Menü
Schließen

Knochenmetastasen: Entstehung und Behandlung

Etwa 500.000 Menschen erkranken pro Jahr in Deutschland an einem Krebsleiden. Bei manchen Patient:innen streuen Tumorzellen vom Primärtumor über die Blutbahn in andere Organe oder auch in die Knochen. Wie sieht die Behandlung aus?

Tumorkonferenz

Was sind Knochenmetastasen?

Während grundsätzlich fast jede Krebsart  Knochenmetastasen erzeugen kann, werden die meisten behandlungsbedürftigen Knochenmetastasen von Brust-, Prostata-, Lungen-, Nieren-  und Schilddrüsenkrebs verursacht.

Bei vielen Betroffenen ist ein Krebsleiden bereits bekannt, bei einigen Patient:innen wird aber das Vorliegen einer Krebserkrankung erst anhand der Beschwerden, die die Knochenmetastasen bereiten, erkannt.

Was sind Warnzeichen für Knochenmetastasen?

Am häufigsten fallen Knochenmetastasen, genauso wie auch die Knochensarkome, durch Schmerzen in den betroffenen Knochen auf, die auf Veränderungen der Knochenarchitektur durch das Wachstum der Tumorzellen zurückzuführen sind. In der Regel treten diese Schmerzen zunächst bei Belastungen der betroffenen Extremität auf, später aber auch in der Ruhe, und werden trotz Schmerzmitteleinnahme im Verlauf stärker.

Manchmal wird der Knochen durch das Wachstum der Tumorzellen so sehr geschwächt, dass er den Kräften von normalen Alltagsbewegungen nicht mehr standhalten kann und „spontan“ bricht. Einige Patient:innen klagen über allgemeine Beschwerden, wie Fieber, Gewichtsverlust, Abgeschlagenheit oder Nachtschweiß.

Was wird zur Abklärung gemacht?

Zunächst ist die Durchführung einer Röntgenuntersuchung in zwei Ebenen zu empfehlen. Falls dort der Verdacht auf einer Knochenmetastase besteht beziehungsweise nicht sicher ausgeschlossen werden kann, sind eine Magnetresonanztomographie (MRT) mit Kontrastmittel und gegebenenfalls weitere Untersuchungen (Skelettszintigraphie, Computertomographie (CT)) erforderlich.

Wenn sich dort tumorverdächtige Veränderungen des Knochens zeigen, erfolgt zur Diagnosestellung eine Gewebeentnahme. Die sogenannte Biopsie hat das Ziel der Gewinnung von ausreichendem und repräsentativem Gewebe zur feingeweblichen, mikroskopischen Untersuchung in der Pathologie. Dort wird das Gewebe untersucht, nachdem es zu mikroskopischen Präparaten verarbeitet worden ist.

So werden Knochenmetastasen behandelt

Bei der Behandlung von Knochenmetastasen müssen sowohl das lokale Problem als auch die zugrundeliegende Tumorerkrankung berücksichtigt werden.

Dazu erstellen wir einen Therapieplan in interdisziplinären Tumorkonferenzen durch Vertreter:innen der Tumororthopädie, Medizinischen Onkologie, Chirurgischen Onkologie, Strahlentherapie, Thorax- und Gefäßchirurgie, Plastische Chirurgie, Radiologie und Pathologie, unter Einbeziehung der Psychoonkologie, des sozialmedizinischen Dienstes und der Physiotherapie.

Der Therapieplan ist individuell auf die Bedürfnisse des jeweiligen Betroffenen und unter Berücksichtigung der nationalen und internationalen Leitlinien angepasst.

Das Hauptziel bei der Behandlung von Knochenmetastasen ist die möglichst rasche Wiederherstellung der Stabilität des betroffenen Knochens, damit die/der Patient:in so schnell wie möglich wieder schmerzfrei mobil wird.

Zudem soll ein weiteres lokales Tumorwachstum möglichst verhindert werden. Unter Berücksichtigung des grundliegenden Tumorleidens ist die Behandlung der Knochenmetastase in der Regel mit einem möglichst kurzen stationären Aufenthalt verbunden, während das Risiko für Komplikationen und nachfolgenden Revisionsoperationen gering bleiben soll.

Wann wird operiert?

Viele Knochenmetastasen werden mit Medikamenten und/oder einer lokalen Strahlentherapie behandelt. Wenn aber der Knochen bereits gebrochen ist oder zu brechen droht, kann eine operative Behandlung notwendig sein.

Selbiges ist der Fall bei Patient:innen, bei denen Metastasen weiterhin Beschwerden trotz einer konservativen Therapie bereiten. Als auch bei ausgewählten Patient:innen, bei denen außer der einen Knochenmetastase keine weiteren Tumormanifestationen im Körper nachgewiesen werden.

Wenn eine operative Behandlung planmäßig durchgeführt wird, findet sie häufig als eine sogenannte „weite Resektion“ statt. Dabei handelt sich um eine sogenannte en-bloc Resektion der betroffenen Knochen- und Weichteilareale mit einer umgebenden Schicht von gesundem Gewebe, die das Risiko eines Tumorrezidivs minimiert.

Die Knochendefekte, die dabei entstehen, werden meistens mit sogenannten „Tumorendoprothesen“ – spezielle modulare Implantate, die den entfernten Knochen und gegebenenfalls das angrenzende Gelenk in ein Zentimeter Schritten individuell überbrücken können.

Für komplexe Situationen haben die Spezialist:innen Zugriff auf Spezialimplantate, wie etwa 3D-gedruckte Prothesen. Bei den verschiedenen Rekonstruktionsverfahren wird darauf geachtet, dass die Funktion der betroffenen Extremität möglichst erhalten bleibt.

Was kommt nach der operativen Behandlung?

Das weitere Vorgehen nach der operativen Therapie wird zusammen mit den behandelnden Onkolog:innen abgestimmt. Wenn keine stationären Behandlungen für die zugrundeliegende Tumorerkrankung notwendig sind, sind eine stationäre Rehabilitationsmaßnahme zur Verbesserung des funktionellen Ergebnisses und/oder die Durchführung von regelmäßigen ambulanten physiotherapeutischen Behandlungen sinnvoll.

Unsere Patient:innen erhalten nach der Entlassung einen Physiotherapieplan, das den individuellen Bedürfnissen und Gegebenheiten jedes Betroffenen angepasst wird.

Anschließend finden regelmäßige ambulante Nachsorgeuntersuchungen zur Kontrolle der Rekonstruktion statt. Des Weiteren wird das funktionelle Ergebnis evaluiert und eventuelle Fragen zu Alltagsaktivitäten mit den Patient:innen besprochen.

 

Quelle: Andreou D et al. Interdisciplinary diagnostic and treatment of bone sarcomas of the extremities and trunk. Handchir Mikrochir Plast Chir. 2015; 47:90-9

image
Vereinbaren Sie einen Termin mit unseren Experten.
Sie benötigen einen Termin in einer unserer stationären Kliniken oder ambulanten Einrichtungen oder wollen unabhängig vom Ort eine Videosprechstunde vereinbaren? In unserem Patientenportal können Sie Ihren Termin direkt online buchen.