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Vakuumtherapie rettet Bein vor der Amputation

Nach einem Unfall sollte Jeanette Schillings Bein amputiert werden – für die Oberhausenerin keine Option. Erst die Experten im Wundzentrum konnten das Bein mittels Vakuumtherapie retten. Sechs Jahre nach dem Unfall hat Jeanette Schilling heute ihre Bewegungsfreiheit zurück.
06. Oktober 2023

Es passierte im Alltag. Bei einem Autowerkstatt-Termin im Dezember 2017 stolperte Jeanette Schilling über eine Schiene und eine Eisentür traf ihren linken Unterschenkel – mit schmerzhaften Folgen. Es entwickelte sich ein tiefreichendes Unterschenkelgeschwür (Ulcus cruris). „Die Wunde war schlimm und heilte schlecht“, erinnert sich die 61-Jährige. „Schon wenige Wochen nach dem Unfall war zum ersten Mal von einer Amputation die Rede. Aber das wollte ich auf keinen Fall.“

Dreimal die Woche ging die Oberhausenerin also zur Ambulanz. Das bedeutete dreimal die Woche eine schmerzhafte Wundreinigung, Verbandswechsel und starke Schmerzmittel. Doch auch nach zwei Jahren war keine Verbesserung in Sicht. „Die Wunde wurde sogar immer größer und ging um den gesamten Unterschenkel herum“, klagte Jeanette Schilling. „Ich war in der Ambulanz schon bekannt als die Frau mit dem Haifischbiss. Mein Bein war quasi ein riesiges Loch so groß wie vier Zigarettenschachteln und mit schwarzen Flecken.“ Die Oberhausenerin recherchierte und holte sich eine Zweitmeinung ein, doch auch dieser Arzt riet ihr zur Amputation. Für Jeanette Schilling keine Option: „Ich war richtig verzweifelt. Ich habe doch die Schmerzen so lange ausgehalten und das sollte es jetzt sein?“ In einem letzten Versuch, das Bein zu retten, wurden im Oktober 2019 die Experten vom Wundzentrum der Helios St. Elisabeth Klinik Oberhausen dazu gerufen. „Das war meine Rettung“, ist die Patientin überzeugt.

„Frau Schilling litt an einer extremen Form des Ulcus cruris, das durch Venen- und Arterienschwäche ausgelöst wurde. Zudem waren durch Diabetes, Nikotin und Adipositas die Bedingungen für die Wundheilung extrem schwer“, erklärt Prof. Dr. Alexander Kreuter. Als Chefarzt der Dermatologie, Venerologie und Allergologie und Leiter des interdisziplinären Wundzentrums weiß er: „Rauchen erhöht den Kohlenmonoxid-Gehalt im Blut. In der Folge verringert sich die Sauerstoffversorgung des Körpers, was natürlich auch Sauerstoff verbrauchende Vorgänge wie die Wundheilung erschwert. Übergewicht bedingt eine enorme mechanische Belastung der Wunde und stört darüber hinaus das sensible Mikrobiom unserer Haut.“ Also vereinbarten der Arzt und die Patientin einen Deal: „Ich versprach Prof. Kreuter mit dem Rauchen aufzuhören und an meinem Gewicht zu arbeiten, dafür versuchte er im Wundzentrum eine weitere Therapie vor der Amputation.“  Und diesmal trat endlich der langersehnte Erfolg ein.

Vakuumtherapie rettet Bein vor der Amputation

Helios St. Elisabeth Klinik Oberhausen

Chefarzt Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Leiter Hauttumorzentrum

Die entscheidende Verbesserung brachte die Vakuumtherapie, die mehrfach bei Frau Schilling zum Einsatz kam. Dabei wird nach der chirurgischen Wundreinigung ein Schwamm auf die Wunde aufgesetzt, mit einer Folie dicht verklebt und ein Unterdruck erzeugt. Durch den über mehrere Wochen kontinuierlichen Sog der Wundsekrete kann das neue Gewebe so gesünder und gleichmäßiger wachsen.

Jeanette Schilling erinnert sich mit leichtem Schaudern an die Behandlungen: „Vom Knie bis zum Fuß sah meine Haut aus wie trockene Schlangenhaut. Aber es hat funktioniert.“ Auf die Behandlung von problematischen und schweren Wunden ist das interdisziplinäre Wund-Team der Helios St. Elisabeth Klinik spezialisiert. Allein mit dem aufwendigen Vakuum-Verfahren wurden dort in den letzten zwei Jahren über 150 Patient:innen behandelt.

In der regelmäßigen Wundsprechstunde wurde in den darauffolgenden Monaten der Therapieerfolg bei Jeanette Schilling immer wieder kontrolliert. „Das Team, insbesondere Wundmanagerin Michaela Gebauer, haben mir stets Mut gemacht und gesagt: Das wird. Das wird – und so war es! Nach sechs Jahren haben die Schmerzen nun endlich ein Ende. Ein unbeschreibliches Gefühl von Freiheit.“