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Herzmuskelentzündung erklärt

Müdigkeit, Abgeschlagenheit, ein Engegefühl in der Brust oder auch Herzrhythmusstörungen können Zeichen einer Herzmuskelentzündung sein. Doch was genau passiert, wenn der wichtigste Muskel des Menschen entzündet ist?

Aufklärungsgespräch

Was ist eine Herzmuskelentzündung?

"Nicht immer sind die Anzeichen für eine Herzmuskelentzündung eindeutig, was eine schnelle Diagnose erschweren kann", sagt Dr. Bastian Huber, Oberarzt der Kardiologie an der Helios Albert-Schweitzer-Klinik Northeim.

Im schlimmsten Fall besteht dann die Gefahr eines plötzlichen Herztodes. Doch ist sie erkannt, lässt sich die Herzmuskelentzündung gut behandeln.

"Die Herzmuskelentzündung, auch Myokarditis, ist eine entzündliche Erkrankung des Herzmuskels mit unterschiedlichen Ursachen. Wir unterscheiden zwischen akuten und chronischen Formen der Herzmuskelentzündung, wobei die akute Myokarditis auch in eine chronische übergehen kann", so Oberarzt Huber.

Viele Myokarditiden, also Herzmuskelentzündungen, verlaufen symptomlos, sodass Erkrankte oft nichts davon mitbekommen.

Helios Albert-Schweitzer-Klinik Northeim

Leitender Oberarzt Kardiologie, Intensivmedizin, Neurologie und Pneumologie

Die Herzmuskelentzündung, auch Myokarditis, ist eine entzündliche Erkrankung des Herzmuskels mit unterschiedlichen Ursachen.

Ursachen einer Myokarditis

Bei einer Herzmuskelentzündung wird zwischen infektiösen und nicht-infektiösen Ursachen unterschieden.

Infektiöse Herzmuskelentzündung

„Von einer infektiösen Myokarditis spricht man, wenn sie durch Krankheitserreger ausgelöst wird. In den meisten Fällen durch Viren“, so der Northeimer Arzt.

Infektiöse Ursachen sind:

  • Viren: Erkältungs-, Grippe, Herpes, Masernviren, Hepatitis C, HIV, Parvovirus B19
  • Parasiten: Larven von Hakenwürmern oder Saugwürmern
  • Bakterien: Erreger von Mandelentzündung, Scharlach, Diphtherie oder bei Blutvergiftung
  • Spirochäten: nach Zeckenbiss
  • Pilze: z. B. bei Chemotherapie, AIDS oder Einnahme von Immunsuppressiva
  • Protozoen: etwa Toxoplasmose-Erreger
  • Parasiten: etwa Fuchsbandwurm

Nicht-Infektiöse Herzmuskelentzündung

„Eine Nicht-infektiöse Myokarditis hat keine ursächlichen Krankheitserreger. Vielmehr ist eine fehlerhafte Immunreaktionen die Ursache“, sagt Dr. Bastian Huber.

Nicht-Infektiöse Ursachen sind:

  • Autoimmunerkrankungen (Gefäßentzündungen, rheumatische Erkrankungen)
  • Medikamente/Drogen
  • Schwermetalle
  • Bestrahlung des Brustkorbs
  • Impfung

Symptome einer Herzmuskelentzündung

Oft bemerken Betroffene die ersten Anzeichen einer Myokarditis erst einige Wochen nach einer durchgemachten Infektion.

Myokarditis-Symptome sind:

  • Müdigkeit
  • Abgeschlagenheit
  • Gliederschmerzen
  • Engegefühl in der Brust
  • Herzrhythmusstörungen
  • Herzinsuffizienzzeichen, wie Atemnot oder Wassereinlagerungen

Wie stellt man die Diagnose Herzmuskelentzündung?

Zunächst erhebt der Arzt die Anamnese (Krankengeschichte) des Patienten. Dabei erkundigt er sich nach den genauen Beschwerden und ob diesen eventuell ein Infekt vorausging. Zudem werden mögliche Grunderkrankungen besprochen, die sich auch auf die Herzgesundheit auswirken können.

Bei der körperlichen Untersuchung hört der Arzt zunächst das Herz und die Lunge ab, klopft den Brustkorb ab und misst den Puls. Auch Anzeichen für eine beginnende Herzschwäche, wie Wasseransammlungen in den Unterschenkeln werden geprüft.

Untersuchungsmethoden bei Verdacht auf Myokarditis:

Labor: Durch eine Blutuntersuchung lassen sich die Entzündungswerte (CRP, BSG Leukozyten) bestimmen, die zeigen, ob eine Entzündung im Körper besteht. Zudem werden der Biomarker Troponin I-/T und das Herzenzym Kreatinkinase bestimmt. Bei einer Schädigung von Herzmuskelzellen sind sie in erhöhter Menge im Blut nachweisbar.

