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„Mich bekommst du nicht“ - Hoffnung nach Pankreaskrebs

An der Helios St. Johannes Klinik werden auch komplexe Tumoreingriffe mit Roboterassistenz angeboten – zum großen Vorteil für schwerkranke Patient*nnen wie Adelheit Bongertmann.
23. Januar 2023

Einen Tumor an der Bauchspeicheldrüse (medizinisch Pankreas) schonend minimal-invasiv zu entfernen, ist eine extrem aufwendige Operation, die nur wenige Chirurg*nnen in Deutschland beherrschen. Die sogenannte Whipple-Technik dann noch besonders präzise mit einem DaVinci-Roboter anzuwenden, dazu ist nur eine Handvoll in der Lage – unter anderem das Team an der Helios St. Johannes Klinik Duisburg. Für Betroffene im Umkreis ein Segen, denn die Erholungszeit ist deutlich kürzer. Adelheit Bongertmann konnte schon nach nur acht Tagen wieder zurück zu ihrer Familie. Für die 74jährige ein kleines Weihnachtswunder.

Sie hatte Schmerzen unterhalb der rechten Rippe, die einfach nicht verschwanden. Adelheit Bongertmann ahnt schon, dass es etwas Ernsteres sein könnte und macht einen Termin bei ihrem Hausarzt. Er nimmt Blut ab und mit dem zurückkehrenden Ergebnis beginnen die Alarmglocken im Kopf der gebürtigen Hombergerin zu schrillen. „Auffällige Werte, sagte er mir, das muss auf jeden Fall abgeklärt werden“, erzählt sie. „Ich habe versucht, es zu verdrängen, aber eigentlich wusste ich schon, dass mir eine bösartige Diagnose blüht.“ Fassen kann sie es trotzdem nicht, als sie schließlich nach Magen- und Darmspiegelung sowie Bildgebung die schlechte Nachricht überbracht bekommt: Bauchspeicheldrüsenkrebs, ein fast acht Zentimeter großer Tumor am Übergang zum Zwölffingerdarm. „Diese Krankheit hat mir schon meine Liebsten genommen, warum trifft es mich jetzt auch noch, hab ich mich gefragt.“ Adelheit Bongertmann kann ihre Tränen nicht zurückhalten, als sie von ihrem bisherigen schweren Schicksal erzählt: Vor sechs Jahren erlag ihr Mann einem schweren Krebsleiden, auch ihr neuer Lebensgefährte starb dann vor einem Jahr an einem bösartigen Tumor. Doch genau deshalb lässt sie sich ihre Zuversicht und ihren Kampfgeist nicht nehmen: „Mich bekommst du nicht, dachte ich sofort.“  Entsprechend hoffnungsvoll ist sie, als die Ärzt*nnen ihr sagen, dass der Tumor noch nicht gestreut hat und operiert werden kann.

Dafür wird die Seniorin an die Helios St. Johannes Klinik in Alt-Hamborn überwiesen, das Team vom dortigen Chefarzt Dr. Norbert Hennes, verfügt über viel Erfahrung in der Tumor- und vor allem in der Pankreaschirurgie. Zudem absolviert die Abteilung in ihrem Robotik-Zentrum – das erste der Stadt – bereits seit drei Jahren die meisten Eingriffe mit dem DaVinci-Roboter, einem Assistenzsystem, dass die Operationen vor allem bei der Tumorentfernung, noch präziser macht. Mit dieser Erfahrung beherrschen die Spezialist*nnen inzwischen auch die deutlich komplexeren Eingriffe in der Bauchchirurgie wie die sogenannte Whipple-Operation, bei der der Kopf der tumorösen Bauchspeicheldrüse operativ entfernt wird. Auch bei Adelheit Bongertmann soll sie angewendet werden. Das Verfahren gilt als eines der schwierigsten überhaupt und kann nur von wenigen Chirurg*nnen schonend minimal-invasiv durchgeführt werden, unter anderem weil die Entfernung des Gewebes extrem kleinteilig ist und der „Wiederanschluss“ der Bauchspeicheldrüse an den Darm sehr aufwändig und an schwer zugänglichen Stellen erfolgen muss. Für die größeren Gefäße im Bauchraum sind zudem spezielle Instrumente erforderlich. Doch genau hier zeigen sich auch die Vorteile des DaVincis: „Durch die präzisen robotischen Arme und die Kamera können wir die schwierigen Stellen viel besser erreichen, zeitgleich durch eine lumineszierende Flüssigkeit noch die Blutversorgung kontrollieren und die Patienten verlieren wenig Wärme und erholen sich schneller“, fasst Chefarzt Dr. Norbert Hennes das sogenannte Outcome zusammen. Sein Team ist für die aufwendigen Schulungen schon 2020 bis ins europäische Ausland gereist.

