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Ein Leben lang – dank Spenderherz

Am Herzzentrum Leipzig dreht sich das ganze Jahr lang alles rund um das Herz. Auch Dieter Pietsch (91) und Alexander Scholz (53) wurden in der Spezialklinik für Herzerkrankungen behandelt. Beide erhielten in Leipzig ein neues Herz. Rückblickend berichten sie von ihrer persönlichen Transplantationsgeschichte und dem Leben mit Spenderherz. 

14. Februar 2024
Dieter Pietsch Spenderherz

Jährlich werden am Herzzentrum Leipzig circa 30 Herztransplantationen und 50 Kunstherz-Implantationen durchgeführt, wobei jeder einzelne Eingriff eine Geschichte des Überlebens und der Hoffnung erzählt.  Priv.-Doz. Dr. med. Alexey Dashevich, Leitender Oberarzt und Bereichsleiter des Herztransplantations- und Kunstherz-Programms am Herzzentrum Leipzig, vergleicht die Herztransplantation mit einem Marathon, bei dem die Operation selbst nur einen kleinen Teil darstellt und verdeutlicht, dass sich eine Transplantationsbehandlung über einen sehr langen Zeitraum erstreckt: „Die Geschichte beginnt für die Patient:innen Monate vor der OP und ist im Idealfall auch lange danach noch nicht zuende erzählt.“ Wie lange die Patient:innen mit den transplantierten Herzen wirklich leben können, hängt von den individuellen Umständen ab. 

Herzzentrum Leipzig

Ärztlicher Direktor, Direktor der Universitätsklinik für Herzchirurgie (Head of Department Cardiac Surgery)

Ein Spenderherz hat eine durchschnittliche Lebensdauer von über zehn Jahren. Aber wir erleben immer häufiger, dass die transplantierten Herzen darüber hinaus gut funktionieren. In seltenen Fällen kann ein Spenderherz auch bis zu 30 Jahren überdauern.

Dieter Pietsch: „Keiner hat geglaubt, dass ich das so lange durchhalte.“

Dieter Pietsch war im Frühjahr 1998 erstmals Patient im Herzzentrum Leipzig. Nach mehreren Herzinfarkten und einem dabei entstandenen Aneurysma wurde er zunächst im Universitätsklinikum Leipzig behandelt, bevor er ins Herzzentrum Leipzig verlegt wurde und auf die Transplantationsliste für ein neues Herz kam. Es vergingen nur wenige Monate, bis sich das „jede Minute bereit sein, wenn das Telefon klingelt“ auszahlte und er im Juli 1998 den wohl wichtigsten Anruf seines Lebens bekam: Ein neues Herz war für die Transplantation bereit und er konnte sofort abgeholt werden. Heute ist Herr Pietsch 91 Jahre alt, sein Spenderherz schlägt nun seit über 25 Jahren in seinem Körper. „Als Professor Mohr mir damals gesagt hat, dass ich ein gutes Herz bekommen habe, habe ich das so hingenommen. Aber scheinbar habe ich wirklich ein gutes Herz bekommen – das macht noch ein bisschen mit“, kommentiert er schmunzelnd seinen Werdegang.

 

Die Zeit nach der Transplantation beschreibt Herr Pietsch als „viele, schöne Jahre“: Er fährt und fliegt mit seiner Frau in den Urlaub nach Spanien, Frankreich, Portugal. Mit ein paar anderen Transplantationspatient:innen gründet er eine Selbsthilfegruppe, den heutigen HLTX e. V., den er sogar zehn Jahre lang leitet. Er lernt seine zwei Enkelinnen und seinen Enkel kennen, die ihn verwöhnen und zum ein oder anderen Termin fahren, wenn sie in Leipzig sind. Er geht ins Gewandhaus und zum Fußball. „Jetzt ist die Zeit vergangen und ich kann es kaum fassen. Keiner hat geglaubt, dass ich das solange durchhalte“, resümiert Herr Pietsch mit Blick auf seine persönliche Transplantationsgeschichte. „Damals hieß es immer: ‚Zehn, fünfzehn Jahre wird das neue Herz schon halten‘. Jetzt sind wir schon im 26. Jahr.“

 

Diese gute Quote schreibt er auch seiner Disziplin zu: Er nimmt seine Tabletten jeden Tag um die gleiche Uhrzeit, hält sich an die Hinweise und Tipps, die er auch im Rahmen der Selbsthilfegruppe erhalten hat, vermeidet schwere Arbeiten und lässt sich helfen, wann immer es nötig ist. Auch, wenn ihm mittlerweile Dank des hohen Alters und einiger anderer Erkrankungen schnell die Kraft ausgeht, bleibt er positiv und dankbar: „Ich bin froh und stolz, dass ich hier am Herzzentrum Leipzig transplantiert wurde und noch so viel erleben durfte.“

Alexander Scholz: „Ich hatte nach der Transplantation plötzlich immer volle Batterien.“

Als Alexander Scholz 14 Jahre alt ist, wird bei ihm DCM (Dilatative Kardiomyopathie) diagnostiziert: eine pathologische Vergrößerung des Herzmuskels, welche zu einem fortschreitenden Verlust der Herzleistung führte. Dreißig Jahre später verschlimmerte sich sein Zustand plötzlich, sodass ihm im Mai 2005 ein Defibrillator implantiert werden muss. Schon zwei Monate später wird er auf die Herztransplantations-Warteliste gesetzt. Als sein Zustand im Dezember 2005 eskaliert, kommt er auf die Hoch-Dringlichkeitsliste. Einen weiteren Monat muss er warten, bis Ende Januar 2006 sein passendes Spendeorgan gefunden und erfolgreich implantiert wurde. 

 

Die Zeit nach der Transplantation beschreibt Alex Scholz als eine heftige Umstellung: „Vorher konnte ich nicht mal mehr die Zeitung ordentlich umblättern. Nach der Transplantation hatte ich dann plötzlich immer volle Batterien. Meine Pump-Funktion ist von sieben Prozent auf satte 72 Prozent gestiegen.“ Schon im Sommer nach der Transplantation kann er wieder Fahrrad fahren und verreisen. Im Jahr 2009 beginnt er wieder langsam damit, zu arbeiten – seit Juni 2012 kann er sogar wieder in Vollzeit seiner Leidenschaft als Koch nachgehen. „Nach der Transplantation braucht man Geduld und muss sich langsam wieder an alte Gewohnheiten herantasten. Man sollte stets positiv denken. Es gibt viele Beispiele, bei denen die Leute nach der Transplantation wieder arbeiten und ihren Hobbies nachgehen konnten.“ Auch er engagiert sich für Transplantations- und Kunstherzpatient:innen am Herzzentrum Leipzig: „Wenn Patient:innen mit mir reden möchten, erzähle ich ihnen alles, was sie über meine Geschichte interessiert. Oder ich höre ihnen einfach zu. Ich bin der Meinung, das muss jemand machen, der das auch erlebt hat. Deshalb bin ich an den Wochenenden hier in der Klinik. Außerdem unterstütze ich das Netzwerk Spenderfamilien. Das ist eine gute Ablenkung zu meinem Vollzeitjob und mir wird hier stets großer Dank entgegengebracht.“ Dankbar ist Alex Scholz auch selbst – besonders Spenderfamilien gegenüber: „Ohne der großzügigen und selbstlosen Entscheidung der Angehörigen eines Organspenders oder einer –spenderin, würde ich hier heute nicht mehr stehen. In meinen Gedanken bin ich oft bei den Familien, die einen geliebten Menschen verloren und trotz des Schmerzes den Entschluss gefasst haben, anderen eine zweite Chance zu schenken.“