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9 Mythen über Brustkrebs

Immer noch kursieren viele Unwahrheiten und Missverstände über Brustkrebs. Jutta John ist Leiterin des Brustzentrums im Helios Klinikum Hildesheim und hat neun Brustkrebsmythen einem Wahrscheitscheck unterzogen. Hier erklärt sie, was wirklich stimmt und was nicht. 

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Mythos 1: Smartphones verursachen Brustkrebs

Nach heutigen Erkenntnissen: Nein. Vor einigen Jahren gab es in der Bevölkerung noch große Verunsicherung, ob Elektrosmog Leukämien und Handys Hirntumore auslösen. Die internationale Krebsforschungsagentur (IARC) stufte elektromagnetische Felder innerhalb bestimmter Frequenzbereiche als „möglicherweise krebserregend“ ein. Heute gehen allerdings viele Wissenschaftler:innen nicht mehr von einem messbaren Krebsrisiko aus.

Um eventuelle Risiken für Mensch und Umwelt möglichst abzuschalten, gibt es umfangreiche Schutzbestimmungen. Zudem gilt es heute als sicher, dass weder hoch- noch niederfrequentierte Felder stark genug sind, um Atome und Moleküle direkt zu verändern. Ob es mögliche indirekte Effekte gibt, wird immer noch diskutiert. Somit ist es weder gesichert, noch vollständig widerlegt, ob Handystrahlung Krebs verursachen kann.

Mythos 2: Bügel-BHs erhöhen das Brustkrebsrisiko

Zu diesem Mythos kursieren viele Gerüchte, aber er ist falsch. Unter anderem, dass Bügel-BHs die Lymphbahnen abklemmen und so den Abtransport von schädlichem Zellabfall behindern, wodurch sich das Krebsrisiko erhöht. Eine Studie, die in der amerikanischen Krebs-Fachzeitschrift „Cancer Epidemiology, Biomarkes & Prevention“ erschien, zeigte jedoch, dass es keinen Zusammenhang zwischen dem Tragen von Bügel-BHs und Brustkrebs gibt. Bestätigt wurde dies durch eine weitere Studie am Fred-Hutchinson-Krebsforschungszentrum in Seattle, bei der 1.500 Frauen mit und ohne Brustkrebs zu ihren Tragegewohnheiten befragt wurden.

Mythos 3: Das Brustkrebsrisiko ist bei Raucherinnen erhöht

Ja. Rauchen steigert grundsätzlich das Krebsrisiko – egal, ob in Form von Zigaretten, Wasserpfeifen oder Tabakerhitzer. Das belegen Studien immer wieder. Nicht nur Lungenkrebs, sondern auch eine ganze Reihe anderer Krebsarten können durch Tabakkonsum ausgelöst werden. Tabak ist bei einigen Tumorarten der Hauptrisikofaktor, bei anderen erhöht Rauchen zumindest das Risiko.

Hintergründe fasste bereits 2009 ein Expertengremium der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) zusammen. Das Forscherteam berichtete, dass vieles auf einen Zusammenhang zwischen aktivem Rauchen und der Entstehung von Brustkrebs hindeutet. Hinzu kommt das steigende Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und viele weitere Krankheiten. Rauchen ist der wichtigste vermeidbare Risikofaktor bei der Entstehung von Krebs.

Mythos 4: Übergewichtige oder adipöse Frauen haben häufiger Brustkrebs

Ein Zusammenhang wird vermutet. In Deutschland entstehen circa sieben Prozent aller Krebsfälle infolge von Adipositas. Das Fettgewebe produziert große Mengen von Östrogen. Der Überschuss des Östrogens steht im Zusammenhang mit der Entstehung von Brust- und Gebärmutterhalskrebs. Neben Östrogen werden Adipokine, die das Zellwachstum fördern oder hemmen, gebildet. Das Hormon Leptin, welches das Zellwachstum fördert, ist vor allem bei adipösen Mensch vermehrt vorhanden.

Mythos 5: Milch und Milchprodukte steigern das Brustkrebsrisiko

Bisher nicht bestätigt. Zwar gibt es vage Hinweise darauf, dass Kuhmilch Erreger enthält, die eine Entstehung von Krebszellen begünstigen. Belastbare Forschungsergebnisse gibt es aber noch nicht. Einen ersten Verdacht für einen Zusammenhang bieten Länder mit hohem Milch- und Rindfleischkonsum, in denen es hohe Darmkrebsraten gibt.

