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Erkältung und Herz: Darauf sollten Sie achten

Holt man sich zwangsläufig bei kaltem und nassem Wetter eine Erkältung? Was ist überhaupt eine Erkältung und was können wir dagegen tun? Hier erfahren Sie alles Wissenswerte – bis hin zu den Auswirkungen eines Infektes auf das Herz.

Young woman suffering from cold

Bei Kälte haben Viren leichtes Spiel

Eine Erkältung hat, auch wenn es der Begriff vermuten lässt, ursächlich nichts mit Kälte zu tun. Erkältungskrankheiten werden durch Viren ausgelöst. Aber in der kalten Jahreszeit ist unser Immunsystem tendenziell etwas schwächer und die Viren haben leichteres Spiel. Denn der Körper versucht, sich vor der Kälte zu schützen, indem er Blutgefäße zusammenzieht – auch auf den Schleimhäuten und in der Lunge. Durch die verminderte Durchblutung zirkulieren weniger Immunzellen im Blut und Erkältungserreger können schlechter abgefangen werden. Warme Kleidung schützt uns zwar nicht vor Viren, aber sie kann helfen, das Immunsystem fit zu halten. Auch wenn eine Erkältung nach einer Woche meist wieder abklingt und in der Regel harmlos ist, kann sie zu Erkrankungen des Herzens führen.

Hören Sie auf Ihr Herz

„Erkältungsviren und Grippeviren können sich theoretisch auch am Herzen ansiedeln und eine Entzündung des Herzmuskels, auch Myokarditis genannt, hervorrufen. Das geschieht meist unbemerkt, denn es gibt keine oder nur leichte herzspezifische Symptome. Die Diagnose ist deshalb schwierig“, sagt Prof. Dr. Sandra Erbs, Oberärztin in der Kardiologie des Herzzentrums Leipzig.

Symptome einer Herzmuskelentzündung sind Müdigkeit oder Schwäche, die oft auf den eigentlichen Infekt zurückgeführt werden. Die Myokarditis bleibt häufig unentdeckt. Aber auch Schmerzen in der Brust oder Herzrhythmusstörungen können auftreten. Dann sollte umgehend eine Ärztin oder ein Arzt aufgesucht werden. Bei gesicherter Diagnose gilt: strikte körperliche Schonung. Die meisten Herzmuskelentzündungen (circa 80 Prozent) heilen folgenlos ab. In etwa 20 Prozent der Myokarditisfälle können die Folgen mitunter drastisch sein.

Herzzentrum Leipzig

Oberärztin der Universitätsklinik für Kardiologie

Erkältungsviren und Grippeviren können sich theoretisch auch am Herzen ansiedeln und eine Entzündung des Herzmuskels, auch Myokarditis genannt, hervorrufen.

Was tun bei einer Erkältung?

Erkältungsviren verbreiten sich über winzige Tröpfchen, die beim Niesen oder Husten in die Luft versprüht werden. Sie landen zum Beispiel auf Türklinken oder Computer-Tastaturen und verbreiten sich über Dinge, die mit dem Mund oder der Nase eines erkälteten Menschen in Berührung gekommen sind – Gläser, Tassen, gebrauchte Taschentücher (entsorgen Sie diese immer sofort) und manches mehr.

Medikamente lindern die Symptome

Es existieren über 200 unterschiedliche Viren, die eine Erkältung verursachen können. Deshalb gibt es auch keine spezifische Therapie oder Impfung. Wenn es einen einmal erwischt hat, hilft die Zeit. Vermeiden Sie derweil körperliche Anstrengungen. Erkältungen gehen, wie sie gekommen sind. Medikamente sind meist nicht nötig. Rezeptfreie Mittel wie Nasensprays und -tropfen und Wirkstoffe wie Ibuprofen oder Paracetamol beschleunigen den Heilungsprozess nicht. Sie lindern nur die Beschwerden: laufende oder verstopfte Nase, Kopf- und Gliederschmerzen und etwaiges leichtes Fieber. Weitere Erkältungssymptome sind Husten, Halsschmerzen und Abgeschlagenheit. Während die meisten Beschwerden rasch wieder abklingen, kann der Husten auch schon einmal bis zu zwei Wochen andauern.

