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Sonne? Aber sicher! Hautkrebs vermeiden dank Prävention

So wohltuend die Wärme der Sonne auch ist, so gefährlich ist ihre UV-Strahlung: Bereits eine geringe Dosis kann das Erbgut unserer Zellen verändern. Kein Wunder, dass Hautkrebs, laut der Deutschen Krebshilfe, zur zweithäufigsten Berufskrankheit gehört. Wie sich Betroffene bei der Arbeit in der Sonne schützen können und was es zu beachten gilt, verrät unsere Expertin Susanne Müller-Forte im Interview.
08. Juni 2023

Sie ist wohltuend, aber schädlich zugleich: die Sonne. Fakt ist, dass bereits eine geringe Dosis UV-Strahlung das Erbgut unserer Zellen verändern kann. Zwar ist das körpereigene Reparatursystem unserer Zellen in der Lage, Schädigungen am Erbgut zu reparieren, nichtsdestotrotz können wiederkehrende Sonnenbrände und häufige UV-Belastung irreparable Schäden verursachen. Daraus kann sich langfristig Hautkrebs entwickeln. Er zählt, laut dem Bundesamt für Strahlenschutz, zu den am häufigsten auftretenden Krebsarten weltweit und hat sich zur zweithäufigsten Berufskrankheit entwickelt, wenn man die Zahlen der Deutschen Krebshilfe betrachtet.

Sie arbeiten im Freien und sind dabei der Sonnenstrahlung ausgesetzt? Was Sie beachten sollten und wie Sie sich schützen können, erklärt Ihnen unsere Expertin, Susanne Müller-Forte, im Interview.

Sun of Midday

Ein besonderes Risiko tragen die sogenannten Outdoorworker, wie beispielsweise Arbeitnehmer:innen aus der Landwirtschaft, Dachdecker:innen, Gärtner:innen, Bademeister:innen oder auch Mitarbeiter:innen aus dem Bauwesen. Auch Berufe wie Erzieher:innen, an die man vielleicht gar nicht denken würde, sind gefährdet.

Die sogenannte Angebotsvorsorge müssen Arbeitgeber:innen Ihren Mitarbeiter:innen anbieten, diese können sie freiwillig annehmen.

Darüber hinaus werden im Rahmen der Vorsorge zwei Organe genauer unter die Lupe genommen: Die Haut als unser größtes Organ und die Augen.

Die Haut, die der Sonne ausgesetzt ist, wird individuell untersucht. Hierbei muss Susanne Müller-Forte häufig Nachlässigkeit feststellen: „Oftmals wird ein Cap getragen, aber die Ohren sind frei und werden nicht eingecremt. Dann sind Hautveränderungen am Ohr meist schon vorhanden.“

Außerdem überprüfe ich, ob es Hinweise auf Augenschädigungen gibt. Dies können Entzündungen der Binde- und Hornhäute, oder die Eintrübung der Augenlinse, auch bekannt als grauer Star, sein.

Wir beraten Arbeitgeber:innen nach dem TOP-Prinzip zu handeln. Dieses setzt sich wie folgt zusammen:

Technische Maßnahmen: Hierzu gehören beispielsweise Verschattungen, wie Sonnensegel oder Sonnenschirme, sodass Mitarbeitende nicht der Sonne ausgesetzt sind. 

Organisatorische Maßnahmen: Wenn möglich, werden die Arbeitszeiten in die frühen Morgen- oder späten Abendstunden verlegt, um die aggressive Sonneneinstrahlung zu vermeiden. Alternativ ist auch das Abwechseln unter den Mitarbeitenden denkbar.

Persönliche Maßnahmen: Erst zum Schluss folgen die persönlichen Schutzmaßnahmen, wie Schutzkleidung oder UV-Schutz. Kleidung, die den gesamten Körper bedeckt, wie beispielsweise ein Hut mit breiter Krempe, der Ohren und Nacken schützt oder auch weite, langärmelige Baumwollkleidung, sind hierfür geeignet. Die Körperstellen, die nicht mit Kleidung bedeckt werden können, sollten mit einem Sonnenschutz größer dreißig, besser größer fünfzig geschützt werden.