Zudem gibt es Erkenntnisse des Nobelpreisträgers Harald zur Hausen und des Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ). Sie fanden in Kuhmilch und Rindfleisch bisher unbekannte Erreger, von denen eine Gefahr für den Menschen ausgehen könnte. Die sogenannten „Bovine Meat and Milk Factors“ stehen im Verdacht, chronische Entzündungen zu verursachen, die wiederum ein höheres Risiko für Dickdarm- und möglicherweise auch für Brust- und Prostatakrebs zur Folge haben.

Wie bedeutend der Erreger für die Entstehung von Tumoren ist, lässt sich nach heutigen Erkenntnissen noch nicht abschätzen. Daher empfiehlt das Bundesamt für Risikobewertung (BfR) vorerst weiter den uneingeschränkten Konsum von Kuhmilch.

Mythos 6: Wenn die Mutter Brustkrebs hatte, erkrankt auch die Tochter

Nein, es ist aber ein Risikofaktor. Familiärer Brustkrebs wird als Risikofaktor für das Entstehen von Brustkrebs betrachtet. Aber: Erkrankt ein Familienmitglied an Brustkrebs, bedeutet das nicht automatisch, dass weitere Frauen dieser Familie die Krankheit bekommen werden oder das ein genetisches Brustkrebsrisiko immer vererbt wird.

Übrigens: Auch Männer können an Brustkrebs erkranken. Nur fünf bis zehn Prozent aller Brustkrebserkrankungen können durch eine vererbte Genmutation erklärt werden. Bei etwa einem Viertel aller Frauen mit Brustkrebs treten vermehrt Brustkrebsfälle in der Familie auf. Zu den schon länger bekannten Brustkrebsgenen zählen BRCA 1 und BRCA 2.

Mythos 7: Ein Mammakarzinom ist immer tödlich

Nein. Eine Brustkrebsdiagnose ist nicht gleichbedeutend mit einem Todesurteil. Die meisten Frauen, die in den letzten Jahren die Diagnose Brustkrebs erhalten haben, überleben die Krankheit dauerhaft oder zumindest für einen langen Zeitraum.

Die Überlebensrate bei Brustkrebs ist insbesondere davon abhängig, in welchem Stadium der Krebs entdeckt wird und wie aggressiv die Krebszellen sind. Rund 90 Prozent der erkrankten Frauen können bei einem lokal begrenzten Tumor geheilt werden.

Mythos 8: Je größer die Brust, desto größer das Brustkrebsrisiko

Kein Risiko per se, allerdings sind große Brüste schwieriger zu untersuchen. Es gibt aber keine evident basierten Belege, dass es einen Zusammenhang zwischen Brustgröße und Brustkrebs gibt. Die Dichte des Gewebes ist entscheidender als die tatsächliche Größe der Brust.

Das belegt auch eine Studie aus den USA im Jahr 2016 von Dr. P. T. Williams vom Lawrence Berkeley National Laboratory, Life Science Devision. An der Studie nahmen 80.000 Frauen teil, die unterschiedlich intensiv körperlich aktiv waren. In einem Follow-up (Nachuntersuchung) elf Jahre später, zeigte sich, dass 111 Frauen an den Folgen von Brustkrebs verstarben. Auch hier erwies sich die Brustdichte als das entscheidende Risiko und nicht die alleinige Körbchengröße.

Mythos 9: Stillen senkt das Brustkrebsrisiko

Ja. Frauen, die länger als sechs Monate stillen, können ihr Brustkrebsrisiko senken. Das gilt allerdings nur für Nichtraucherinnen, wie epidemiologische Daten bestätigen. Die Brustkrebsinzidenz lässt sich mehr als halbieren, wenn Mütter ihre Säuglinge mindestens ein halbes Jahr lang stillen. Zudem zeigt eine Studie, die im Fachjournal „Archives of Internal Medicine“ veröffentlicht wurde, dass Frauen mit familiärer Vorbelastung ein um 59 Prozent verringertes Erkrankungsrisiko hatten, wenn sie mindestens sechs Monate gestillt haben.

 

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