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COPD und Psyche: Eine enge Verbindung

Die chronisch obstruktive Lungenerkrankung ist weit mehr als eine reine Lungenerkrankung. Sie belastet Erkrankte nicht nur körperlich, sondern auch psychisch. Wie Sie seelische Belastungen erkennen und wo Sie Unterstützung im Alltag finden: ein Überblick.

31.07.2025 Lesedauer: - Min.
Medizinisch geprüft von Christian Brünahl, MME, Wolfram Grüning
sad woman having panic attack at home
Inhaltsverzeichnis

Häufigkeit von psychischen Erkrankungen bei COPD

Angststörung und Depression sind häufige Begleiterkrankungen einer COPD, die bereits in frühen Stadien der Lungenerkrankung entstehen. Bei jedem dritten COPD-Erkrankten können diese Erkrankungen auftreten. Das Tückische: Die Symptome der psychischen und körperlichen Erkrankungen können sich gegenseitig verstärken und haben Einfluss auf den Krankheitsverlauf.

Die Häufigkeit von begleitenden Beschwerden steigt mit dem Alter der Patienten und dem Schweregrad der COPD – sie kann im Allgemeinen bis zu 80 Prozent erreichen. Eine mögliche Herausforderung bei psychischen Beschwerden: Oftmals werden psychischen Probleme nicht ausreichend angesprochen und abgefragt.

Was sind Auswirkungen von COPD auf die psychische Gesundheit?

Das Leben mit COPD kann den Alltag erheblich einschränken – und die Psyche von Betroffenen belasten. Beispielsweise ziehen sich häufig Erkrankte immer mehr zurück, schränken soziale Kontakt ein und vermeiden bestimmte Aktivitäten. Bei einem Großteil der Erkrankten führt dieses Verhalten zu einer Angststörung und/oder Depression. Warum ist das so?

Die Angst keine Luft mehr zu bekommen, kann für viele Menschen eine lebensbedrohliche Vorstellung sein, denn sie spricht die Angst ums eigene Überleben direkt an. Ein Grund, aus dem Patientinnen und Patienten oft mit Stress und Panik reagieren, wenn ihre Luft knapp wird. Auch eine nächtliche äußere Sauerstoffzugabe und die Abhängigkeit von Hilfsmitteln kann diese Angst verstärken. Depressive Gefühle können hinzukommen, wenn sich der Alltag plötzlich nur noch um die Erkrankung dreht. Die vielen Veränderungen im täglichen Leben – regelmäßiges inhalieren, (mehr) Sport und Bewegung, Rauchstopp und diverse Regel-Arzttermine – führen vor allem zu Beginn dazu, dass die Lebensqualität anders wahrgenommen wird und diese als Belastung empfunden werden.

Sowohl eine Angststörung als auch eine Depression beeinflussen den Verlauf der COPD negativ, wodurch Beschwerden sich verschlechtern und zunehmen können. Eine Depression kann als Folge haben, dass Medikamente nicht regelmäßig eingenommen oder Therapieempfehlungen nicht umgesetzt werden. Die Angst vor Luftnot führt immer häufiger dazu, dass bestimmte Aktivitäten komplett gemieden werden.

Daher sollten Betroffene und Angehörige die psychischen Belastungen ernst nehmen und professionelle Unterstützung einholen. Denn ohne Behandlung verschlechtern sich die Symptome und die psychische Belastung verstärkt sich. Ein Teufelskreis entsteht.

Wie erkenne ich eine psychische Erkrankung?

