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Waldbaden: Therapie mit allen Sinnen

Shinrin-yoku – so nennen die Japaner das „Baden im Wald“. Die Medizin entdeckt immer mehr den Wald als Therapieraum. Er hilft gegen Stress – aber nicht nur. Gerade für Menschen mit einer Herzerkrankung kann sich der Waldspaziergang positiv auf den Krankheitsverlauf auswirken. Darüber informiert unsere Expertin Dr. Sabine Reinhold.

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Warum tut Waldbaden gut?

Wer im Wald spaziert, spürt es intuitiv: der Wald tut gut. Aber warum ist das so? „Wir wissen, dank der Ergebnisse des schwedischen Arztes Roger Ulrich, dass schon der Anblick eines Baumes aus dem Krankenhausfenster dafür sorgt, dass Patientinnen und Patienten schneller gesund werden und weniger Schmerzmittel benötigen“, erklärt Dr. Sabine Reinhold, Kardiologin der Helios Bördeklinik. Und weiter: „Zudem haben koreanische und japanische Forscher herausgefunden, dass gerade die Waldluft bei Atemwegs- sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen den Betroffenen besonders guttut. Das Unterschätzen von Stress kann Auslöser von Herzinfarkten sein, nicht nur bei Patientinnen und Patienten mit bereits bestehender koronarer Herzerkrankung. Wir wissen, dass Stress die Psyche belastet und Herzerkrankungen auslösen kann. Ein Waldspaziergang kann da helfen.“

Bewegung, frische Luft, Ablenkung – die wohltuenden Effekte des Waldbadens

„Bewegen wir uns im Wald, tun wir gleichzeitig mehrere Dinge für unsere Gesundheit: Als allererstes bewegen wir uns und das ist für eine Gesellschaft, die sich immer weniger bewegt, äußert wichtig. Dabei geht es nicht darum, dass wir etwas leisten oder übermäßig Sport treiben, sondern um einen Spaziergang, mit dem wir dem Alltagsstress entkommen. Waldbaden hat auch etwas mit Achtsamkeit zu tun", so die Neindorfer Kardiologin. Die Natur lenkt uns ab – auch von Beschwerden und Schmerzen. Zudem atmen wir frische Luft ein, die mit hoher Qualität, reduzierten Luftschadstoffen und erhöhter Luftfeuchtigkeit versetzt ist und unsere Atemwege, Herz und Gefäße entlastet.

Helios Bördeklinik

Oberärztin der Inneren Medizin/ Kardiologie

Unser Blutdruck sinkt und die Konzentration von Stresshormonen wie Cortisol und Adrenalin verringert sich. Gleichzeitigt wird die Ausschüttung des Hormons DHEA stimuliert, welches unser Herz-Kreislauf-System schützt und in der Nebennierenrinde gebildet wird. Bei Stress und mit zunehmendem Alter lässt die DHEA-Produktion im Körper nach, deshalb ist ein Waldspaziergang gerade für Herzpatienten zu empfehlen.

Der Wald entschleunigt uns. Wir sind weniger gestresst und schlafen besser. Die Atmosphäre im Wald hebt unsere Stimmung und lässt uns zur Ruhe kommen. „Zudem stimulieren die vielfältigen Sinnesreize, wie das Vogelgezwitscher, das gedämpfte Licht und der Geruch von Tannennadeln, die Aktivität des Parasympathikus. Das ist ein wichtiger Teil unseres Nervensystems, der für Erholung und Regeneration bis auf Zellebene verantwortlich ist. Gerade in unserem hektischen Alltag ist der Gegenspieler des Parasympathikus, der Sympathikus, sehr aktiv und wir benötigen einen Ausgleich“, so die Kardiologin. 

Positiver Effekt auf das Immunsystem

Auch das Immunsystem wird gestärkt. Bisher sind es nur Vermutungen, doch Forscher gehen davon aus, dass unter anderem sogenannte Phytonzyden eine Rolle dabei spielen könnten. Pflanzen bilden diese Substanzen, um sich vor Krankheitserregern und Schädlingen zu schützen. Spaziergänger im Wald atmen Phytonzyden ein und profitieren möglicherweise von dem stärkenden Effekt auf das Immunsystem.

Eine Anleitung zum Waldbaden in fünf Schritten

Das Bad im Walde oder auch einfach der Waldspaziergang - tut uns also mehrfach gut. Die Umgebung des Waldes wirkt auf den Körper ebenso wie die Bewegung. Auf letztere kommt es gar nicht so sehr an. Vielmehr sollten wir uns auf den Wald einlassen, hindurchschlendern und uns Zeit nehmen, die Gerüche, Pflanzen, Tiere und dergleichen wahrzunehmen.

  1.  Schlendern: Ohne Ziel und Druck: Gehen Sie langsam und gemütlich spazieren. Vielleich auch ohne Zeit.
  2. Rasten: Legen Sie Pausen ein. Genieße die Natur um dich herum und lassen Sie die Seele baumeln.
  3.  Achtsam Wahrnehmen: Erleben Sie, was Sie umgibt, aber ohne Leistungsdruck. Staunen Sie. Genießen Sie die Farben, Gerüche und Geräusche des Waldes. Sonnen Sie sich. Berühren Sie Ihre Umgebung: eine schöne Kastanie, die raue Rindes des Baumes… Seien Sie mit Ihrer Aufmerksamkeit im Moment, staunen Sie vorbehaltlos, nehmen Sie Eindrücke wertfrei wahr.
  4.  Augenentspannung: Schauen Sie in die Ferne: Genießen Sie das Grün des Waldes, entlasten Sie Ihre monitormüden Augen.
  5.  Atemübungen und Meditation: Setzen Sie sich an einen schönen Platz und finden Sie zur Ruhe. Hören Sie auf Ihren Atem. Atmen Sie tief durch die Nase ein und durch den Mund aus. Wenn Gedanken kommen, lassen Sie sie entspannt ziehen und konzentrieren Sie sich wieder auf Ihren Atem.
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