Eine Bulimie entsteht oftmals, wenn die betroffene Person schon verschiedene, mehr oder weniger erfolgreiche Diätversuche hinter sich hat. Es entsteht ein Teufelskreis: Wird die Nahrungszufuhr stark gezügelt, dann kommt es häufig zu Heißhungerattacken, in denen ohne Maß und Kontrolle gegessen wird. Das zieht Schuldgefühle und große Angst vor einer Gewichtszunahme nach sich. Um Auswirkungen auf das Gewicht zu verhindern, werden Gegenmaßnahmen ergriffen: Selbstherbeigeführtes Erbrechen, übertriebene sportliche Betätigung, rigoroses Fasten, Einnahme von Abführmitteln, Entwässerungstabletten oder Appetitzüglern. Anschließend fühlen sich die Betroffenen kurz erleichtert – danach folgen jedoch Scham und das Gefühl, versagt zu haben.
Ihren Beginn finden bulimische Essstörungen oft in der Pubertät. Die Phase zwischen Kindheit und Erwachsensein ist geprägt von Verunsicherung, Zukunftsängsten, Stress in der Schule und der erwachenden Sexualität. Betroffene finden das Leben oder einzelne Aspekte darin sprichwörtlich zum „Kotzen“. Somit sind Essstörungen oftmals Ausdruck einer Überforderung mit der aktuellen Situation – ob innerhalb der Familie, im Freundeskreis oder in der Schule. Viele Erkrankte haben zudem das Gefühl, nicht liebenswert zu sein und versuchen dies durch ein perfektes Äußeres, einen perfekten Körper zu kompensieren. Dabei sind Essen und Erbrechen „Hilfsmittel“, mit den Spannungen klarzukommen und Gefühle zu kontrollieren.