Wie entsteht Brustkrebs?
In unserem Körper ist das Wachsen und Teilen der Körperzellen normalerweise ein geregelter Prozess. Alte Zellen sterben ab und werden durch neue ersetzt. Manchmal aber führen Genmutationen dazu, dass das Wachstum neuer Zellen nicht mehr vom Körper reguliert wird. Krebszellen, aus denen sich ein bösartiger Tumor bildet, sind durch dieses ungebremste Wachstum gekennzeichnet.
„Beim Brustkrebs handelt es sich um eine solche bösartige Veränderung des weiblichen oder männlichen Brustgewebes. Die genauen Ursachen dafür sind nicht bekannt, jedoch gibt es Risikofaktoren, die ein Mammakarzinom begünstigen können“, erklärt Dr. Hans-Georg Damert, Chefarzt der Klinik für Plastische-, Ästhetische und Handchirurgie in der Helios Bördeklinik.
Zu den Risikofaktoren gehören neben dem Alter und der genetischen Veranlagung für Krebs auch Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten. Zu letzteren beeinflussbaren Faktoren zählen so zum Beispiel regelmäßiger Alkoholkonsum, wenig Bewegung, langjähriger Zigarettenkonsum, Übergewicht und hormonelle Faktoren (beispielsweise durch die Antibaby-Pille oder sehr frühe Menstruation beziehungsweise die späte Menopause).
Wann wird eine Teil- oder Komplettentfernung der Brust durchgeführt?
Im Allgemeinen kommen bei den meisten bösartigen Brusttumoren die brusterhaltenden Therapien zum Einsatz. Sicherlich ist ein Grund hierfür, die gut ausgebauten Vorsorgenetzwerke, die Brustkrebs oft schon in einem frühen Stadium erkennen.
„Bei circa 20 bis 30 Prozent der Brustkrebspatientinnen ist die vollständige Entfernung der Brustdrüse bei Frauen oder Männern, auch Mastektomie genannt, nicht vermeidbar", sagt Dr. Damert. Der Verlust einer Brust bedeutet für die betroffene Frau oft eine erhebliche psychische Belastung. So ist die Brust mehr als ein ästhetisches Merkmal. Sie steht auch für Weiblichkeit und spielt eine große Rolle für das Körpergefühl.
Ein Wiederaufbau der Brust kann aus der Sicht der Betroffenen psychische als auch physische Gründe haben. Wenn eine Brust fehlt, ändert sich das Körperbild und dies kann für die Betroffene ein sichtbares Mahnmal der Erkrankung sein. „Eine nachgebildete Brust bringt für viele Patientinnen einen Neubeginn mit mehr Lebensmut mit sich, auch wenn die rekonstruierte Brust weniger empfindsam ist als eine natürliche“, weiß der Experte.
Wie wird eine Brust wieder aufgebaut?
Der Wiederaufbau der Brust kann sofort oder in einer zweiten Operation, mit körperfremden oder körpereigenem Material beziehungsweise Gewebe erfolgen. „Meist erfolgt der Wiederaufbau jedoch erst nach einigen Monaten oder sogar Jahren, wenn eine notwendige Strahlen- und Chemotherapie abgeschlossen ist“, weiß der Chefarzt.
Diese sekundäre Rekonstruktion kann entweder mit Fremdmaterial (Silikonimplantat) oder mit körpereigenem Gewebe erfolgen. Welche Art des Aufbaus geeignet ist, hängt von vielen Faktoren ab: dem Gesundheitszustand und Lebensstil, der Brustgröße, der lokalen Gewebesituation, den Voroperationen und den persönlichen Wünschen.
