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„Die Menschen werden nicht vergessen“

Als Mediziner ist Dr. Volodymyr Protsyk menschliches Leiden durchaus gewöhnt. Der Oberarzt der Abteilung für Anästhesiologie und Intensivmedizin am Herzzentrum Leipzig hat im Laufe seines Berufslebens schon vieles gesehen, was ihn menschlich berührte. Doch die Bilder, die der gebürtige Ukrainer gegenwärtig aus seiner Heimat erhält, übersteigt alles Vorherige bei weitem.
22. März 2022

Der Blick auf das Handy fällt Dr. Volodymyr Protsyk nicht leicht. Bekannte haben ihm Fotos geschickt, die tote Babys und Kinder zeigen. Opfer eines Krieges, den kein klar denkender Mensch versteht. Weitere Aufnahmen der trauenden Eltern komplettieren den Schmerz, den der Vater von zwei Kleinkindern beim Betrachten der Bilder empfindet.

„Die Ukraine“, sagt der 39-Jährige, „hat in den vergangenen Jahren politisch turbulente Zeiten durchlebt.“ Versuche den europäischen Kurs zu wenden, Korruption und vermeintlicher Stillstand sorgten bereits für mehrere Regierungswechsel, oftmals von lauten Protesten auf der Straße begleitet. Noch 2014 keimte trotz russischer Aggression auf der Halbinsel Krim wieder die Hoffnung auf einen positiven Wandel, wenngleich die Menschen im Land noch längst nicht mit allem zufrieden sind.

„Die Menschen werden nicht vergessen“

Der erneute Einmarsch russischer Truppen über die Grenzen der Ukraine stellt das Land jedoch vor eine völlig neue Herausforderung. Fassungslos beobachtet Volodymyr Protsyk das Geschehen aus der Ferne. Der Mediziner absolvierte ab 2008 in der Ukraine seine Ausbildung zum Anästhesist und erhielt im Januar 2014 die Chance, sein bestehendes Wissen im Verlaufe einer zweijährigen Fortbildung, einem Fellowship in Kardioanästhesie in Leipzig, zu erweitern. Bereits ein Jahr später, so der groß gewachsene Arzt, unterbreitete das Herzzentrum ihm ein Angebot, dauerhaft in Leipzig zu bleiben. Eine fachlich erstklassige Gelegenheit, die er sich nicht entgehen lassen wollte.

Den Blick in die alte Heimat hat Volodymyr Protsyk nie verloren. Schließlich leben auch seine Mutter und Schwiegermutter nach wie vor in Lwiw, dem ehemaligen Lemberg, eine 700.000 Einwohnerstadt im Westen der Ukraine. „Noch ist es dort im Vergleich zu anderen Teilen des Landes sicher. Sollte sich das aber ändern, wollen wir beide zu uns nach Leipzig holen. Vor Kurzem erst sind Raketen auf die Infrastruktur einer Militärbasis niedergegangen, die nur 40 Kilometer von Lemberg und 20 Kilometer von EU-Grenze entfernt ist“, berichtet er.

Helfen möchte Volodymyr Protsyk jedoch nicht nur seiner eigenen Familie. Er möchte etwas Gutes für die Menschen aus der Ukraine. Aus diesem Grund hat er nach Rücksprache mit der Geschäftsführung alle Ärzt:innen, Pflegekräfte und anderen Mitarbeitende des Herzzentrum sowie des Helios Park-Klinikum Leipzig gebeten, ihm dabei mit einer finanziellen Spende behilflich zu sein. „Die Resonanz ist toll. Es gibt sogar einige Angebote für Wohnungen, in denen nach Deutschland Geflüchtete übergangsweise unterkommen könnten“, freut er sich. Bereits wenige Tagen nach dem Aufruf seien mehrere hundert Euro auf ein speziell eingerichtetes Spendenkonto überwiesen worden. Andere Kollegen hätten derweil signalisiert, sich dem Projekt anzuschließen.

„Russland kann diesen Krieg nicht gewinnen“, gibt sich Volodymyr Protsyk überzeugt. Denn außerhalb der Krim und des Donbas, wo eine gewisse Zahl Russen leben, haben die Aggressoren im Rest des Landes gar keinen Rückhalt in der Bevölkerung. Zudem hofft der Mediziner, dass die Sanktionen der westlichen Länder bald greifen und die Verantwortlichen des Konflikts zum Einlenken zwingt.v

Noch vor einigen Jahren, ergänzt Volodymyr Protsyk, haben seiner Aussage nach etwa 80 Prozent der Ukrainer ihr Land, gut 60 Prozent sogar die Region, in der sie leben, längerfristig nie verlassen. Und dennoch wissen sie alle, dass es sich für ein freies Leben zu kämpfen lohnt. Der Anästhesist zog diese Erkenntnis für sich aus eigenem Erleben. Ein Grund mehr für ihn, die Menschen in seiner Heimat nicht zu vergessen und ihr gegenwärtiges Schicksal in anderen Teilen der Welt wach zu halten.

Ob in der zentralen Anlaufstelle für Ukraine-Flüchtlinge in Leipzig oder in privaten Unterkünften: Vielen Menschen aus seinem Heimatland fehlt es an Grundlegendem, von Babynahrung und Windeln über den warmen Pullover bis hin zu Schuhen. Wir unterstützen die Initiative #helioshilfeukraine unserer ukrainischen Mitarbeiter:innen. Jeder gespendete Euro kommt Geflüchteten in und um Leipzig zugute. Sie wollen sich an der Aktion beteiligen? Schicken Sie uns gern eine Mail an UKM.Leipzig@helios-gesundheit.de.