40 Wochen keinen Camembert, kein Sushi, keine Salami und Co. Werdende Mütter sind zu Beginn der Schwangerschaft plötzlich vor neue Regeln gestellt, wenn es um die richtige Ernährung geht. Doch was heißt das genau und warum sind manche Empfehlungen so streng? Ernährungsberaterin Sarah Owens im Helios Amper-Klinikum Dachau klärt die wichtigsten Fragen rund um die Ernährung und hat Tipps, wie Mutter und Kind die richtigen Nährstoffe erhalten.

Ernährung in der Schwangerschaft
"Muss ich jetzt für zwei Personen essen?" – gerade das Thema Ernährung ist für Schwangere wichtig. Denn eine gesunde Lebensweise vor und während der Schwangerschaft ist wichtig für Mutter und Kind.
Gewusst?
Die durchschnittliche Gewichtszunahme während der Schwangerschaft liegt zwischen 11 und 15 Kilogramm.
Ab wann sollten Schwangere auf die Ernährung achten?

Eine gesunde Ernährung ist schon vor der Schwangerschaft wichtig. Denn die Gesundheit der Mutter beeinflusst die Gesundheit des Embryos. "Wenn Frauen planen schwanger zu werden, sollten sie versuchen, sich gesund und ausgewogen zu ernähren", so Sarah Owens.
Sobald eine Frau weiß, dass sie schwanger ist, sollte sie nochmal gezielt auf ihre Ernährung achten. "Besonders wichtig sind Folsäure, Vitamin B12, Calcium und Eisen, da Schwangere einen höheren Bedarf an diesen Mikronährstoffen haben als Nichtschwangere", so die Ernährungsberaterin. Zudem kann manchen Geburtsfehlern durch die Ernährung vorgebeugt werden.
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Besonders wichtig sind Folsäure, Vitamin B12, Calcium und Eisen, da Schwangere einen höheren Bedarf an diesen Mikronährstoffen haben als Nichtschwangere.
Wichtige Nährstoffe für Schwangere
"In der Regel nehmen Schwangere die ausreichende Menge an Nährstoffen direkt über die Nahrung auf", so Owens. Ein pränatales Multivitamin-Ergänzungspräparat kann zwar von Anfang an sicherstellen, dass Schwangere genügend essenzielle Nährstoffe erhalten, die Einnahme und richtige Dosierung sollte aber nur in Rücksprache mit der Frauenärztin erfolgen.
Die folgenden Lebensmittel sind wichtige Nährstoffquellen:
Folsäure
- dunkelgrünes Gemüse (Mangold, Grünkohl, Spinat, Brokkoli)
- Hülsenfrüchte und Linsen
- rote Beete
- Sprossen
- Nüsse und Samen
Vitamin B12 und Eisen
- Rindfleisch
- Lamm
- Fisch (Seelachs, Forelle, Sardinen)
- Eier
- Milchprodukte
Calcium
- Milchprodukte und Käse
- Chiasamen
- Sardinen
- Hülsenfrüchte und Linsen
- Mandeln
- Rhabarber
- Tofu
- Spinat
- Feigen
Zink
- Fleisch
- Milch- und Milchprodukte
- Eier
- Linsen
- Nüsse und Sonnenblumenkerne
- Linsen und grüne Erbsen
Vitamin B6
- Fleisch und Fisch
- Vollkornprodukte
- Kartoffeln
- Avocado
Jod
- jodiertes Speisesalz
- Meeresfisch
- Milch und Milchprodukte
Vitamin D
- fettreiche Fischsorten
- Eigelb
- Pilze
Omega-3-Fettsäuren
- Seefisch
- Raps-, Walnuss-, Oliven- und Leinöl
- Mikroalgen
Vitamin A
- Kürbis
- Karotten
- Spinat
- Aprikosen
Vitamin C
- Zitrusfrüchte
- Paprika
- Brokkoli
- Beeren
Magnesium
- Vollkornprodukte
- Weizenkleie
- Nüsse und Sonnenblumenkerne
Was dürfen Schwangere essen?