„Wann immer möglich, führen wir den Brustwiederaufbau mit Eigengewebe durch, da hiermit ein natürlicheres und dauerhaftes Ergebnis erzielt wird“ erklärt der Experte. Und weiter: „Auch Folgeoperationen, wie etwa der Implantatwechsel, entfallen. Zudem entwickelten sich die Operationsverfahren zur Wiederherstellung der Brust mit körpereigenem Gewebe, meist vom Bauch, Gesäß oder Rücken, in den vergangenen Jahren erheblich weiter“, sagt Damert. Mithilfe moderner mikrochirurgischer Techniken können Chirurg:innen heute eine symmetrische und natürliche Brust aus körpereigenem Gewebe neu bilden und gleichzeitig die früher häufigen Beeinträchtigungen an der Entnahmestelle weitgehend vermeiden. „Durch die Entwicklung sogenannter Perforatortechniken gehen dabei auch keine Rücken oder Bauchmuskeln mehr verloren“, führt der Chefarzt für Plastisch- und Ästhetische Chirurgie aus. Jedes Verfahren hat Vor- und Nachteile, die mit jeder Patientin individuell besprochen werden.
Brustkrebs ist bei weitem nicht nur eine Frauenkrankheit. Jährlich erkranken zwischen 600 und 700 Männer an Brustkrebs. Sie machen damit rund ein Prozent aller Brustkrebsfälle aus. Entsprechend ist eine Mastektomie beim Mann ebenso möglich.
Wie kann ich den Brustkrebs erkennen?
Das bewusste Abtasten der Brust ist eine Maßnahme der Krebsfrüherkennung. Diese Selbstuntersuchung zu Hause ist eine gute Methode, um Veränderungen wie Knoten oder Verhärtungen in der Brust frühzeitig zu bemerken. Sie ersetzt allerdings nicht die Teilnahme an ärztlichen Früherkennungsuntersuchungen.
Viele Frauen haben hormonell bedingte Beschwerden an der Brust, welche auch zu Veränderungen des Tastbefundes führen können. Schmerzhaftes Brustspannen, vor allem kurz vor der Menstruation, sowie ein Anschwellen oder eine knotigere Brust zu diesem Zeitpunkt sind häufig berichtete Beschwerden.
„Wenn dann Veränderungen neu auftreten oder ein Knoten stetig wächst, besteht Abklärungsbedarf“, sagt Dr. Damert. Dennoch gehen die meisten Beschwerden auf ungefährliche Veränderungen der Brust zurück.
Eine genaue Abklärung und Diagnostik ist ratsam, wenn:
- sich Knoten oder Verhärtungen in der Brust ertasten lassen
- beim Anheben der Arme die Brüste unterschiedlich fallen
- eine Brustwarze nach innen gezogen ist
- Veränderungen der Haut an einer Brustwarze auftreten
- an einer Brustwarze blutige Flüssigkeit austritt
Welche Auswirkungen hat Corona auf Krebsbehandlungen?
Dass Corona offenbar Auswirkungen auf die Krebsbehandlungen hat, konnte Helios in einer Studie belegen. Ein ärztliches Team verglich die stationären Aufnahmen für alle Tumordiagnosen und -behandlungen in den Helios Kliniken während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 mit denen des Vorjahres. Dabei zeigte sich ein Rückgang der Behandlungen um 10 bis 20 Prozent.
„Solche Erkenntnisse bereiten uns große Sorgen. Die Konsequenzen von ausgebliebenen oder erst verspätet begonnenen Therapien, lassen sich jetzt allerdings noch nicht vollumfänglich absehen. Wir können nur an alle Patientinnen und Patienten appellieren, Untersuchungstermine und Behandlungen wahrzunehmen. Die Kliniken haben sich frühzeitig auf die Coronasituation eingestellt, um das Infektionsrisiko so gering wie möglich zu halten. Die Gefahr, die durch eine zu spät diagnostizierte Krebserkrankung besteht, ist weitaus größer“, erklärt Priv.-Doz. Dr. Herbert Sayer, Leiter Onkologisches Zentrum am Helios Klinikum Erfurt. Darüber hinaus gilt in den Helios Kliniken ein striktes Sicherheits- und Hygienekonzept, um die Ansteckung von Patientinnen und Patienten in den Kliniken zu vermeiden.