In enger Zusammenarbeit mit den Kliniken der Hals-Nasen-Ohrenheilkunde sowie der Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie wird nach Diagnosesicherung und Abschluss aller Untersuchungen die für den jeweiligen Patienten optimale Behandlung in der interdisziplinären Konferenz unseres Hauses festgelegt. Die Strahlentherapie nimmt seit vielen Jahrzehnten eine bedeutende Rolle in der Behandlung dieser Tumoren ein.
Hals-Nasen-Ohren (HNO-Karzinom)

Bösartige Tumore der Kopf-Hals-Region sind eine heterogene Gruppe verschiedener Tumorarten, die weltweit zu den sechs häufigsten Tumorerkrankungen zählen. Als allgemeine Risikofaktoren für Ihre Entstehung sind derzeit der übermäßige Alkohol- und Nikotingenuss sowie eine mangelnde Mundhygiene akzeptiert. Zudem weist das Vorhandensein bestimmter Viren (humane Papillomaviren, kurz: HPV) eine erhöhte Assoziation mit bösartigen Tumor des Mundrachens auf.
Wann muss eine Bestrahlung erfolgen?
Eine Strahlentherapie kann in der Behandlung von bösartigen Kopf-Hals-Tumoren alleinig oder in Kombination mit anderen Therapien (sog. Multimodale Therapie) eingesetzt werden. Insbesondere wenn die Tumore nicht im Gesunden entfernt werden können oder nach operativer Entfernung ein erhöhtes Rückfallrisiko besteht, ist die Strahlentherapie zur Heilung dieser Erkrankung außerordentlich wichtig.
Eine Strahlentherapie ist notwendig,
- wenn nach Operation ein hohes Rückfallrisiko vorliegt oder die Entfernung des Tumors nicht oder nur knapp im Gesunden erfolgte (adjuvante Therapie, von lat. adjuvare „unterstützen“).
- wenn eine Operation vom Patienten nicht gewünscht oder die Lebensqualität bzw. Funktion einzelner Organe (z.B. des Kehlkopfes) unverhältnismäßig stark beeinträchtigt wird (alleinige sog. definitive oder primäre Therapie)
- wenn ein Rückfall der Tumorerkrankung nach primärer Therapie (Operation bzw. Bestrahlung) vorliegt (Rezidiv-Therapie, von lat. recidere „zurückfallen“)
- wenn durch eine weit fortgeschrittene Erkrankung Beschwerden gelindert oder verhindert werden sollen (palliative Therapie, von lat. Palliatio „Bemäntelung“)
Wie läuft die Bestrahlung ab?

Zur Heilung bösartiger Kopf-Hals-Tumoren ist eine vergleichsweise hohe Strahlendosis notwendig, um die Gefahr des Wiederauftretens soweit wie möglich zu senken. Um diese Strahlendosis zu applizieren, werden aufgrund der räumlichen Nähe zahlreicher wichtiger und strahlenempfindlicher Organe heutzutage nur modernste Behandlungstechniken wie die volumen-modulierte Rotationsbestrahlung (RapidArc©) eingesetzt.
Dadurch können kritische Organe geschont und Nebenwirkungen spürbar reduziert werden. Um die hohe Präzision der Behandlung bei jeder Therapiesitzung zu gewährleisten, ist daher eine Fixierung des Patienten während der Strahlentherapie notwendig. In unserer Klinik nutzen wir thermoplastisches Material, um vor der Behandlung eine individuelle Maske des Patienten in Bestrahlungsposition anzufertigen. Diese muss bei der Behandlung zu jeder Bestrahlungssitzung, die etwa 15 bis 20 Minuten dauert, getragen werden. Um die Behandlung so angenehm wie möglich zu gestalten, ist unser erfahrenes Personal beruhigend und behutsam für die Patienten da. Bei Bedarf können zusätzlich entspannende Medikamente verordnet werden.
Erst nach Abschluss der mehrtägigen computertechnischen Bestrahlungsplanung wird die Behandlung durchgeführt.
