Pro Jahr erkranken etwa 8 bis 15 Prozent der geschlechtsreifen Frauen in Deutschland an Endometriose. Neuere Schätzungen gehen sogar von bis zu 40.000 Neuerkrankungen aus. Endometriose kann jede Frau treffen: vom Eintritt der Regelblutung bis zu den Wechseljahren. Die Erkrankung kann auch ein Grund für einen unerfüllten Kinderwunsch sein.

Endometriose und Schwangerschaft
Endometriose kann zu starken Schmerzen vor und während der Menstruation führen. Sie ist zudem ein häufiger Grund für einen unerfüllten Kinderwunsch. Meist wird die Krankheit lange Zeit nicht erkannt.
Was ist Endometriose?

"Bei einer Endometriose siedeln sich veränderte Zellen, die der Gebärmutterschleimhaut ähneln, außerhalb der Gebärmutter im Körper an. Dabei bilden sich gutartige Wucherungen, sogenannte Endometrioseherde, insbesondere im Unterleib aus", sagt Chefarzt Dr. Yemenie Aschalew aus der Helios Klinik Schkeuditz. Die zyklischen hormonellen Veränderungen der Frau beeinflussen die Endometrioseherde in ähnlicher Weise wie die normale Gebärmutterschleimhaut.
Je nach Lage der Endometrioseherde wird die Erkrankung in drei Gruppen eingeteilt:
- 1. Peritonale Endometriose: Endometrioseherde können am gesamten Bauchfell vorkommen, treten jedoch vermehrt im kleinen Becken auf.
- 2. Ovariale Endometriose: Die sogenannten Endometriome treten im Bereich der Eierstöcke auf.
- 3. Tief infiltrierende Endometriose (TIE): tritt u. a. in Organen wie Harnblase, Scheide oder Darm auf.
- 4. Adenomyosis uteri: Ist ein Subtyp der TIE und beschreibt eine Endometriose im Gebärmuttermuskel.
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Bei einer Endometriose siedeln sich veränderte Zellen, die der Gebärmutterschleimhaut ähneln, außerhalb der Gebärmutter im Körper an. Dabei bilden sich gutartige Wucherungen, sogenannte Endometrioseherde, insbesondere im Unterleib aus.
Symptome einer Endometriose

"Regelabhängige Unterbauchschmerzen sind oft die typischen Symptome, wobei viele Frauen auch von Schmerzen außerhalb der Menstruation berichten", sagt der Schkeuditzer Chefarzt. Zudem klagen betroffene Frauen oft über Schmerzen beim Geschlechtsverkehr (Dyspareunie), Harndrang und Schmerzen beim Wasserlassen beziehungsweise beim Stuhlgang. Es kann aber auch sein, dass die Erkrankung gänzlich ohne Beschwerden auftritt.
Starke Regelschmerzen:
- Schmerzen und Krämpfe kurz vor und während der Menstruation
- verursacht vor allem durch Endometrioseherde in der Gebärmuttermuskulatur
sonstige Unterleibsschmerzen:
- mehr oder weniger starke Schmerzen und Krämpfe auch unabhängig von der Regelblutung
- u. a. verursacht durch Verwachsungen zwischen Organen im Unterleib

