Schlaganfall: Wenn jede Minute zählt © Foto: ©pikselstock - stock.adobe.com
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Wie handeln im Notfall?

Notfallmedizin

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Notfallwissen für den Ernstfall

Schlaganfall: Wenn jede Minute zählt

Jährlich trifft er in Deutschland 270.000 Menschen – ein Schlaganfall. Schon nach Minuten sterben unwiderruflich Nervenzellen ab. Ein Schlaganfall ist ein absoluter Notfall, bei dem das Gehirn nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird. Prof. Dr. Georg Hagemann, Chefarzt der Neurologie im Helios Klinikum Berlin Buch, informiert über Ursachen, Symptome und die optimalen Rettungsmaßnahmen.

Was ist die Ursache für einen Schlaganfall?

Eine Durchblutungsstörung des Gehirns führt zu einem Schlaganfall. Sie tritt plötzlich auf. In den meisten Fällen handelt es sich um eine Minderdurchblutung, die zu einem ischämischen Schlaganfall (Hirninfarkt) führt. Oft sind die Gefäße bereits vorgeschädigt und verengt und werden durch ein sich lösendes Blutgerinnsel aus anderen Gefäßen oder dem Herzen ganz verschlossen. In selteneren Fällen kommt es zu einer Hirnblutung (Hämorrhagischer Schlaganfall), zum Beispiel durch ein gerissenes Gefäß.

Zu den wichtigsten Risikofaktoren für einen Schlaganfall zählen nicht nur Bluthochdruck, Rauchen oder Übergewicht, sondern auch Diabetes Mellitus,  Herzrhythmusstörungen, Fettstoffwechselstörungen, eine erbliche Vorbelastung, Stress oder ein höheres Alter.

Welche Symptome begleiten einen Hirninfarkt?

Ein Schlaganfall weist eine Vielzahl an Symptomen auf. Typische Anzeichen sind plötzliche Lähmungen oder schwache Arme oder Beine. Zudem kommt oft ein gestörtes Berührungsempfinden hinzu. Auch Probleme beim Sehen, Sprechen oder Schlucken können auf einen Schlaganfall hinweisen. Des Weiteren kann es zu Verwirrtheit, Gangunsicherheit oder Schwindel, verbunden mit Übelkeit oder Erbrechen kommen. Starke Kopfschmerzen können auf eine Blutung als Ursache hinweisen. In schweren Fällen kann es zu Bewusstseinsstörungen bis hin zu Bewusstlosigkeit kommen. Auch schwächere und nur vorübergehende Probleme sollten ernst genommen werden, denn im Ernstfall zählt jede Minute.

Wie reagiere ich im Notfall richtig?

Schnelles Erkennen und Handeln ist bei einem Schlaganfall sehr wichtig. Hier heißt es: Time is brain! Denn je früher eine Behandlung beginnt, desto geringer sind die Folgen. Auch Laien können Warnsymptome erkennen und sollten möglichst schnell reagieren. Hilfreich kann dabei der FAST Schnelltest sein.

FAST steht für Face, Arms, Speech und Time (Gesicht, Arme, Sprache, Zeit). Lassen Sie sich ein Lächeln zeigen, beide Arme hochalten und einen einfachen Satz nachsprechen. Erkennen Sie ein schiefes Gesicht, ein Absinken eines Armes und Sprach- oder Verständnisprobleme? Dann rufen Sie sofort den Notruf 112, denn Zeit ist bei einem Schlaganfall absolut kritisch.

Der FAST (deut. Gesicht, Arme, Sprache, Zeit) Schnelltest:

Wie sieht eine optimale Schlaganfall-Therapie bei Betroffenen aus? 

Für ein optimales Ergebnis muss mit der Therapie innerhalb der ersten Stunden begonnen werden. Um alle Therapiemöglichkeiten anwenden zu können, ist ein schneller Transport in das nächstgelegene spezialisierte Krankenhaus mit einer sogenannten Stroke Unit wichtig. Dort kann der Patient rund um die Uhr betreut werden. Zum fachübergreifenden Team gehören Rettungskräfte, Neurologen, Neuroradiologen und Anästhesisten. Diese werden zusätzlich von Internisten, Neuro- und Gefäßchirurgen, Pflegefachkräften und Therapeuten unterstützt.

Was ist das Behandlungsziel?

Ziel ist, die Blutversorgung zum Gehirn so schnell wie möglich zu normalisieren. Idealerweise erfolgt eine Kombination der sogenannten Thrombolyse und/oder einer sich anschließenden mechanischen Wiedereröffnung des verstopften oder verengten Gefäßes. Das erfolgt durch Mikrokatheter (Thrombektomie).

Wie geht es für die Patienten nach einem Schlaganfall weiter?

Älterer Mann sitzt auf einem Stuhl und hält einem kleinen Ball in der rechten Hand
Physiotherapie ist Bestandteil der Rehabilition nach einem Schlaganfall | Foto: Canva

Trotz optimaler Behandlung lassen sich bleibende Beeinträchtigungen nicht immer verhindern. Die individuelle medizinische Rehabilitation beginnt so früh wie möglich, also bereits auf der Stroke Unit. Das gemeinsame Ziel ist es, die größtmögliche Selbständigkeit des Betroffenen wiederherzustellen und die Schlaganfallfolgen möglichst gering zu halten.

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Stroke Unit: Was ist das genau?

Die Schlaganfallstation ist eine spezielle Einrichtung einer Klinik mit der Möglichkeit einer besonders intensiven Betreuung von Patienten mit einem akuten Schlaganfall, die auf einer Normalstation nicht gewährleistet werden kann. In der Akutphase des Schlaganfalls ist der Krankheitsverlauf meistens noch instabil, so dass eine besonders intensive Versorgung des Patienten erforderlich ist. Auf der Schlaganfallstation arbeitet ein Team aus besonders geschulten Ärzten und Pflegepersonal zusammen mit Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Logopäden (Sprachtherapeuten) und Sozialarbeitern. Ziel ist die möglichst rasche Verbesserung bzw. die Vermeidung einer Zunahme der Symptome, die in der ersten Krankheitsphase noch möglich ist. Dank der Behandlung auf einer Schlaganfall-Spezialeinheit ist folgendes möglich: die unmittelbare Diagnostik des Schlaganfalls als Voraussetzung für eine gezielte Therapiedie kontinuierliche Überwachung von Blutdruck, Herzaktion, Sauerstoffgehalt im Blut, Blutzucker und Temperatur einschließlich des Blutflusses der zum Hirn führenden Blutgefäße durch spezielle Geräte (Monitore) eine rasche und gezielte medikamentöse Therapie einschließlich der Überwachung ihrer Nebenwirkungen.