Naturgegeben ist die Wirbelsäule in einer Doppel-S-Form gekrümmt und dieser Haltung fühlt sie sich auch am wohlsten. Das Problem: Beim Sitzen ist es schwer, diese Form aufrecht zu halten. „Gerade sitzen heißt: Oberkörper aufrecht, Becken leicht nach vorne gekippt. Kopf, Brustkorb und Becken sollten eine Linie bilden. Allerdings neigen wir oft dazu, nach einiger Zeit wieder in uns zusammenzusacken“, sagt Dr. Oliver Schindler, Chefarzt der Klinik für Wirbelsäulenchirurgie an der Helios St. Elisabeth Klinik Oberhausen. Dass wir die Haltung nicht wahren können, ist aber gar nicht so schlimm. Denn: „Gerade die Monotonie tut dem Rücken nicht gut. Besser ist es, möglichst häufig die Haltung zu ändern“, so Schindler. Diese Erkenntnis findet sich auch in dem Begriff Ergodynamik wieder. Er setzt sich aus Ergonomie, also der Wissenschaft über die Gesetzmäßigkeiten menschlicher Arbeit, und Dynamik im Sinne körperlicher Aktivität zusammen.
Für Abwechslung sorgen
Für wen gerade Büroarbeit im Sitzen und Dynamik zunächst klingen wie zwei absolute Gegensätze, dem kann Rückenexperte Dr. Oliver Schindler ein paar Ratschläge geben. „Selbst im Sitzen sind verschiedene Positionen möglich: Beugen Sie sich zwischendurch vor, setzen Sie sich leicht seitlich hin. Auch Zurücklehnen und sich mal so richtig in den Stuhl lümmeln ist völlig in Ordnung – dabei herrscht weniger Druck auf den Bandscheiben und der Rücken wird entlastet.“ Sitzbälle oder aufblasbare Kissen für den Schreibtischstuhl sind zudem gute Hilfsmittel, um in Bewegung zu bleiben. „Um darauf die Balance halten zu können, muss unser Rücken arbeiten. Das stärkt die Muskulatur. Eine gute Muskulatur wiederrum stabilisiert die Bandscheiben“, so der Mediziner.
Das Zauberwort lautet also Abwechslung. Sie sollte auch den sonstigen Büro-Alltag gestalten. Unterlagen durchblättern oder Telefonieren geht schließlich auch im Stehen. Vielleicht kann ein internes Telefonat direkt durch ein persönliches Gespräch mit dem Kollegen ersetzt werden, wenn man ihn in seinem Büro besucht. „Nehmen Sie dabei einfach mal die Treppe statt den Aufzug“, rät Dr. Schindler außerdem.