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Leukämie bei Kindern und Jugendlichen

Die Diagnose „Leukämie“ bei einem Kind trifft die gesamte Familie. Noch in den 1970er Jahren sind alle an Leukämie erkrankten Kinder gestorben. Mittlerweile ist die Leukämie kein Todesurteil mehr, denn die Heilungschancen liegen bei über 85 Prozent. Lesen Sie hier mehr dazu.

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Was ist Leukämie?

Leukämie oder auch Blutkrebs ist die Sammelbezeichnung für verschiedene Erkrankungen des Blutes. Leukämien entstehen im Knochenmark, dem Ort der Blutbildung. Ein Merkmal der Leukämie ist, dass sich die entarteten weißen Blutkörperchen (Leukozyten, das sind Lymphozyten, Granulozyten und Monozyten) unkontrolliert vermehren und die gesunden Blutbestandteile verdrängen. Es gibt lymphatische und myeloische Leukämien, die akut oder chronisch verlaufen können. Lymphatische Leukämien gehen von den Lymphozyten-Vorstufen aus, die myeloische Leukämie von den Granulozyten-/Monozyten-Vorstufen. „Bei Kindern und Jugendlichen handelt es sich meist um eine akute Leukämie mit einem raschen Krankheitsverlauf", sagt Dr. Nina Brauer, Oberärztin der Kinderonkologie und -Hämatologie, im Helios Klinikum Krefeld.

Die Ursachen von Leukämien sind bisher weitestgehend unbekannt. Es gibt jedoch verschiedene Faktoren, die das Erkrankungsrisiko erhöhen. Dazu gehören erbliche Veranlagungen, radioaktive Strahlen, Röntgenstrahlen, aber auch bestimmte chemische Substanzen. Für einen sehr großen Anteil der Leukämien lässt sich allerdings kein auslösender Faktor nachweisen.

Akute Leukämie - Therapie

Bei akuten Leukämien steht die Chemotherapie, also der Einsatz von Medikamenten, die das Zellwachstum hemmen, im Vordergrund. Dies wird gegebenenfalls durch die Anwendung von Antikörpern und anderen neueren, gezielteren Krebsmedikamenten unterstützt. In manchen Fällen ist zur Erzielung eines langfristigen Behandlungserfolges die Durchführung einer Stammzelltransplantation beziehungsweise Knochenmarktransplantation unumgänglich. Das Ziel der Behandlung ist, die Leukämiezellen vollständig zu zerstören oder, falls das nicht gelingt, möglichst weitgehend zurückzudrängen.

Chronische Leukämie - Therapie

Bei den chronischen Leukämien kann die Chemotherapie – je nach Leukämieform und individuellen Gegebenheiten – durch den Einsatz von zielgerichteten Therapien ergänzt werden. Das sind beispielsweise die Antikörpertherapie, die Therapie mit kleinen Molekülen, die den Stoffwechsel der Tumorzelle beeinflussen, Bestrahlung oder eine Stammzelltransplantation. Hierbei steht die Erreichung einer endgültigen Heilung nicht immer im Vordergrund der Behandlung und ist in manchen Fällen auch nicht möglich. Das Behandlungsziel ist, den Verlauf der Erkrankung wesentlich zu verlangsamen und Krankheitserscheinungen zu beseitigen. Für sehr viele Patient:innen können symptomfreie Zeiträume von vielen Jahren erreicht werden.

Die akute lymphatische Leukämie

Die meisten Kinder und Jugendlichen erkranken an der akuten lymphatischen Leukämie, kurz ALL. Sie tritt in acht von zehn Fällen zwischen dem ersten und fünften Lebensjahr bei Kindern auf und weist einen unmittelbar lebensbedrohlichen Krankheitsverlauf auf. In vielen Fällen wird jedoch eine Heilung erzielt. Blutarmut (Anämie), ein geschwächtes Immunsystem und eine erhöhte Blutungsneigung können erste Anzeichen sein.

Entstehungsort der ALL ist das Knochenmark, wo es zu einer Überproduktion unreifer weißer Blutzellen kommt. Die weißen Blutkörperchen vermehren sich rasch und unkontrolliert. Dadurch werden gesunde weiße (Leukozyten] und rote Blutkörperchen (Erythrozyten) sowie Blutplättchen (Thrombozyten) nicht mehr im notwendigen Umfang gebildet. Die akute lymphatische Leukämie befällt vom Knochenmark aus das Blut, das lymphatische System und alle anderen Organe im Körper. Ohne Behandlung führt die akute lymphatische Leukämie innerhalb weniger Monate zum Tod.

Die akute myeloische Leukämie

Knapp 20 Prozent der Kinder und Jugendlichen erkranken an der akuten myeloischen Leukämie (AML). Die AML tritt am häufigsten bei Erwachsenen auf. Im Kinder- und Jugendalter tritt sie am häufigsten in den ersten beiden Lebensjahren auf. Jungen erkranken öfter als Mädchen.

Bei der AML handelt es sich um eine bösartige Erkrankung des blutbildenden Systems, bei der eine frühe Vorstufe einer myeloischen Zelle entartet und sich unkontrolliert vermehrt. Zu den myeloischen Zellen zählen unter anderem Granulozyten und Monozyten. Die entarteten Zellen breiten sich über das Knochenmark aus und behindern die Bildung gesunder Blutkörperchen.

