Wikingerkrankheit

Wenn sich Finger nicht mehr strecken lassen

Wenn sich Finger nicht  mehr strecken lassen © Foto: Krakenimages.com von Adobe Stock

Bei der Dupuytren'schen Erkrankung krümmen sich einzelne oder mehrere Finger oft schleichend gen Handmitte, bis Betroffene sie irgendwann nicht mehr ausstrecken können – die Hand als wichtigstes Greiforgan ist dann stark beeinträchtigt. Eine Operation ebnet den Weg zurück zu einer normalen Handfunktion.

Bei der Dupuytren'schen Erkrankung krümmen sich einzelne oder mehrere Finger oft schleichend gen Handmitte. (©Adobe Stock/Elena Shi)

Morbus Dupuytren ist eine schleichende Erkrankung. Über Wochen, Monate oder auch Jahre bilden sich kleine knotige oder strangartige Verdickungen und Verhärtungen in den Handinnenflächen. Diese gutartigen Bindegewebswucherungen sind meist für die Betroffenen nicht schmerzhaft und werden deshalb auch lange Zeit nicht ernst genommen. Wenn die Erkrankung fortschreitet, fällt das Strecken der Finger zunehmend schwer, bis die Betroffenen einzelne oder mehrere Finger überhaupt nicht mehr strecken können. In den meisten Fällen sind der kleine Finger oder der Ringfinger betroffen. Sie krümmen sich dauerhaft nach Innen und beeinträchtigen die Funktionen der Hand immer stärker.

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Warum Wikingerkrankheit?

Morbus Dupuytren ist auch als Wikingerkrankheit bekannt. Grund dafür sind die Gene. Die oft erblich bedingte Handerkrankung geht auf die Wikinger-Gene zurück und ist insbesondere in nordischen Ländern verbreitet. Im Mittelmeerraum findet man sie hingegen kaum. 

„In der Regel tritt Morbus Dupuytren ab einem Alter von 50 Jahren auf“, erklärt Dr. Elias Volkmer, Chefarzt der Klinik für Handchirurgie am Helios Klinikum München West und am Helios Amper-Klinikum Dachau. Er ist Spezialist für die Behandlung dieser Krankheit. Betroffen sind zu einem Großteil Männer, die Ursache liegt oft in den Genen. Aber auch Diabetes, Epilepsie oder Alkoholismus können eine Rolle bei der Entste-hung spielen. In vielen Fällen bleibt die Herkunft aber unklar.

Wer seine Hand nicht mehr flach hinlegen kann, sollte ärztlichen Rat suchen.

Dr. Elias Volkmer Chefarzt Handchirurgie am Helios Klinikum München West und am Helios Amper-Klinikum Dachau

Operation hilft, Finger wieder zu strecken

Heilbar ist Morbus Dupuytren bislang nicht, die Therapie richtet sich immer danach, wie schwer die Erkrankung fortgeschritten ist. Durch eine Operation können die Beschwerden und Einschränkungen der Hand aber gemildert oder ganz beseitigt werden. Hierbei wird das überschüssige Bindegewebe entfernt und bei Bedarf Dupuytren-Stränge durchtrennt, um das Strecken der Finger wieder zu ermöglichen. Operationserfahrung und Expertise des Arztes seien dabei zentrale Erfolgsfaktoren, betont Dr. Elias Volkmer, da bei dem Eingriff kein gesundes Gewebe beschädigt werden darf.

Für eine erfolgreiche Behandlung von Morbus Dupuytren sind die Operationserfahrung und Expertise des Arztes wichtig. (©Adobe Stock/joyfotoliakid)

Im Helios Klinikum München West operiert der Handchirurg jedes Jahr über 100 Patientinnen und Patienten mit der Wikingerkrankheit. Neben der Fachexpertise ist laut Handspezialist Volkmer eine frühzeitige Behandlung wichtig. „Die Vermehrung des Bindegewebes oder die Tatsache, dass sie die Finger nicht mehr komplett strecken können, stört viele Betroffene zunächst kaum“, so Volkmer. Erst wenn die Finger stark gekrümmt sind, werde ein Arzt aufgesucht. Doch in einigen Fällen schreitet die Erkrankung auch schnell voran und eine Operation mit zunehmendem Schwererad werde komplexer. Betroffenen rät der Chefarzt deshalb: „Wer die Hand nicht mehr flach auf den Tisch legen kann oder wenn die Fingermittelgelenke eingezogen werden, ist es höchste Zeit für eine ärztliche Untersuchung.“