Für Schwangere gilt, was auch für Nichtschwangere gilt: die Lebensmittelauswahl sollte ausgewogen sein. Also,
- mindestens fünf Portionen buntes Obst und Gemüse pro Tag
- komplexe statt einfache Kohlenhydrate (z. B. Vollkornbrot statt Weißbrot)
- bis zu 300 Gramm mageres Fleisch pro Woche
- Fisch, wie Seelachs, Forelle, Sardinen, Garnelen, Karpfen zweimal pro Woche
- viel Verzehr von pflanzlichen Produkten, inkl. pflanzlichen Eiweißquellen wie Bohnen, Kichererbsen und Nüssen
- geringer Verzehr von verarbeiteten Lebensmitteln, wie Salami, Würste, Chips und Co.
- geringer Verzehr von zusätzlichen Zucker, Süßstoffen und gesüßten Getränken
- mindestens drei Liter Flüssigkeit am Tag, am besten Wasser, Milch und Kefir, Kräutertees oder verdünnte Fruchtsäfte
Wie häufig sollte eine Schwangere essen?
Statt drei Hauptmahlzeiten, sollten werdende Mütter eher fünf bis sechs über den Tag verteilte Portionen einplanen. Das hat mehrere Vorteile:
- Häufige kleine Gerichte helfen vor allem in den ersten drei Monaten gegen die Übelkeit
- Der Blutzucker sinkt nicht zu stark ab
- Kleinere Mahlzeiten sind besser verdaulich. Besonders, wenn das Kind im Bauch immer mehr Platz benötigt
- Wirkt sich positiv auf mögliches Sodbrennen aus
Was sollten Schwangere meiden?

Während der Schwangerschaft gibt es auch ein paar Lebensmittel, die Schwangere nicht essen sollten. Dazu zählen:
Tiefsee- und Raubfisch: So können Haifisch, Heilbutt, Schwertfisch, Makrele, Aal, Hecht, Barsch und manchmal auch Thunfisch mit Quecksilber kontaminiert sein. Um eine verminderte Gewichtszunahme des Babys oder einer Beeinträchtigung der Entwicklung des Nervensystems vorzubeugen, sollten werdende Mütter diese Fischsorten meiden.
Weich gekochte Eier, rohe Milchprodukte, rohes Fleisch und roher Fisch: Da Schwangere ein erhöhtes Risiko für eine Lebensmittelvergiftung haben, gehören diese Lebensmittel nicht auf den Speiseplan.
Koffein: In Kaffee, schwarzen Tees und Colas ist Koffein, welches in großen Mengen das Wachstum des Babys verhindern kann. "Schwangere sollten nicht mehr als 100 Milligramm Koffein pro Tag zu sich nehmen", so Sarah Owens. Zur Info: Eine Tasse Kaffee von 150 Milliliter entspricht zwischen 75 bis 100 Milligramm Koffein.
Alkohol: Gerade in der Frühschwangerschaft erhöht der Konsum von Alkohol das Risiko einer Fehlgeburt, schlechtem Wachstum und einer vorzeitigen Geburt. Auch in der Spätschwangerschaft kann Alkohol eine Entwicklungsstörung (Fetales Alkoholsyndrom) verursachen. "Schwangere Frauen sollten während der Schwangerschaft und Stillzeit komplett auf Alkohol verzichten", so die Ernährungsexpertin.
Nikotin: Rauchen ist in jeder Lebensphase gesundheitsschädlich, aber für werdende Mütter ist Nikotin besonders fatal. Die Giftstoffe schaden sowohl der Mutter als auch dem ungeborenen Kind – das gilt auch beim Passivrauchen. Mögliche Folgen sind etwa Früh-, Fehl- oder Totgeburten, vorzeitiger Blasensprung oder auch ein vorzeitiges Ablösen der Plazenta.
Schwangere Frauen sollten während der Schwangerschaft und Stillzeit komplett auf Alkohol verzichten.
Wie organisiere ich die Ernährung in der Schwangerschaft optimal?