Symptome der Leukämie beim Kind

Leukämien verlaufen zunächst unspezifisch. Bei einem Voranschreiten der Krankheit zeigen betroffene Kinder folgende Symptome:

1. spezifische Symptome

  • Haut- und Schleimhautblutungen
  • Knochenschmerzen
  • ein dicker Bauch
  • vergrößerte Lymphknoten
  • vergrößerte Milz und Leber

2. unspezifische Symptome

  • allgemeine Schlappheit
  • Blässe
  • Fieber
  • häufige Infekte
  • Petechien (Stecknadelgroße Einblutungen)

Helios Klinikum Krefeld

Chefarzt des Zentrums für Kinder- & Jugendmedizin

Die Kinderonkologie ist mittlerweile an einem Punkt, an dem wir nicht nur die Heilung im Blick haben, sondern auch versuchen, die Therapie soweit zu reduzieren, dass langfristige Komplikationen, die zehn oder zwanzig Jahre später als Folge der Behandlung auftreten können, vermieden werden.

Diagnose und Therapie

Besteht der Verdacht auf Leukämie, erfolgt zunächst die Anamnese und eine körperliche Untersuchung durch die Ärztin oder den Arzt. Eine umfassende Blutuntersuchung gibt Hinweise über veränderte Blutwerte. Eine Knochenmarkpunktion sowie die anschließende Analyse im Labor können den Verdacht der Krebserkrankung bestätigen. Sobald eine Leukämie diagnostiziert wurde, ist schnelles Handeln nötig. Denn bei Kindern teilen sich die Zellen deutlich schneller als bei Erwachsenen.

Blutkrebs bei Kindern – die richtige Therapie

Die passende Therapie wird nach Art der Leukämie gewählt. Dafür gibt es im deutschsprachigen Raum genau festgelegte Standards, wann welche Untersuchung erfolgen muss und welche Chemotherapie sich eignet. Die Heilungschancen bei einer akuten Leukämie liegen bei 85 Prozent. „Die Kinderonkologie ist mittlerweile an einem Punkt, an dem wir nicht nur die Heilung im Blick haben, sondern auch versuchen, die Therapie soweit zu reduzieren, dass langfristige Komplikationen, die zehn oder zwanzig Jahre später als Folge der Behandlung auftreten können, vermieden werden“, erklärt Chefarzt Prof. Dr. Tim Niehues aus dem Helios Klinikum Krefeld.

Neben Ärzt:innen sind auch die Pflegekräfte sehr wichtige Ansprechpartner:innen für Eltern und Kinder. Jedes Jahr absolviert ein Mitglied aus dem Pflegeteam eine Fachweiterbildung zur onkologischen Fachpflegekraft. Besonders die altersgerechte Aufklärung der kleinen Patient:innen ist wichtig.

Kindgerecht erklären

Der Chemokasper bringt den Kindern die Behandlung und damit verbundene Nebenwirkungen, wie zum Beispiel Haarausfall, näher. In seiner Gier hat der Chemokasper dann auch gesunde Zellen mitgefressen. Bei einigen Patient:innen reicht die Behandlung mit einer Chemotherapie nicht aus. In diesem Fall muss eine Knochenmark- oder Stammzellspende erfolgen.

Heilung durch Blutübertragung

Bei einer Stammzelltransplantation werden den Patient:innen gesunde Blutstammzellen in die Vene übertragen. Diese helfen dem Körper im Idealfall dabei, neue funktionstüchtige Blutzellen zu bilden. Voraussetzung ist, dass es einen passenden Spender gibt, dessen Gewebemerkmale mit denen der Patientin oder des Patienten übereinstimmen. Findet sich in der Familie kein/e passende Spenderin oder Spender, besteht eine 80-prozentige Chance jemanden Unbekanntes zu identifizieren. Stammzellspender:innen werden zum Beispiel über die Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS) gefunden.

An die Psyche denken

In der Maltherapie im Helios Klinikum Krefeld er- und verarbeiten die Kinder gemeinsam mit Psychoonkologin Barbara Stüben ihre Erkrankung, die Chemotherapie, aber auch Ängste und Sorgen. Auch die Geschwisterkinder haben die Möglichkeit, in der Maltherapie über ihre Ängste und Sorgen zu sprechen. Auch das Onko-Frühstück ist in Krefeld fester Bestandteil der Therapie. Es findet alle zwei Wochen für Kinder und Eltern statt und wird auch von ehemaligen Patient:innen und deren Familien wahrgenommen. Nach dem gemeinsamen Essen gehen die Kinder meist ins Spielzimmer, während sich die Eltern untereinander austauschen und ihre Erfahrungen teilen.

Eine Familie mit einem erkrankten Kind erhält zudem Unterstützung durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des psychosozialen Dienstes. Diese helfen bei der Beantragung von Zuschüssen, Krankengeld, Steuererleichterungen und ähnlichem. Denn meist arbeitet mindestens ein Elternteil nicht mehr solange das Kind im Krankenhaus ist. Ein Elternverein (Verein für krebskranke Kinder Krefeld) arbeitet eng mit der Klinik zusammen und hat in Krefeld ein Elternhaus (Villa Sonnenschein) direkt neben der Klinik eingerichtet. Damit die erkrankten Kinder, aber auch die Geschwister den Anschluss an die Schule nicht verlieren, können sie im Krankenhaus zur Schule gehen. Ein speziell geschultes Team aus Lehrkräften unterrichtet sie.

Nach der Leukämie

Krebsgeheilte Kinder werden in der Regel über einen Zeitrahmen von zehn Jahren in bestimmten Zeitabschnitten untersucht. Diese regelmäßigen Untersuchungen stellen sicher, dass der Blutkrebs nicht zurück ist oder in einem frühen Stadium bekämpft wird. Auch die psychologischen Unterstützungsangebote bleiben für die gesamte Familie bestehen.

Hinweis der Redaktion: Die im Zitat gewählte männliche Form bezieht sich immer auch auf weibliche und diverse Personen, die ausdrücklich mitgemeint sind.

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