lediglich die Symptome wie Fieber und geschwollene Lymphknoten und gelegentlich auftretende bakterielle Superinfektionen können gelindert werden.Um die angegriffenen inneren Organe zu schonen, sollten die Patient:innen für circa acht Wochen keinen Sport treiben.

Schützen kann man sich vor dem Pfeifferschen Drüsenfieber nicht, denn es gibt keine Impfung. „Da muss man leider durch“, sagt Gosepath. „In der ersten Krankheitsphase sollte der Kontakt zu Erkrankten unbedingt gemieden werden. Vor allem der Speichel ist hochinfektiös. Die Ansteckungsgefahr nimmt aber schnell ab - Händchenhalten ist dann wieder erlaubt.“

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