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Herzzentrum Leipzig implantiert erstmals ein vollständig künstliches Herz

Am Herzzentrum Leipzig wurde erstmals einem Patienten eine neue Art eines vollständig künstlichen Herzens, ein so genanntes ‚total artificial heart‘ (TAH), implantiert. Die Besonderheiten dieses Typs von Kunstherz sind, dass es die Herzfunktionen durch seine integrierte Sensorik komplett imitiert und durch biokompatible Oberflächen nicht als Fremdkörper erkannt wird. Die Operation verlief komplikationsfrei; der Patient konnte die Intensivstation bereits verlassen.

26. April 2024
Herzzentrum Leipzig implantiert erstmals ein vollständig künstliches Herz

Die Implantation eines vollständigen Kunstherzens (TAH) kommt in Frage, wenn ein biventrikuläres Kammerversagen festgestellt wird, also der Ausfall der Pumpfunktionen sowohl der linken als auch der rechten Herzkammer vorliegt.

Herzzentrum Leipzig

Leitender Oberarzt der Universitätsklinik für Herzchirurgie/ Leiter des HTX- und VAD- Programms

Bei unserem Patienten trat ein solches Szenario nach einem schweren Herzinfarkt ein: Durch den Infarkt starb ein Teil des Muskelgewebes in der Herzscheidewand ab und ein Loch entstand, das sich nicht verschließen ließ. Dadurch waren beide Herzkammern beeinträchtigt – eine Situation, in der keines der herkömmlichen Unterstützungssysteme für das Herz mehr anwendbar war.

Die Familie des Patienten entschied sich für die Implantation des neuen Kunstherzens – die 55. Operation dieser Art weltweit.

Im Gegensatz zu bereits länger existierenden Kunstherzsystemen ist das ‚total artificial heart‘ (TAH) in der Lage, die natürlichen Funktionen des Herzens komplett zu ersetzen: Das Kunstherz enthält insgesamt 14 Sensoren, die unter anderem Druck und Temperatur messen.  Dadurch registriert es Belastungen des Körpers, zum Beispiel schnelleres Gehen oder Treppensteigen, und passt die Schlagfrequenz an die Bedürfnisse des Körpers eigenständig an. Gleichzeitig ist das TAH biokompatibel. Das bedeutet, dass die mit Blut in Kontakt kommenden Oberflächen mit einer biologischen Membran aus dem Herzbeutel eines Rindes ausgekleidet sind. Dadurch wird das Herz nicht als Fremdkörper erkannt und nicht abgestoßen.

Im Vorfeld der Operation reiste ein Ärzt:innenteam des Herzzentrums nach Paris, um die Anwendung des TAH im Rahmen einer Probe-Implantation am Tier zu üben. Die anschließende Operation am Patienten verlief dann sehr erfolgreich:

Herzzentrum Leipzig

Leitender Oberarzt der Universitätsklinik für Herzchirurgie/ Leiter des HTX- und VAD- Programms

Bei solchen Operationen stellen wir uns auf alle Arten von Komplikationen ein, aber es traten keine ein. Das Einsetzen des Kunstherzens lief reibungslos und das Herz funktionierte sofort fehlerfrei. Das ist für uns ein großer Erfolg. Ich freue mich, dass es unserem Patienten bereits wieder so gut geht und er Besuch von seiner Familie empfangen kann.

Herzzentrum Leipzig

Ärztlicher Direktor, Direktor der Universitätsklinik für Herzchirurgie (Head of Department Cardiac Surgery)

Mit diesem neuen Typ von Kunstherz sind wir in der Lage, Herzpatienten aus einer ansonsten aussichtslosen Situation zu helfen. Ich gratuliere meinem Kollegen Dr. med. Dashkevich zu dieser Premiere. Für das Herzzentrum Leipzig ist die Implantation des TAH ein wichtiger Meilenstein innerhalb des Transplantationsprozesses. Es ermöglicht uns, Menschen mit schweren, beidseitigen Herzdefekten Zeit zu verschaffen mit dem Ziel, später ein Spenderherz transplantiert bekommen zu können.

Das ‚total artificial heart‘ ist europaweit zugelassen und wird in Frankreich weiterhin in breit angelegten Studien untersucht. Aktuell wird es nicht als dauerhafte Therapie eingesetzt, sondern als eine so genannte ‚bridge to transplant‘, eine Brückenlösung bis zur Transplantation eines Spenderherzens. Durch die Implantation wird die Durchblutung von Lunge, Leber und Nieren verbessert und damit die Gesamtkondition des Patienten stabilisiert. Ob und wann ein Austausch gegen ein menschliches Spenderherz nötig ist, entscheidet sich am Gesundheitszustand der jeweiligen Patient:innen.