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Wann in die Notaufnahme – welche Alternativen gibt es?

Überfüllte Wartezimmer, lange Wartezeiten, gereizte Patient:innen. So sieht oft die Realität in deutschen Notaufnahmen aus. Aber warum ist das so? Alle Fragen und Antworten zur Notaufnahme und zu möglichen Alternativen finden Sie hier.

Kopfschmerzen - Brillenträger

Als Notfall in die Rettungsstelle

Notfälle gehören in die Notaufnahme. Aber für Betroffene ist es oft schwierig einzuschätzen, wie schwer eine Verletzung oder Erkrankung ist und wie dringend sie behandelt werden muss. Wo bekommen Patient:innen außerhalb der Rettungsstelle Hilfe?

Mittlerweile geht fast ein Drittel der Patient:innen ohne Überweisung oder Rettungsdienst in die Notaufnahme – auch dann, wenn ärztliche Praxen noch geöffnet sind. Als Begründung geben viele an, dass sie sich im Krankenhaus besser versorgt fühlen. Das führt vermehrt zu vollen Notaufnahmen, obwohl in vielen Fällen der Besuch in der allgemeinmedizinischen Praxis oder dem ärztlichen Notdienst richtig gewesen wäre. Statistisch gesehen sind nur vier von zehn Fällen wirkliche Notfälle, wie eine Studie aus dem Jahr 2018 zeigt.

Schwerverletzte und ernster erkrankte Menschen haben in der Notaufnahme immer Vorrang, denn hier entscheiden bereits wenige Sekunden über Leben und Tod. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass Patient:innen mit leichteren Verletzungen und Beschwerden mit einer längeren Wartezeit rechnen müssen.

Wie läuft eine Aufnahme in der Rettungsstelle ab?

Wenn Sie mit dem Rettungsdienst, einem Notarzt oder einer Notärztin in die Rettungsstelle gebracht werden, wird Sie das ärztliche und pflegerische Team umgehend untersuchen, versorgen und alle notwendigen Schritte einleiten.

Falls Sie selber zu uns gekommen sind oder von Familienangehörigen gebracht wurden, melden Sie sich bitte in der Anmeldung. Anschließend findet eine Ersteinschätzung durch eine speziell geschulte Pflegekraft statt, um die Dringlichkeit Ihrer Behandlung zu ermitteln. Bitte bringen Sie Ihre Medikamente, die Sie regelmäßig einnehmen, und gegebenenfalls medizinische Unterlagen sowie Ihre Versichertenkarte mit, wenn das möglich ist.

Erstuntersuchung und Behandlung in der Notaufnahme

Sie werden direkt im Notfallzentrum behandelt, indem wir Sie ärztlich untersuchen, Blut abnehmen, notwendige medizinische Eingriffe und Röntgenuntersuchungen durchführen. Oft können unsere Patient:innen anschließend wieder nach Hause entlassen werden, in vielen Fällen ist jedoch auch eine stationäre Aufnahme erforderlich. Es kann auch eine kurzfristige stationäre Überwachung auf der Bettenstation des Notfallzentrums erforderlich sein.

Warum werde ich nicht sofort behandelt?

Die Dauer der Behandlung und eventuelle Wartezeiten sind von der Schwere Ihrer Erkrankung und der Anzahl der Mitpatient:innen abhängig. Bitte haben Sie Verständnis, dass lebensrettende Maßnahmen Priorität haben und Schwerverletzte oder Bewusstlose zuerst behandelt werden.

Notfälle richtig einschätzen

Um jede Patientin und jeden Patienten in der Notaufnahme gut zu versorgen, nutzen unsere Notfallexperten im Krankenhaus das Manchester-Triage-System. Mit diesem System lässt sich erfassen, wie schwer die Erkrankung oder Verletzung ist und die Behandlungsdringlichkeit definieren. „Die schnelle Festlegung der Behandlungspriorität ist eine Grundvoraussetzung, um notwendige medizinische Behandlungsschritte sofort einleiten zu können“, erklärt Dr. Wolfram Seelbinder, Chefarzt der Unfall- und Wiederherstellungschirurgie in der Helios Klinik Köthen. Die Patient:innen werden in eine der fünf farblich markierten Dringlichkeitsstufen eingruppiert: rot (sofort), orange (sehr dringend), gelb (dringend), grün (normal) und blau (nicht dringend).

Manchester-Triage-System zur Einordnung von Notfällen | Grafik: Helios

Priorität für Kategorie rot

„Medizinische Notfälle der Kategorie rot werden sofort behandelt, da es sich hier um lebensbedrohliche Erkrankungen wie Herzinfarkte oder Schlaganfälle handelt. Patienten mit kleineren Wunden müssen länger warten. Das kann für letztere Patienten frustrierend sein“,  sagt Dr. Andrea Jung, Chefärztin der Notaufnahme im Helios Hanseklinikum Stralsund. 

Wann sollten Sie den Notruf 112 wählen?

Die Notaufnahme ist im Grunde nur für lebensbedrohliche Notfälle gedacht. Bei diesen Symptomen sollten Sie umgehend in die Notaufnahme gehen oder per Notruf den Krankenwagen anfordern:

  • Schmerzen in der Brust
  • Kreislaufstörung
  • Bewusstseinsstörung
  • Atembeschwerden
  • plötzliche Schwäche oder Taubheit/Lähmung
  • starke Blutungen
  • allergischer Schock

Unterlagen für die Notaufnahme

Auch wenn es Ihnen schlecht geht, bitten wir Sie, folgende Unterlagen mit in die Rettungsstelle zu nehmen, eventuell kann Ihnen auch eine Begleitperson behilflich sein. Diese Unterlagen erleichtern es uns, Sie bestmöglich zu behandeln.

  • Krankenkassen-Versichertenkarte
  • Personalausweis
  • eventuelle Unterlagen zu vorherigen Untersuchungen
  • Liste der regelmäßig einzunehmenden Medikamente
  • Gesundheitspässe

Besser in die Apotheke oder zur hausärztlichen Praxis

Eine Migräne, Grippe oder Zahnschmerzen können unangenehm sein, aber in den seltensten Fällen erfordern sie einen Besuch in der Notaufnahme. Auch wer nur möglichst schnell einen Facharzt oder eine Fachärztin sprechen will oder am Sonntagabend noch eine Salbe, Schmerzmittel oder gar eine Krankmeldung für den nächsten Tag erhalten möchte, sollte mit diesen Anliegen nicht in die Notaufnahme gehen. Für Salben und Medikamente gibt es Notfallapotheken. Die Krankmeldung für die Arbeit gibt es auch am Montagmorgen in der hausärztlichen Praxis.

Der ärztliche Bereitschaftsdienst unter 116 117

Für Erkrankungen und Verletzungen, die nicht lebensbedrohlich sind und keine sofortige medizinische Hilfe benötigen, gibt es den ärztlichen Bereitschaftsdienst. Unter der Telefonnummer 116 117 erreichen Sie den ärztlichen Bereitschaftsdienst rund um die Uhr und werden an eine Bereitschaftspraxis verwiesen. Falls Sie es nicht selber in die Praxis schaffen, findet ein Hausbesuch statt. 

Hinter den verschlossenen Behandlungstüren geht es um Leben und Tod. Dann benötigen wir jeden Mitarbeiter. Das bekommen die Patienten im Warteraum oft nicht mit. Wir wissen zu Arbeitsbeginn nie, was auf uns zukommt. Die Behandlungsreihenfolge kann sich mehrmals am Tag ändern.

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