Bei COPD-Betroffenen können psychische Belastungen leicht übersehen werden, da im Fokus der Therapie oftmals die körperliche Behandlung steht. Daher ist es wichtig, auf sich und sein Wohlbefinden zu achten, um erste Warnsignale zu erkennen. Auch Familie, Freunde und Pflegende spielen eine wichtige Rolle, indem sie einerseits psychische Probleme frühzeitig erkennen und anderseits Unterstützung anbieten können. Dies kann Betroffene ermutigen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Mögliche allgemeine Anzeichen für eine psychische Erkrankung sind:

  • Müdigkeit
  • Erschöpfung
  • Schlafstörung
  • Antriebsschwäche
  • Appetitverlust

Gut zu wissen: Depressionen können sich bei Männern anders als bei Frauen zeigen, wie die geschlechterspezifische Medizin zeigt. Frauen zeigen oft klassische Symptome wie Traurigkeit, Niedergeschlagenheit, ein morgendliches Tief, Schlafstörungen und auch Leistungsdefizite. Männer können hingegen auch gereizter, möglicherweise aggressiv sein, oder auch zu einem erhöhtem Risikoverhalten und vermehrtem Alkoholkonsum neigen. Die Unterschiede führen auch dazu, dass eine Depression bei Männern oft nicht erkannt wird, was eine frühzeitige professionelle Therapie erschwert.

Diagnose von Depression und Angst bei COPD

Wenn der Verdacht auf eine psychische Erkrankung besteht, sollten Betroffene zunächst ins Gespräch mit ihrer behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt gehen. Dieser kann bei Bedarf an eine fachärztliche Einrichtung, zum Beispiel eine psychosomatische Praxis oder Klinik, überweisen. Mit speziellen Fragebögen und kurzen Tests lässt sich ermitteln, wie ausgeprägt die Depression oder Angststörung ist.

Therapie von Depression und Angststörung mit COPD

Betroffene sollten sich nicht scheuen, aktiv Unterstützung in Anspruch zu nehmen und offen über ihr psychisches Befinden zu sprechen. Bereits erste Maßnahmen wie Unterstützung im Haushalt, das Erlernen von Stressbewältigungstechniken und Entspannungsmethoden können die seelische Gesundheit verbessern. Zudem kann auch regelmäßige Bewegung in speziellen Lungensportgruppen das Wohlbefinden steigern. Selbsthilfegruppen und der Austausch mit anderen Betroffenen werden ebenfalls als positiv empfunden.

Menschen, bei denen die Angst vor plötzlicher Atemnot ausgeprägt ist, sollten sich Selbsthilfe-Atmungstechniken aneignen. Einfache Techniken wie die Lippenbremse, der Kutschersitz und die Torwart-Stellung können die Angst vor Atemnot verringern, weil man auf den Ernstfall vorbereitet ist.

Bei stark ausgeprägter Depression oder Angststörung sollte eine professionelle Psychotherapie durchgeführt werden. In der kognitiven Verhaltenstherapie erhalten Betroffene individuelle Hilfestellungen, wie sie mit ihren negativen Gedankenspiralen umgehen und diese durchbrechen können. Auch der Einsatz von Medikamenten ist möglich.

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Was kann ich selbst tun?

Zunächst ist es wichtig zu wissen, dass die psychischen Beschwerden bei einer chronischen Erkrankung von Mensch zu Mensch zu verschieden sind. Um die Lebensqualität bestmöglich zu erhalten oder wieder zu verbessern, sollten daher frühzeitig unterstützende Maßnahmen ergriffen werden, wie:

  • Techniken zur Stressbewältigung erlernen
  • Achtsamkeit und Meditation in den Alltag einbauen
  • Informieren, um die Krankheit zu verstehen und anzunehmen
  • Selbsthilfegruppen aufsuchen und mit anderen Betroffenen austauschen
  • Behandlungstermine und Patientenschulungen wahrnehmen

Psychische Erkrankung ist keine Schwäche

Psychische Erkrankungen sind oft mit Vorurteilen besetzt. Dabei sind sie kein Indiz von Schwäche und auch kein Grund sich zu schämen. Wer offen über seine Gefühle und psychischen Belastungen spricht, erhält die passende Unterstützung, um die Lebensqualität trotz COPD zu verbessern. Daher sollte sich niemand vor einer Therapie scheuen.

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