„Da ist viel Zucker im Blut…“

„Da ist viel Zucker im Blut…“

Zuckerkrankheit, Blutzuckerkrankheit, Alterszucker… „Diabetes mellitus“ hat viele Namen. Im Kern haben alle jedoch eines gemeinsam: Irgendwas mit dem „Zucker“ scheint in unserem Körper bzw. Blut nicht zu stimmen. Und das ist prinzipiell richtig.

Denn vereinfacht dargestellt, kann der Körper bei einem Diabetes den Zucker aus der Nahrung nicht mehr in Energie umwandeln. Er verfügt über zu wenig Insulin – der Schlüssel, um Zucker in Energie umzuwandeln – bzw. hat eine Resistenz gegen das Insulin entwickelt, so dass der Zucker sich quasi im Blut staut. Und dieser hohe Blutzucker kann unbehandelt auf Dauer schwere Schäden an Organen wie Herz, Augen und Nieren hervorrufen und das Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erhöhen.

Vorurteil

„Menschen mit Diabetes sind immer dick oder alt, sie müssen immer Insulin spritzen und essen sowieso zu viel Zucker“

Die meisten von uns verbinden mit einem Diabetes bestimmte Bilder. Dass dem aber überhaupt nicht so ist, erklärt Susanne Läritz, Diabetesberaterin an der Helios Klinik Schkeuditz. Sie räumt hier zu den häufigsten Mythen und Irrtümern rund um Diabetes auf:

Mythos 1: Es gibt einen schweren und einen leichten Diabetes.

Das ist falsch! Ein Diabetes ist eine Stoffwechselerkrankung, die schwere Folgen nach sich ziehen kann. Die vermeintliche Schwere der Erkrankung wird irrtümlich daran bemessen, ob der Betroffene Insulin spritzen muss oder nicht. So wird häufig der so genannte Diabetes Typ-1 als schwerer Diabetes bezeichnet. Denn hier kommt es infolge einer Fehlsteuerung des Immunsystems zu einer Zerstörung der insulinproduzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse. Die Erkrankung zeigt sich oft schon im Jugendalter und die Betroffenen müssen ihr Leben lang Insulin spritzen. Ca. 5 Prozent der Diabetiker leiden unter dem Typ-1. Aber selbst der Typ-2 Diabetes wird nicht in einen Schweregrad unterteilt, egal ob er mit Diät, Tabletten oder Insulin geführt ist. Die Diagnosen lauten nur Diabetes Typ-1 oder Diabetes Typ-2. An dieser Stelle sei noch erwähnt, dass es noch andere Diabetestypen gibt. Unter anderem den Schwangerschaftsdiabetes, pankreopriven Diabetes und weitere Medikamentenindizierte Typen.

Mythos 2: Nur alte Menschen leiden an Diabetes Typ-2.

Der Diabetes Typ-2 zählt zu den wichtigsten Volkskrankheiten. Zwar ist die Veranlagung dazu erblich, aber vor allem der Lebensstil ist entscheidend: Ungesunde Ernährung, Bewegungsmangel, starkes Übergewicht führen dazu, dass der Körper gegen das für die Zuckerumwandlung notwendige Insulin resistent wird. Daher wird der Diabetes Typ-2 oft mit dem „Alterszucker“ assoziiert. Diese Ansicht ist aber ein Irrtum. Diabetes Typ-1 und Diabetes Typ-2 gibt es in allen Altersgruppen. Zwar tritt der Diabetes Typ-2 tatsächlich häufiger bei älteren Menschen auf, aber es gibt eine besorgniserregende Entwicklung: Denn Fakt ist, dass Menschen, die einen Diabetes Typ-2 entwickeln immer jünger werden! Experten schätzen, dass allein in Deutschland bereits 5000 Kinder und Jugendliche von „Alterszucker“ betroffen sind.

Mythos 3: Jeder Dicke leidet auch an einem Diabetes.

Das stimmt so nicht. Natürlich ist das Risiko an einem Diabetes Typ-2 zu erkranken für Übergewichtige höher. So ist es bei Menschen mit einem Body-Mass-Index (BMI) über 25 schon um das doppelte erhöht wie für Normalgewichtige. Trotzdem spielen auch andere Risikofaktoren eine wichtige Rolle: Dazu zählen die familiäre Veranlagung oder das Alter. Viele Menschen mit Übergewicht entwickeln nie einen Diabetes Ty-2 und umgekehrt sind nicht alle Typ-2 Diabetiker übergewichtig.

Mythos 4: Insulin macht dick.

Nein. Insulin allein macht nicht dick. Zwar nimmt ein Diabetiker im Schnitt bei der Einstellung auf Insulin meist zwei bis vier Kilo zu, das hat aber eher folgende Ursachen:

  • Das Insulin führt dazu, dass sich das Körperwasser wieder normalisiert. Betroffene müssen mit eingestelltem Insulin einfach weniger Urin ausscheiden als mit erhöhtem Blutzucker. Das bedeutet aber auch, dass die Kohlenhydrate, die zuvor über die Niere und den Urin einfach ausgeschiedenen wurden, dem Körper jetzt zur Verfügung stehen. Die Folge: Man nimmt zu und die Betroffenen müssen nun verstärkt auf ihre Kalorienzufuhr achten.
     
  • Egal ob Diabetiker oder nicht: Generell nehmen wir oft ein Zuviel an Kalorien in Form von Fetten, Eiweiß und Kohlenhydraten mit der Nahrung auf, was eine Gewichtszunahme verursacht.
     
  • Ein weiterer Faktor sind mögliche Unterzuckerungen. Um diese zu beheben, muss man mehr Kohlenhydrate essen, um den Blutzucker auszugleichen.

Mythos 5: Wer an einem Diabetes erkrankt ist, ist anfälliger für ansteckende Krankheiten.

Das ist falsch. Trotzdem wird Diabetikern empfohlen, sich zum Beispiel gegen Grippe impfen zu lassen. Aber vor allem aus dem Grund, da jede zusätzlich erworbene Krankheit die Stoffwechsel-Erkrankung Diabetes schwieriger gestaltet und mit Komplikationen verlaufen kann.

gluehbirne

Schon gewusst?

Auch Katzen, Hunde oder Pferde können an Diabetes erkranken. Genau wie zuckerkranke Menschen, benötigen die Tiere dann regelmäßige Insulinspritzen.