Tumorendoprothesen und Revisionschirurgie
Ausgenommen von seltenen Tumorlokalisationen, wie z.B. das Wadenbein, ist nach der operativen Resektion eines Knochensarkoms oder einer Knochenmetastase die Rekonstruktion des verbleibenden Defektes erforderlich. Die Wahl des optimalen Verfahrens hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab, wie die Lokalisation und die Ausdehnung des Knochendefektes, der Aktivitätsanspruch und die persönlichen Präferenzen des Betroffenen sowie die geplanten postoperativen Therapiemaßnahmen.
Die Implantation einer speziellen Endoprothese, einer sogenannten „Tumorendoprothese“, ist das am häufigsten angewendete Verfahren. Die heute erhältlichen modularen Systeme erlauben die individuelle Überbrückung von Knochendefekten und ggf. der angrenzenden Gelenken in 1 cm Schritten. Meistens werden Tumorendoprothesen für die Rekonstruktion des Oberschenkelknochens, des Schienbeines und des Oberarmknochens verwendet. Der Ersatz des oberen Anteils der Elle, des Schulterblatts oder des Beckens ist auch möglich, ist aber seltener notwendig.
Der Hauptvorteil der Tumorendoprothesen besteht darin, dass die betroffene Extremität schnell nach der Operation wieder belastet werden kann. Die verbleibenden Muskeln und Sehnen können mit speziellen Kunststoffimplantaten an die Prothese refixiert werden, was zu einer Verbesserung des postoperativen funktionellen Ergebnisses führt. In spezialisierten Zentren, wie das Sarkomzentrum Berlin-Brandenburg, sind sie vor Ort vorhanden und können sofort eingesetzt werden. Die dafür erforderliche Operationszeit ist ebenfalls kürzer als die für andere Verfahren, was das Risiko für Frühkomplikationen reduziert. Des Weiteren erlaubt der Einsatz von sogenannten „Wachstumsprothesen “ bei jüngeren Patienten den Ausgleich von größeren Beinlängendifferenzen.
Der Nachteil von Tumorendoprothesen besteht darin, dass bei langen Protheseliegezeiten das Risiko einer Revisionsoperation steigt. Die schwerwiegendste Komplikation ist die Protheseninfektion, die mehrere Revisionsoperationen und lange Krankenhausaufenthalte mit sich bringen kann. Als zertifizierter Tumororthopäde verfügt Herr Priv.-Doz. Dr. Dimosthenis Andreou über eine langjährige Expertise in der Durchführung von Revisions- und Wechseloperationen von Tumorendoprothesen. Des Weiteren werden in unserer Abteilung speziell beschichtete Implantate eingebaut, deren Beschichtung einen zusätzlichen Schutz gegen Keime bietet, und wir führen Forschungsprojekte mit dem Ziel, Risikofaktoren für Infektionen und andere Komplikationen rechtzeitig zu erkennen und bekämpfen, durch.