Müdigkeit und Erschöpfung:
- starke und/oder häufige Symptome können körperlich belastend sein und zu vermehrter Müdigkeit und Erschöpfung führen
Schmerzen beim Geschlechtsverkehr:
- oft brennende oder krampfartige Schmerzen während oder nach dem Geschlechtsverkehr
- Ursache sind oft Endometrioseherde auf den elastischen Haltebändern, wodurch die Gebärmutter im kleinen Becken verankert ist
Schmerzen beim Wasserlassen oder Stuhlgang:
- treten eher selten auf
- ursächlich sind Endometrioseherde in der Blase bzw. im Darm
- manchmal kann es zu zyklusabhängigen Blutbeimengungen im Urin oder Stuhl kommen
Psychische Belastung:
- bis die Ursache der Beschwerden gefunden ist, braucht es meist viele Arztbesuche, was psychisch belastend für Patientinnen ist
Unfruchtbarkeit:
- Zusammenhang vermutet
- Eileiter sehr oft verklebt, dadurch ist eine Schwangerschaft nur erschwert möglich
Behandlung einer Endometriose
Die Therapie hängt immer von der Schwere der Beschwerden ab. Eine Erkrankung, die keine Probleme bereitet, muss nicht therapiert werden. Die Therapie ist aber ratsam bei anhaltenden Schmerzen, unerfülltem Kinderwunsch oder auch Störungen einer Organfunktion durch Endometrioseherde.
Die Laparoskopie ist die derzeit einzige Diagnosemethode, um eine Endometriose zweifelsfrei festzustellen. Auch eine Psychotherapie kann sinnvoll sein, denn für viele Frauen ist der Prozess bis zur eigentlichen Diagnose und auch darüber hinaus sehr belastend.
Schwanger trotz Endometriose
Viele Frauen mit einer ausgeprägten Endometriose haben einen unerfüllten Kinderwunsch. Die Häufigkeit der Erkrankung bei Frauen im gebärfähigen Alter wird in der Allgemeinbevölkerung mit acht bis fünfzehn Prozent angegeben. Der Anteil der von Endometriose betroffenen Frauen mit Kinderwunsch wird zwischen 20 und 50 Prozent vermutet.
"Bei 40 bis 60 Prozent der ungewollt kinderlosen Frauen ist Endometriose die Ursache", so Chefarzt Dr. Yemenie Aschalew.
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Wenn eine Endometriosepatientin nicht schwanger wird, müssen Experten abklären, ob die Eileiter frei durchgängig sind oder Endometrioseherde bestehen.
Diagnosefindung eines unerfüllten Kinderwunsches
Um festzustellen, warum eine Frau nicht schwanger wird, dient unter anderem eine Bauchspiegelung. Denn es kann sein, dass Frauen, die nicht schwanger werden, nicht wissen, dass sie unter Endometriose leiden.
"Die sogenannte peritoneale Endometriose führt häufig zu Verwachsungen. Das kann dazu führen, dass die Eileiter durch Vernarbungen und Verwachsungen nicht frei zugänglich sind. Dies kann eine Schwangerschaft erschweren und ist der häufigste Grund für unerfüllten Kinderwunsch bei Endometriose", erklärt Prof. Dr. Michael Friedrich, Chefarzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe im Helios Klinikum Krefeld. In solchen Fällen wird meist zu einer Operation geraten.
Der Zustand der Eileiter ist beim unerfüllten Kinderwunsch wichtig. "Wenn eine Endometriosepatientin nicht schwanger wird, müssen Experten abklären, ob die Eileiter frei durchgängig sind oder Endometrioseherde bestehen. Sollten Verwachsungen oder Verklebungen ursächlich für das Ausbleiben einer Schwangerschaft sein, werden diese gelöst und Endometrioseherde entfernt", sagt Prof. Michael Friedrich. Wichtig ist, dass die Eileiter frei durchgängig sind.

Wurden im Rahmen einer Operation mögliche Endometrioseherde entfernt, erhöhen sich die Chancen auf eine Schwangerschaft. Aber: Auch, wenn die Operation erfolgreich war, kann es bei manchen Frauen passieren, dass sich neue Endometrioseherde bilden und eine Schwangerschaft weiterhin ausbleibt. In diesem Fall kann über eine künstliche Befruchtung nachgedacht werden.
Prof. Friedrich erklärt: "Das tückische an der Endometriose ist, dass die Therapie primär aus der Diagnostik besteht, also dem Nachweis und Erkennen der Erkrankung sowie einer medikamentösen Behandlung. Allerdings ist genau diese Therapie kontraproduktiv für eine Schwangerschaft. Denn: Bei der medikamentösen Therapie der Endometriose handelt es sich um eine dienogesthaltige Pille im Langzyklus, eine Hormonspirale oder um Spritzen, die künstlich die Wechseljahre herbeiführen. In der Regel erschwert dies eine Schwangerschaft erheblich. Stoppen Betroffene die Behandlung, kann die Endometriose wiederkommen."
Künstliche Befruchtung bei Endometriose
Eine künstliche Befruchtung kann bei wiederkehrender Endometriose erfolgsversprechend sein. Experten gehen davon aus, dass sich der Kinderwunsch dadurch wahrscheinlicher erfüllen lässt als mit weiteren Operationen.
Risiken in der Schwangerschaft und bei der Geburt

"Die Endometriose wird in der Regel weder den Schwangerschaftsverlauf noch die vaginale Entbindung beeinflussen", sagt Dr. Yemenie Aschalew. In der Schwangerschaft ist die Endometriose eher asymptomatisch, sodass es gelegentlich auch zu einer anhaltenden Besserung nach der Schwangerschaft kommt.
Während der Geburt kann es zu einem leicht erhöhten Blutverlust kommen. Schweizer Gynäkologen fanden in einer Studie heraus, dass Endometriose-Patientinnen eher Kinder mit geringerem Geburtsgewicht auf die Welt bringen. Und zudem häufiger Bluthochdruck während der Schwangerschaft entwickeln. Ansonsten besteht kein Risiko für vermehrte Komplikationen.