Blutgefäße im menschlichen Körper © Foto: Canva
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Die Transportwege unseres Körpers

Blutgefäße im menschlichen Körper

100.000 Kilometer – das ist die Länge aller Blutgefäße im menschlichen Körper. Auf dieser Strecke, die zweieinhalb Mal um die Erde reicht, transportieren die röhrenförmigen Gebilde mithilfe von Blut lebenswichtigen Sauerstoff in den Körper und gefährliches Kohlendioxyd wieder hinaus. Entsprechend hoch ist das gesundheitliche Risiko bei Gefäßkrankheiten. Ein Überblick über Erkrankungen und Möglichkeiten.

Faktencheck:

  • 800.000 Menschen leiden an chronischen Wunden
  • mehr als 4 % der Bevölkerung haben eine Engstelle der Halsschlagader
  • Jeder Fünfte über 65 Jahren hat Durchblutungsstörungen
  • 15 % der Schlaganfälle in Deutschland werden durch Engstellen der Halsschlagader verursacht
  • 4,5 Millionen Menschen sind akut von Arterienverkalkung betroffend
  • Jedes Jahr erleiden rund 260.000 Menschen einen Schlaganfall

Anlage von Ports

Ein Portkatheter, kurz „Port“ genannt, ist ein dauerhafter Zugang für Medikamente, die über die Blutbahn verabreicht werden – etwa für Krebspatient:innen, die ihre Chemotherapie über eine Infusion erhalten. So muss nicht jedes Mal von neuem in eine Vene gestochen werden und das Medikament vermischt sich rasch mit dem Blut. Unter örtlicher Betäubung werden im Brustbereich ein sehr dünner Schlauch in eine Vene eingeführt und das Transplantat unter die Haut verlegt.

Halsschlagader (Carotis)

Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko, dass sich die Halsschlagader verengt. In Deutschland sind dies mehr als vier Prozent der Bevölkerung mit einer Engstelle von mehr als 50 Prozent. Mediziner:innen bezeichnen diese Erkrankung als Carotisstenose.

Die Patient:innen haben über lange Zeit keine Symptome, unerkannt kann die Stenose jedoch bei jeder oder jedem sechsten Betroffenen zu einem Schlaganfall führen. Die Diagnostik erfolgt über eine  Ultraschalluntersuchung und wird eventuell durch ein MRT oder eine CT ergänzt.

Die Behandlung: normalerweise eine offene Operation, bei der die Engstelle entfernt wird. Im Einzelfall kann auch ein Stent gesetzt werden.

Aortenaneurysma

Die Aorta, die größte Arterie im menschlichen Körper, kommt direkt aus dem Herzen und verläuft durch Brustkorb und Bauch, wo sie sich dann in Becken- und Beinschlagadern aufteilt. Diese Schlagader kann sich jedoch im Alter und vor allem bei Nikotinkonsum weiten, was als Aneurysma bezeichnet wird. Die immer dünner werdende Wand kann dann einreißen – es kommt zu einer Blutung mit geringen Überlebenschancen.

Doch solche Aneurysmen lassen sich mittels Ultraschall feststellen, weshalb bei Männern und aktiven Raucherinnen über 65 Jahre eine Screening-Untersuchung empfohlen wird. Die Behandlung erfolgt entweder durch einen Stent (eine spezielle Gefäßstütze mit Ummantelung, die über kleine Schnitte an den Leistenschlagadern eingebracht wird) oder den operativen Austausch der erkrankten Schlagader mit einer Kunststoffprothese.

Shunt-Chirurgie

Rund 100.000 Menschen in Deutschland sind von der Dialyse abhängig – dabei übernimmt eine Maschine die Reinigungsfunktion der geschädigten Nieren. Hierzu wird das Blut aus dem Körper von einer Maschine gereinigt und wieder in den Körper zurückgeleitet. Dazu ist ein spezieller Gefäßzugang mit einem hohen Durchfluss-Volumen notwendig, ein sogenannter Shunt.

Der Gefäßchirurg oder die Gefäßchirurgin verbindet dazu eine Vene und eine Arterie am Arm des Patienten oder der Patientin und im Laufe einiger Wochen entsteht an dieser Stelle idealerweise eine Ausweitung, die sich als Einstichstelle für die Dialyse-Kanüle eignet. Unter regelmäßiger Kontrolle, kann ein solcher Shunt über viele Jahre genutzt werden.

Krampfadern

Gesunde Venen transportieren das Blut in den Beinen nach oben, zurück zum Herzen. Venenklappen sorgen als eine Art Ventil dafür, dass kein Blut zurückfließt – doch im Laufe der
Jahre können diese Klappen undicht werden.

Die Folge: Blut staut sich in den Venen, sie werden aufgedehnt, es entstehen sogenannte „Krampfadern“, in der Fachsprache Varizen genannt. Unbehandelt können dann offene Stellen an den Beinen entstehen. Zusätzlich zur Kompressionstherapie erfolgt die Behandlung mittels Laser oder erhitzbaren Sonden oder durch das „Ziehen“ der Krampfadern. Im kosmetischen Bereich kommen zusätzlich Verödungsmaßnahmen zum Einsatz.

Schaufensterkrankheit

Der Name ist Programm: Menschen, die an einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK) leiden, können nur noch kurze Strecken schmerzfrei gehen und nutzen deshalb gerne die Gelegenheit, vor einem Schaufenster anzuhalten. Der Grund für die Schmerzen ist die mangelnde Durchblutung des Beines, die Ursache ein Verschluss oder eine Verengung der Schlagadern durch Kalkablagerungen.

Es gibt mehrere Behandlungsmöglichkeiten durch Gefäßspezialist:innen. Nach Möglichkeit wird die verschlossene Ader unter örtlicher Betäubung geweitet und, wenn notwendig, eine Gefäßstütze (Stent) eingebracht. In einigen Regionen ist es aber besser, die Engstelle in einer Operation auszuschaben und eine Gefäßerweiterung mit einem kleinen „Flicken“ vorzunehmen. Zieht sich der Verschluss über eine längere Strecke, legt der Gefäßchirurg in einer Operation eine neue „Leitung“ also einen Bypass.

Unser Experte:

Dr. Kai Mehlhase ist Chefarzt der Klinik für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin in der Helios Klinik Rottweil. Mehlhase ist Facharzt für Gefäßchirurgie und Chirurgie, Notfallmediziner und trägt die Zusatzbezeichnung Endovaskulärer Spezialist.