Antibiotika nur gegen Bakterien

Weil wir es bei einer einfachen Erkältung mit einer Virusinfektion zu tun haben, sind Antibiotika nicht sinnvoll. Diese wirken nur gegen Bakterien. Gelegentlich können sich nach einer Infektion aber Bakterien in den Atemwegen ausbreiten. Dann sprechen wir von einer Superinfektion. Die Bakterien können dann an unterschiedlichen Stellen stärkere Beschwerden auslösen und zum Beispiel Nasennebenhöhlen- oder Mittelohrentzündungen verursachen. Dann kann die Einnahme von Antibiotika sinnvoll sein.

Helfen Hausmittel oder bestimmte Vitamine und Präparate?

Honig oder pflanzliche Arzneimittel wie bestimmte Extrakte aus Pelargonienwurzel, Primelwurzel, Thymian, Eukalyptus oder Efeublättern können möglicherweise den Husten etwas lindern. Präparate mit Zink, Vitamin C oder Echinacea-Extrakten werden oft empfohlen. Ob sich dadurch eine Verkürzung der Erkrankungsdauer erzielen lässt, konnte noch nicht abschließend bewiesen werden.

Wann in die hausärztliche Praxis?

Eine Erkältung führt nur sehr selten zu ernsthaften Komplikationen wie zum Beispiel zu einer Lungenentzündung. Bei hohem Fieber, starken oder sich verstärkenden Symptomen, Schmerzen in der Brust, Luftnot, Problemen beim Atmen oder einer Erkrankung, die länger als eine Woche dauert, ist es sinnvoll, ärztlichen Rat einzuholen. Das gilt besonders für Menschen mit chronischen Erkrankungen der Atemwege und des Herz-Kreislauf-Systems.

Beschwerden am Herz ernst nehmen

Wenn Sie Schmerzen in der Brust oder Herzrhythmusstörungen wahrnehmen, können Fachärzt:innen abklären, ob eine Herzmuskelentzündung vorliegt – mittels spezifischer Untersuchungen wie Blutabnahme, Elektrokardiogramm (EKG), einem Herzecho mit Ultraschall und gegebenenfalls einer Magnetresonanztomographie (MRT) des Herzens. Auch weil Patient:innen eine Herzmuskelentzündung (Myokarditis) anfänglich oft nicht bemerken und sie deshalb unentdeckt bleibt, sollten bei einer Erkältung körperliche Anstrengungen vermieden werden. Denn im Falle einer Herzmuskelentzündung kann zum Beispiel zu früher Sport chronische Folgeschäden verursachen, beispielsweise eine Herzschwäche, sagt Prof. Dr. Sandra Erbs vom Herzzentrum Leipzig.

Herzrisiken bei Frauen

Ein wichtiger Aspekt im Hinblick auf ein gesundes Frauenherz ist vor allem die Kenntnis der geschlechtsspezifischen Risikofaktoren. Die klassischen Risikofaktoren (Rauchen, Fettstoffwechselstörung, Zuckerkrankheit und Bluthochdruck) spielen bei Männern und Frauen eine Rolle, jedoch in unterschiedlichem Ausmaß. Achtsamkeit ist in vielerlei Hinsicht gefragt.

Für Frauen spielen zusätzlich die Schwangerschaftskomplikationen (Bluthochdruck oder Zuckerkrankheit während der Schwangerschaft) eine große Rolle. Rheumatische und Autoimmunerkrankungen treffen Männer und Frauen als Risikofaktoren für die Entwicklung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen gleichermaßen.

Alles in allem betrachtet geht es nicht nur um körperliche Fitness oder Aktivität und beispielsweise das Vermeiden von Übergewicht, sondern auch um das seelische Gleichgewicht und die Vermeidung von emotionalem Stress. Besonders jenseits der Menopause sollten Frauen mehr auf sich achten und auch vermeintlich herzfernen Symptomen Beachtung schenken.

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