EKG: Bei der Elektrokardiografie misst man die elektrische Aktivität des Herzmuskels. "Bei einer Herzmuskelentzündung sind ein beschleunigter Herzschlag und Extrasystolen, also zusätzliche Herzschläge, neben unspezifischen Erregungsrückbildungsstörungen typisch. Es kann auch zu bösartigen Herzrhythmusstörungen kommen", sagt Oberarzt Dr. Bastian Huber. Neben einem Ruhe-EKG, sollte auch ein Langzeit-EKG gemacht werden, da Abweichungen meist nur vorrübergehend auftreten.

Echo: Im Herzultraschall untersucht die Ärztin oder der Arzt die Struktur und Funktion des Herzmuskels. So können etwa vergrößerte Herzkammern oder eine Pumpschwäche festgestellt werden. Auch ein Perikad-Erguss, also eine Flüssigkeitsansammlung zwischen Herzbeutel und Herzmuskel, lässt sich im Echo erkennen.

Herzkatheter: Im Herzkatheter können Kardiologen Koronarstenosen (Verengung von Herzkranzgefäßen) ausschließen und wenn nötig, Gewebeproben entnehmen.

Myokardbiospsie: Hierzu entnimmt der Kardiologe stecknadelgroße Gewebeproben direkt aus dem Herzen. Diese werden im Anschluss im Labor genauer untersucht.

Kardio-MRT: Bei dieser Untersuchungsmethode werden Ödeme und Fibrosen (Gewebeveränderung) sichtbar.

Helios Albert-Schweitzer-Klinik Northeim

Leitender Oberarzt Kardiologie, Intensivmedizin, Neurologie und Pneumologie

Die wichtigste Maßnahme bei einer Myokarditis ist, dass sich der Patient vollständig körperlich schont, um sein Herz nicht zu überfordern.

Herzmuskelentzündung behandeln

"Die wichtigste Maßnahme bei einer Myokarditis ist, dass sich der Patient vollständig körperlich schont, um sein Herz nicht zu überfordern", so Dr. Huber.

Tritt in Folge der Herzmuskelentzündung eine Herzschwäche auf, können verschiedene Medikamente verschrieben werden. Auch gegen die Wassereinlagerungen können entsprechende Diuretika vom Kardiologen verordnet werden.

Bei besonders schwer geschädigten Herzen besteht ein erhöhtes Risiko für das Auftreten von bösartigen Herzrhythmusstörungen. Um die Patienten in der Phase der Rekonvaleszenz (Heilung) vor diesen schützen zu können, besteht die Möglichkeit, eine so genannte Defibrillator-Weste zu tragen.

Diese überwacht stetig den Herzrhythmus und ist in der Lage, einen Stromschlag abzugeben, sollte eine bösartige Herzrhythmusstörung festgestellt werden. Für die Fälle in denen sich die Herzleistung im Verlauf nicht erholt, sollte eine dauerhafte Versorgung mit einem implantierbaren Defibrillator diskutiert werden.

Bei besonders schweren Verläufen kann auch eine Herztransplantation notwendig werden.

Betroffene sollten regelmäßig ihr Herz untersuchen lassen. Ist die Myokarditis überstanden, sollte einmal im Jahr ein Check-up durch den betreuenden Kardiologen erfolgen.

Wie kann ich einer Herzmuskelentzündung vorbeugen?

"Bei Infekten, wie Grippe, Erkältungen oder Durchfallerkrankungen ist es wichtig, dass diese vollständig ausheilen, bevor man sich wieder sportlich betätigt. Wer sich nicht gesund fühlt, sollte dem Körper Zeit geben, sich zu erholen", so Dr. Bastian Huber.

Das gilt auch bei Husten, Auswurf, Atembeschwerden oder Fieber. In diesen Fällen ist Sport absolut tabu.

Herzmuskelentzündung und Corona-Impfung: Was ist bekannt?

"Bisher traten seltene Fälle von Herzmuskelentzündungen nach einer Impfung mit Corona-Impfstoffen auf. Dabei handelte es sich um leichte Erkrankungen, die innerhalb weniger Tage ausheilten. Nur bei wenigen Patienten bleiben Leistungseinschränkungen bestehen", berichtet Dr. Bastian Huber.

Besonders junge Männer scheinen betroffen zu sein.  Allerdings sind die Fallzahlen insgesamt noch zu niedrig, um eine konkrete Eingrenzung zu geben.

Dr. Bastian Huber rät: "Nach einer Impfung sollte man am besten ein bis zwei Tage auf Sport und körperlich anstrengende Aktivitäten verzichten."

Übrigens: Auch bei anderen Impfungen besteht die Möglichkeit, durch die überschießende Immunreaktion eine Myokarditis zu bekommen.

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