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Herzmusik: Wenn Bach und Hardrock den Blutdruck senken

Der Takt bestimmt den Alltag. Aus dem Radio, im Kaufhaus, via Kopfhörer – es gibt nur wenige Augenblicke am Tag, an denen wirkliche Stille herrscht. Was Musik mit Herzmedizin zu tun hat? Wir erklären Ihnen das Phänomen der „Herzmusik“.

man playing on guitar close up view

Welchen Einfluss hat Musik auf uns?

Studien belegen, dass Musik auf unseren Körper und unser Handeln direkten Einfluss nimmt. Beispielsweise kann Musik entspannen, den Kreislauf in Schwung bringen oder die Seele trösten. Doch welcher Ton dient welchem Anlass?

Das zu ergründen, haben sich seit vielen Jahren Mediziner:innen zum Ziel gesetzt. Einer von ihnen ist Prof. Dr. med. Hans-Joachim Trappe, Kardiologe im Klinikum der Ruhr-Universität Bochum – und Organist.

 „Seine Forschungen ergaben, dass Musik von Bach und Mozart zu einer deutlichen Senkung des Blutdrucks führt. Musik von ABBA hingegen erzielte diesen Effekt nicht“, erläutert Dr. Hilka Gunold, Oberärztin und Psychokardiologin der Universitätsklinik für Kardiologie im Herzzentrum Leipzig. Sie verfolgt die Arbeiten ihres Bochumer Kollegen zur „Herzmusik“ mit großem Interesse. 

Herzzentrum Leipzig

Oberärztin der Universitätsklinik für Kardiologie

Forschungen ergaben, dass Musik von Bach und Mozart zu einer deutlichen Senkung des Blutdrucks führt. Musik von ABBA hingegen erzielte diesen Effekt nicht.

Herzmusik kann Klassik aber auch Hardrock sein

Dr. Gunold erklärt, dass die Musik von Johann Sebastian Bach den größten Effekt auf unseren Blutdruck hat: „Bei seiner Musik lassen sich eine Senkung von Blutdruck und Herzfrequenz über mehrere Stunden nachweisen“, betont sie.

Doch das funktioniert nicht bei jeder Musik. Die impulsiven Werke Ludwig van Beethovens etwa haben keine beruhigenden Effekte auf den Organismus. Das gilt auch für die Songs von ABBA. Diese sind zwar melodisch und einfühlsam, haben aber während einer Studie zu keiner Senkung des Blutdrucks bei den Proband:innen geführt.

„Textgesang aktiviert möglicherweise andere Hirnregionen und führt dadurch zu unterschiedlichen Empfindungen“, erläutert Dr. Hilka Gunold.

Musik kann also uns und unserem Körper guttun. Aber es muss nicht zwingend Musik von Bach oder Mozart sein, um den Blutdruck zu senken. Ähnliche Wirkungen erzielt auch Hardrock, wie Untersuchungen ergaben.

Puls und Musik im Gleichklang sorgen für Wohlbefinden

Doch warum führen klassische Musik oder Hardrock zu diesen Effekten? Das erklärt uns Musikpädagogin Dr. Heike Drobner: „Bachs Werke weisen eine Gleichmäßigkeit, eine geordnete musikalische Struktur auf. Er schafft das durch die unterschiedliche Anordnung wohl sortierter Harmonien”, erläutert Drobner.

Zudem, so fügt sie an, seien die Tempi bei Musik von Bach, Mozart oder Strauß so ausgerichtet, dass sie dem menschlichen Puls im Wohlzustand entsprächen.

„Mozart verstand es, allen melancholischen Stücken auch eine heitere Note zu geben und allen heiteren Werken etwas Melancholisches. Verbunden mit einer bestimmten Tonhöhe erzeugt das eine Balance, die uns in eine innere Mitte versetzt”, ergänzt die Musikpädagogin.

Musik beeinflusst das vegetative Nervensystem

Wissenschaftlich ist längst bewiesen, dass Musik das vegetative Nervensystem des Menschen beeinflusst, je nachdem, welcher Teil des Nervensystems angesprochen wird. Das vegetative Nervensystem steuert unbewusst die Abläufe im Körper.

Wird der Sympathikus (zuständig für Leistungssteigerung) gereizt, kommt es zu einem Anstieg des Blutdrucks. Bei Aktivierung des Parasympathikus (zuständig für Entspannung) wird der Blutdruck merklich gesenkt. Die Liebe zu bestimmten Musikrichtungen verstärkt diese Effekte sogar noch.

Nützlich werden könnten die Erkenntnisse der Forschung aber auch in der chirurgischen Medizin. „Studien belegen, dass sich durch die richtige Musikauswahl Schmerzen lindern lassen. Darüber hinaus könnte man mit ihr schon vor einer Operation die Ängste der Patienten reduzieren, was nachweislich den Bedarf an Schmerzmedikation reduziert und den anschließenden Heilungsprozess verbessert”, sagt die Kardiologin Dr. Gunold abschließend.

Hinweis der Redaktion: Die in den Zitaten gewählte männliche Form bezieht sich immer auch auf weibliche und diverse Personen, die ausdrücklich mitgemeint sind.

 

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