Durch unsere modernen Behandlungsgeräte werden einerseits die Verträglichkeit der Behandlung spürbar verbessert und andererseits später auftretende Nebenwirkungen wie z. B. Mundtrockenheit merklich gesenkt, ohne die Gefahr eines Wiederauftretens der Tumorerkrankung zu erhöhen.
Eine Bestrahlung wird üblicherweise einmal täglich an fünf Wochentagen über einen Zeitraum von ca. 6 bis 7 Wochen durchgeführt. Durch Variation der Strahlendosis innerhalb des Bestrahlungsgebietes werden im Verlauf der Behandlung der Tumor oder die Regionen mit einem erhöhten Rückfallrisiko mit einer höheren Strahlendosis therapiert. Diese sog. simultan integrierte Dosisaufsättigung ist nur mit unseren modernen Behandlungsgeräten möglich und bietet strahlenphysikalische und strahlenbiologische Vorteile.
Kombination Bestrahlung und Chemotherapie?
Wird eine Strahlentherapie als alleinige (primäre) Therapie durchgeführt oder besteht nach operativer Entfernung des Tumors eine erhöhte Rückfallgefahr, wird die Strahlentherapie mit einer Chemotherapie kombiniert. Durch Steigerung der Strahlenempfindlichkeit der Tumorzellen werden so die Chance erhöht, auch strahlenunempfindliche Tumorzellen abzutöten und damit die dauerhafte Heilung zu erreichen. In unserer Klinik verwenden wir standardmäßig eine Kombination von zwei Medikamenten (Cisplatin und 5-Fluoruracil), die über jeweils fünf Tage in der ersten und fünften Behandlungswoche als Infusion verabreicht wird. Dafür ist ein stationärer Aufenthalt in unserer Klinik erforderlich. In Einzelfällen kann die Chemotherapie auch auf die Gabe von Cisplatin einmal wöchentlich über den gesamten Zeitraum der Strahlentherapie geändert werden.
(Link Chemotherapie)
Wenn Patienten nicht für eine kombinierte Chemotherapie geeignet sind oder eine kürzere Behandlungszeit bei annähernd gleicher Effektivität erforderlich ist, können auch alternative Fraktionierungsschemata angewendet werden. Durch eine zweimal tägliche Bestrahlung kann so die Behandlungszeit um ca. 1 bis 2 Wochen reduziert werden, ohne die Heilungschancen zu verringern. Wird eine Strahlentherapie in lindernder Absicht durchgeführt, so ist eine weitere Reduktion auf ca. 2 bis 4 Wochen möglich.
Verträglichkeit und Nebenwirkungen
In Abhängigkeit vom behandelten Gebiet und der gewählten Strahlendosis können Reizungen der Haut und Schleimhäute auftreten, die eine unterstützende medikamentöse Behandlung erfordern. Um die Ernährung über den Zeitraum der mehrwöchigen Therapie und danach zu sichern ist mitunter die Anlage einer Ernährungssonde notwendig. Mit welchen Nebenwirkungen und Veränderungen unter und nach einer Therapie zu rechnen sind, erklärt Ihnen unser ärztliches Personal in einem ca. 45-minütigen ausführlichen Aufklärungsgespräch bevor eine Therapie geplant und eingeleitet wird.
Erforderliche Unterlagen
Um bei Ihnen zu prüfen, ob eine Bestrahlung angezeigt ist und Sie bestmöglich individuell beraten zu können, benötigen wir von Ihnen folgende Unterlagen:
- Aktueller Arztbrief
- Aktuelle Bildgebung (CT oder MRT, ggf. andere Untersuchungen
- Bilder und Befunde)
- OP-Bericht und Histologische Befundbericht (sofern vorhanden)
Ihr behandelnder Arzt, der sie zu einer Strahlentherapie überweist, wird Ihnen gerne bei der Zusammenstellung der Unterlagen behilflich sein. Bitte bringen Sie die Unterlagen zu Ihrem Termin in unserer strahlentherapeutischen Ambulanz mit. Sofern Ihre Erkrankung in unserer Klinik diagnostiziert wurde, sind die Unterlagen bereits vorhanden.