Ein Schlaganfall bedeutet immer eine akute Lebensgefahr für den Betroffenen. Professor Dr. Georg Hagemann, Chefarzt der Neurologie am Helios Klinikum Berlin-Buch erklärt: „Durch eine plötzliche Durchblutungsstörung im Gehirn kommt es rasch zur Unterversorgung der Zellen. Erst stellen die Zellen nur ihre Funktion ein, dann sind sie dauerhaft geschädigt. Je länger ein Schlaganfall unbehandelt oder unerkannt bleibt, desto mehr Gewebe ist unterversorgt und langfristige Schäden sind nicht auszuschließen.“
Schlaganfall: Auch „späte“ Therapie kann helfen

Jährlich erleiden mehr als 270.000 Deutsche einen lebensbedrohlichen Schlaganfall. Bislang galten nach einem Hirninfarkt enge Zeitfenster, in denen das gefährliche Gerinnsel effektiv entfernt werden kann. Inzwischen weiß man, dass auch spätere Eingriffe die Heilungschancen erheblich erhöhen können.
Moderne Therapieverfahren

Bei einer Mangeldurchblutung erfolgt die Behandlung seit Jahren mit der sogenannten Thrombolyse, so Prof. Georg Hagemann. „Der Patient erhält innerhalb der ersten Stunden nach dem Schlaganfall Medikamente, um das Blutgerinnsel aufzulösen.“ führt der Schlaganfall-Experte aus. Ein weiteres modernes Behandlungsverfahren ist die frühe mechanische Wiedereröffnung des verstopften oder verengten Gefäßes durch Mikrokatheter.
Jedoch erreichen Schlaganfall-Patienten das Krankenhaus oft erst zu spät. Entweder werden die Symptome nicht ernst genommen oder falsch eingeordnet. Nicht selten wachen die Betroffenen morgens überraschend mit Lähmungsgefühlen oder Sprach- und Sehstörungen auf. Meist ist es dann bereits für Therapien, die das Blutgerinnsel im Kopf entfernen, zu spät. Denn in der Regel sollten dafür nicht mehr als sechs Stunden seit dem Schlaganfall vergangen sein.
Diese Regel galt zumindest bisher. US-Wissenschaftler berichten im "New England Journal of Medicine" in der sogenannten DAWN-Studie, dass Patienten noch bis zu 24 Stunden nach einem Schlaganfall von einer manuellen Entfernung des Gerinnsel, der sogenannten Thrombektomie profitieren können. Dabei wird das Blutgerinnsel mit einem Katheter über die Leiste aus der Arterie im Gehirn herausgezogen.
Für ausgewählte Schlaganfall-Patienten
Für die späte Therapie ist nicht jeder Patient geeignet. Es handelte sich um stark betroffen Patienten, deren Infarkt nicht zu groß war. Wer operiert werden kann, hat anschließend deutlich bessere Heilungschancen. Denn anders als bislang angenommen, können die mangelversorgten Nervenzellen auch mehrere Stunden nach dem Schlaganfall noch gerettet werden.