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Steißbeinschmerzen – der tiefe Rückenschmerz

Steißbeinschmerzen, auch Coccygodynie genannt, stellen eine seltene Form tiefsitzender Rückenschmerzen dar. Was das für Betroffene bedeutet, erklären unsere Experten, Dr. Daniel Weigel, Facharzt für Neurochirurgie, und Dirk Nestler, Leiter der Wirbelsäulenchirurgie am Helios Klinikum Zerbst/Anhalt, in unserem Kurzinterview.

Young man with hemorrhoids at home

Wie äußeren sich Schmerzen am Steißbein?

Dirk Nestler: Als Steißbeinschmerzen bezeichnen wir ziehende, brennende oder stechende Schmerzen unmittelbar in der Region um das Steißbein. Sie können aber auch Richtung Lenden, Hüfte oder zum Anus ausstrahlen. Die Schmerzen kommen schleichend, anfangs beim Radfahren oder Sitzen, später auch beim Gehen, Liegen und beim Stuhlgang.

 

Was macht Steißbeinschmerzen so besonders?

Dr. Daniel Weigel: Die besondere Problematik der Schmerzen ist in der Anatomie des Steißbeines selbst zu verorten. Das Steißbein ist nicht nur der Rest der Schwanzwirbelsäule unserer tierischen Vorfahren. Es ist ein komplexer Bereich im unteren Abschnitt unserer Wirbelsäule. Drei bis fünf verschmolzene Wirbelknochen bilden das Steißbein. Über Bänder, Muskeln und Faszien ist es mit anderen Strukturen, der Hüfte und dem Beckenknochen selbst untrennbar verbunden. Durch diese Komplexität sind verschiedene Ursachen aus Auslöser der Schmerzen in Betracht zu ziehen und voneinander abzugrenzen.

Welche Ursachen für Steißbeinschmerzen können Sie benennen?

Dirk Nestler: Zu allererst kommen es in Folge von Stürzen auf den Steiß mit Fehlstellungen, Prellungen oder sogar Brüchen zu Schmerzen. Aber auch Verspannungen im Becken- und Hüftbereich, Nervenreizungen oder Knochenhautentzündungen können schmerzhaft sein. In der Mehrzahl der Fälle sind zudem Frauen mittleren Alters betroffen, von denen die meisten auch Kinder zur Welt gebracht haben.

Schwere Geburten oder gynäkologische Ursachen, wie eine Endometriose, sind hier zu nennen. Manchmal liegen die ursächlichen Ereignisse auch schon Jahre zurück. Oder es handelt sich um angeborene Fehlstellungen, zum Beispiel ein starkes Abknicken der Steißbeinspitze. Je nach Ursache halten die Schmerzen einige Wochen oder bis zu mehreren Monaten an oder werden sogar chronisch. Deshalb ist eine umfassende Diagnostik für den Therapieerfolg sehr wichtig.

 

Wie erfolgen Diagnostik und Therapie?

Dr. Daniel Weigel: Zur Diagnostik gehören Röntgenbilder genauso wie eine eingehende körperliche Untersuchung. Hierfür bieten wir eine Wirbelsäulensprechstunde an, in der wir den Betroffenen mit unserer Expertise vollumfänglich zur Seite stehen. Die Behandlung der Steißbeinschmerzen erfolgt hauptsächlich konservativ, wobei jedoch in Einzelfällen auch ein operatives Vorgehen erfolgversprechend sein kann.

Zur konservativen Therapie gehören beispielsweise Schmerzmittel und entzündungshemmende Medikamente. Auch Spritzen zur örtlichen Betäubung können Linderung verschaffen. Bei zurückliegenden Verletzungen am Steißbein ist die Therapie oft kompliziert und langwierig, da Belastungen des Alltags die Heilung behindern. Für den Therapieerfolg ist die körperliche Schonung hier sehr wichtig. Sind Verspannungen im Becken- und Hüftbereich Ursache der Schmerzen helfen manuelle Therapie und Wärmeanwendungen.

Bei einer starken Chronifizierung der Schmerzen nach Jahren und wenn sich alle anderen Therapieformen als unwirksam erwiesen haben, ist eine operative Entfernung des Steißbeins oft die letzte Möglichkeit für den Betroffenen.

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