Fakt ist, dass die Kleidung noch immer den besten Schutz gegen UV-Strahlung darstellt. Erst danach folgt die Sonnencreme. Als zusätzliche Orientierung dient der sogenannte UV-Index. Je höher er ist, desto höher ist die UV-Bestrahlungsstärke.

Arbeitgeber:innen haben immer im Rahmen einer Gefährdungsbeurteilung die Arbeitsplatzbedingungen zu prüfen. Ergibt sich hierbei, dass die Mitarbeitenden eine Stunde in der Sonne oder zwei Stunden im Schatten tätig sind, muss die Vorsorge angeboten werden.

Ziel dabei ist, den bestmöglichen Schutz für die Mitarbeitenden zu gewährleisten. Innerhalb der Beurteilung wird geklärt, welche Gefährdungen es gibt und wie Abhilfe geschaffen werden kann, sodass der Arbeitsplatz so sicher wie möglich ist. Hier können wir beratend zur Seite stehen. 

Das Risiko für hellen und dunklen Hautkrebs steigt bei hoher Belastung von UV-Licht, häufigen Sonnenbränden, aber auch bei ständiger wiederkehrender Bestrahlung ohne Sonnenbrand. Auch der Hauttyp, die genetische Vorbelastung und das Alter spielen eine Rolle. Was viele nicht wissen: Übermäßige Sonneneinstrahlung kann das körpereigene Immunsystem negativ beeinflussen, daher ist Sonne nicht immer nur förderlich für den Körper. Man erkennt hellen Hautkrebs an Veränderungen der Haut. So können betroffene Hautstellen trocken und rau sein oder kleine Erhebungen aufweisen.

Fast immer sind beim weißen Hautkrebs die Hautstellen betroffen, die der Sonne exponiert sind, wie beispielsweise Nase, Stirn, Kopf, oder auch Ohren. Heller Hautkrebs wächst langsam und destruierend und zerstört dabei das umliegende Gewebe. Dies kann vor allem dann zum Problem werden, wenn ein umliegender Knochen zerstört wird. Allerdings muss es gar nicht erst soweit kommen, erklärt Frau Müller-Forte:

Meist handelt es sich um Vorstufen, sogenannte aktinische Keratosen (gerötete und schuppige Hautstellen). Diese sind, bei rechtzeitiger Therapie, gut behandelbar. Das Problem ist, dass die Leute meist nicht früh genug kommen.“

Grundsätzlich rät Sie daher Arbeitnehmer:innen: „Wenn es eine Hautveränderung z.B. Rauheiten, Blutungen oder Knötchen gibt, die vorher nicht da waren und nicht innerhalb von eins bis zwei Wochen weggehen, soll man den Hautarzt aufsuchen.“

Viele cremen sich ein, wenn sie bereits in der Sonne sind. Es ist jedoch wichtig, dass man sich eincremt, noch bevor man überhaupt in die Sonne geht und ausreichend Creme benutzt. Auch muss nachgecremt werden, da beispielsweise durchs Schwitzen Creme verloren geht. Hinzu kommt, dass die meisten zu wenig Creme benutzen. Für unsere Handrücken sollten wir zum Beispiel einen Teelöffel Sonnencreme benutzen – so viel nutzen die wenigsten!

Frau Susanne Müller-Forte ist Institutsleitung des arbeitsmedizinischen Instituts Cuxhaven und betreut in Ihrer Praxis Unternehmen allumfassend arbeitsmedizinisch. Die Beratung und Vorsorge rund um das Organ Haut ist in den letzten Jahren in Ihrer Praxis immer mehr in den Fokus gerückt und hat zunehmend an Bedeutung gewonnen.