Die Vorteile der Antibiotika liegen auf der Hand: Häufig ist es die einzige Möglichkeit, bestimmte bakterielle Erkrankungen zu therapieren oder schwere Krankheitsverläufe zu mildern. „Antibiotika haben seit ihrer Entdeckung Millionen Menschenleben gerettet und damit dazu beigetragen, dass die Lebenserwartung deutlich gestiegen ist“, sagt Dr. Kösters. Gleichzeitig können sie aber – wie andere Arzneimittel auch – Nebenwirkungen hervorrufen. „Alle Antibiotika wirken nicht nur auf Krankheitserreger, sondern auch auf die nützlichen Bakterien in unserem Darm. Manche Patienten können deswegen mit Magen-Darm-Beschwerden wie Bauchkrämpfen oder Durchfall reagieren. In seltenen Fällen sind auch allergische Reaktionen möglich.“
Gefährlich kann die zu häufige oder falsche Antibiotika-Einnahme werden, wenn sich die Erreger so verändern, dass der Wirkstoff nicht mehr anschlägt. „Wegen der Entstehung dieser resistenten Bakterien sind Antibiotika die einzigen Medikamente, die nicht nur auf den Patienten selbst wirken, sondern Folgen für die gesamte Gesellschaft haben“, sagt die Krefelder Ärztin. Haben sich die Bakterien nämlich erst einmal so verändert, dass Antibiotika wirkungslos gegen sie sind, stellen sie ein großes Gesundheitsrisiko dar. Zwar werden die Bakterien dadurch nicht aggressiver, aber sie sind deutlich schwieriger zu behandeln, wenn sie eine Infektion hervorgerufen haben. Vor allem Menschen mit geschwächtem Immunsystem oder chronischen Grunderkrankungen sind dann durch die resistenten Keime gefährdet.
Wirken Antibiotika später nicht mehr, wenn man sie nur wenige Tage einnimmt?
Nein! Fast jeder kennt zwar die Empfehlung, Antibiotika über eine ganze Woche oder bis die Packung aufgebraucht ist einzunehmen. Heute weiß man aber: Mit jedem Tag, den ein Antibiotikum unnötig eingenommen wird, steigt das Risiko für eine Anpassung der Bakterien an das Medikament – und damit für Resistenzen. „Abhängig vom Krankheitsverlauf und in enger Abstimmung mit dem behandelnden Arzt gilt das Motto: Antibiotika nur so oft wie notwendig und so kurz wie möglich nehmen!“, sagt Dr. Kösters.