Im ersten Trimester ändern sich die Essgewohnheiten sehr wahrscheinlich noch nicht allzu sehr, weil der Embryo noch sehr klein ist und nicht viel Energie braucht. Im zweiten und dritten Trimester wächst das Baby jedoch viel und braucht mehr Energie. Um das Wachstum des Babys zu unterstützen, müssen Schwangere mehr essen, sollten aber auch ihr Gewicht im Auge behalten. „Gewichtszunahmen zwischen 9 bis 20 Kilogramm je nach Ausgangs-BMI sind normal“, sagt Sarah Owens.
Viele Schwangere essen lieber fünf bis sechs kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt als drei große – insbesondere im zweiten und dritten Trimester. Auf diese Weise ist zum einen die ausreichende Kalorienzufuhr sichergestellt und zum anderen lassen sich schwangerschaftsbedingte Symptome wie Übelkeit, Blähungen und Völlegefühl sowie Verstopfungen und Sodbrennen vermeiden.
Und wie sieht es mit vegetarischer/ veganer Ernährung aus?
In diesem Fall sollte eine Schwangere besonders auf ihre Eisenwerte achten und einen Arzt konsultieren, falls Unsicherheiten bestehen. Vorsicht: Eine vegane Ernährung in der Schwangerschaft führt zu einem Nährstoffmangel und birgt ein Gesundheitsrisiko für das Kind. Welche Mikronährstoffe der Körper in dieser Situation benötigt, sollten die werdenden Mütter fachlich abklären lassen.
Genuss in der Schwangerschaft
Ein Beispieltag:
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Frühstück
Zum Start in den Tag eignet sich ein vollwertiges Müsli. Falls auf Süße nicht verzichtet werden kann, kann auf einen Löffel Honig zurück gegriffen werden.
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Der kleine Snack zwischendurch
Wie wäre es mit einem Salat mit buntem Gemüse und gerösteten Sonnenblumen- oder Pinienkernen für den Energiekick zwischendurch?
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Zum Mittag...
... gibt es gedünsteten Seelachs mit Kartoffeln. Als Beilage frisches, kurz gegartes Gemüse.
Für den zweiten Energiekick kann eine Schüssel knackiges Rohkostgemüse mit einem Dip aus Kräuterquark zubereitet werden.
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Abendbrot
Für einen erholsamen Schlaf eignet sich abends eher leichte Kost. Wie wäre es mit Vollkornbrot, garniert mit magerem Putenfleisch und ein paar Scheiben gesalzenen Tomaten?
Was hilft bei Süßhunger- und Heißhunger-Attacken?
„Schwangere sollten regelmäßig essen und versuchen ihre Essenszeiten einzuhalten. Wenn sie doch der plötzliche Heißhunger oder Süßhunger überkommt, können sie einen geeigneten Snack essen“, rät die Expertin.
Sie empfiehlt bei Süßhunger gleichzeitig eine Eiweißquelle zu sich zu nehmen, damit der Blutzuckerwert nicht zu schnell ansteigt. Geeignet sind etwa:
- Babykarotten, Kirschtomaten oder Snackgurken mit würzigem Dressing oder Humus
- Studentenfutter
- Joghurt mit frischem Obst oder Müsli
- Dunkle Schokolade mit Mandeln oder Haselnüssen
Ernährung und Schwangerschaft: 5 Mythen
Rund um die richtigen Lebensmittel während der Schwangerschaft gibt es diverse Mythen. Sarah Owens hat die Antworten auf fünf gängige Mythen.
Während der Schwangerschaft sollte eine Frau für zwei Essen

Nein. Schwangere müssen keine doppelten Nahrungsmengen zu sich nehmen. Um den höheren Bedarf an Vitaminen und Mineralstoffen abzudecken, ist die Qualität der Nahrung wichtig, nicht die Quantität. Also nährstoffdichte Lebensmittel wie Gemüse, Obst, Vollkornprodukte, Kartoffeln, Milch und Milchprodukte.
Die richtige Ernährung beugt Schwangerschaftsdiabetes vor
Leider nein. Auch die richtige Ernährung kann einem Schwangerschaftsdiabetes nicht vorbeugen. Eine ausgewogene und gesunde Ernährung sowie eine nicht zu starke Gewichtszunahme können das Risiko dafür aber senken.
Honig ist während der Schwangerschaft tabu

Das stimmt so nicht. Häufig glauben Schwangere, weil Honig für Babys tabu ist, sollten sie ebenfalls verzichten. Laut Forschungsergebnissen tötet die Magensäure eines Erwachsenen die Bakterien, die sich in kleinen Mengen im Honig befinden ab. Somit ist Honig für das ungeborene Kind nicht gefährlich. Frauen dürfen während der Schwangerschaft Honig in kleinen Mengen essen. Erlaubt sind bis zu drei Esslöffel pro Tag.
Allergien lassen sich mit der richtigen Ernährung vorbeugen
Unklar. Experten erforschen derzeit, ob eine Schwangere Allergien ihres ungeborenen Kindes durch die richtige Ernährung vorbeugen kann. Eine sichere Aussage hierzu lässt sich derzeit noch nicht treffen.
Gelegentlich ein Gläschen Wein schadet nicht
Falsch! Während der Schwangerschaft sollte komplett auf Alkohol verzichtet werden, da sonst Schäden im Gehirn des Babys entstehen können. Auch nach der Geburt sollten Frauen, solange sie stillen, auf Alkohol verzichten.
Essen Sie bewusst, aber mit Freude
Während der Schwangerschaft gilt bei der Ernährung: Qualität ist wichtiger als Quantität. Schwangere sollten sich bewusst, ausgewogen und gesund ernähren – trotzdem sind auch kleine Sünden ab und an erlaubt. Auf Alkohol und Tabak sollte während der Schwangerschaft und Stillzeit komplett verzichtet werden.
Mom2B – bestens beraten durch die Schwangerschaft: Gesunde Ernährung in der Schwangerschaft
Wie sieht sie aus, die abwechslungsreiche und vollwertige Ernährung während der Schwangerschaft? Annemarie Willgeroth, Still- und Laktationsberaterin in der Geburtshilfe der Helios Albert-Schweitzer-Klinik teilt ihre Tipps und verrät, welche leckere Sünde ab und an erlaubt bleibt.