Mit seiner Patientin spricht der renommierte Chirurg den Eingriff genau durch, Adelheit Bongertmann ist guten Mutes, auch darüber, dass ein Roboterassistent „mitmischt“, macht sie sich gar keine Sorgen: „Ich vertraue dem Team voll und ganz. Außerdem hab ich hier am Klinikum schon bei einer großen Rücken-OP vor ein paar Jahren gute Erfahrungen gesammelt.“ Am 1. Dezember startet die OP in den Vormittagsstunden, fünf Stunden später ist es geschafft, alles an bösartigem Gewebe konnte entfernt werden. Die größte der fünf kleinen Narben ist gerade mal vier Zentimeter lang, bereits am dritten Tag ist die Rentnerin schon wieder selbstständig mobil. Die Prognose ist sehr gut, auch eine Chemotherapie braucht sie nicht. Nur ihre Ernährung muss sie nach dem Eingriff am Darm etwas umstellen. Am achten Tag kehrt sie nach Hause zurück, unendlich erleichtert und mit dem für sie typischen trockenen Humor: „Ich hätte nicht damit gerechnet, dass ich mich so schnell wieder fit fühle und bin den Ärzten unendlich dankbar, dass alles so gut geklappt hat, auch wenn ich mir den fettigen Braten an Weihnachten wohl verkneifen muss.“

Hintergrundinfos

„Tumorchirurgie mit dem Roboter“

Bereits mehrere hundert Male haben die chirurgischen Abteilungen des Helios Klinikum Duisburg mit dem hochtechnisierten DaVinci-Robotersystem operiert und damit für ihre Patient*nnen oftmals besonders gute Ergebnisse erzielt. Die Eingriffe sind noch schonender und auch sicherer, weil der Roboter kein Zittern kennt und extrem präzise arbeitet. Denn er nutzt, wie auch bei regulären Laparoskopien üblich, kein klassisches Skalpell, sondern schneidet millimetergenau mit Strom, so dass Gefäße in einem Zuge durchtrennt und verödet werden, was den Blutverlust massiv reduziert. Gerade Krebspatienten, deren Organismus ohnehin schon sehr geschwächt ist, profitieren daher von den präzisen Schnitten und den nicht-offenen Eingriffen, die sonst immer einen größeren Wärme- sowie Blutverlust, ein höheres Entzündungsrisiko und längere Heilung bedeuten. Und auch wenn es so klingt, der Roboter agiert zu keiner Zeit selbstständig sondern jeder Handgriff wird von dem/r verantwortlichen Chirurg*in über eine Konsole gesteuert.

Eingriffe, die von der Allgemein- und Viszeralchirurgie an der Helios St. Johannes Klinik minimal-invasiv mit dem Roboter durchgeführt werden:

  • Darm(teil)entfernungen
  • Mastdarmtumore
  • Bauchspeicheldrüsenoperationen
  • Magenoperationen
  • Leberoperationen
  • Refluxoperationen
  • Entfernung der Gallenblase
  • Operationen an den Gallenwegen
  • Versorgung komplexer Bauchwandbrüche

Neben den Allgemeinchirurg*nnen nutzen im Robotik-Zentrum auch die Abteilungen für Urologie, und Thoraxchirurgie das System zum Operieren komplexer Fälle.

„Mich bekommst du nicht“ - Hoffnung nach Pankreaskrebs